Carlo Ancelotti ist beim FC Chelsea kaum einen Tag Geschichte, schon überschlagen sich die Spekulationen um seine Nachfolge.
Am Sonntagnachmittag, nach dem 0:1 der Blues zum Saisonabschluss beim FC Everton, wurde Aneclotti mehr oder weniger elegant abserviert.
Sportliche Leitung ausgetauscht
Nachdem zunächst noch eine Nachricht die Abonnenten des Chelsea-Channels erreichte, dass er und der Klub sich noch nicht zu Gesprächen über die weitere Zukunft verabredet hätten, folgte nur 42 Minuten später die schmucklose Entlassung.
"Der FC Chelsea gibt die Trennung von Carlo Ancelotti bekannt. Der Besitzer und der Vorstand bedanken sich für seine Arbeit. Carlo wird an der Stamford Bridge immer willkommen sein."
Mit Ancelotti muss auch dessen Co-Trainer Bruno Demichelis gehen. Nach Ray Wilkins und Frank Arnesen haben die Blues damit alle Verantwortlichen der sportlichen Leitung ausgetauscht.
"Ehrenwerter und anständiger Mann"
Ancelotti, der in der letzten Saison noch das erste Double überhaupt in der Geschichte Chelseas geholt hatte, stolperte letztlich über das sang- und klanglose Aus der Blues im Viertelfinale der Champions League gegen Manchester United.
"Der zweite Platz in dieser Saison war zu wenig für Roman Abramowitsch", schrieb Jamie Redknapp in seiner Kolumne in der "Daily Mail". "Dieser ehrenwerte und anständige Mann brachte Stil in die Premiere League und hätte in jedem anderen Verein ansehnlichen Erfolg gehabt."
"Ich akzeptiere und respektiere die Entscheidung von Chelsea", sagte Ancelotti zu seiner Demission. "Ich hatte zwei fantastische Jahre bei diesem Verein. Und ich denke, ich habe hier gute Arbeit abgeliefert. Jetzt werde ich mir Gedanken über meine Zukunft machen. Am liebsten würde ich in England und in der Premier League bleiben."
Hiddink mit besten Aussichten
Viel heftiger als Ancelottis Zukunft wird auf der Insel aber dessen Nachfolge in West-London diskutiert. Dabei gibt es die wildesten Theorien - und zwei ganz heiße Anwärter. Guus Hiddink, der neben seiner Funktion als Nationaltrainer der Türkei auch immer noch als Berater der Blues im Hintergrund auftritt, ist die erste Option.
Der Niederländer ist ein enger Freund von Klub-Eigner Roman Abramowitsch, kennt den Verein bestens, ist bei den Fans beliebt und bringt vor allen Dingen jene Aura und Erfolgsbesessenheit mit, die Abramowitsch für den ganz großen Traum für nötig hält.
Der Russe will nichts anderes als die Champions League gewinnen, Erfolgstrainer Hiddink wäre dafür die perfekte Besetzung der vakanten Stelle. Derzeit ist der 64-Jährige noch an den türkischen Verband gebunden. Unter Umständen kann in den nächsten Wochen aber alles ganz schnell gehen.
Doppelspitze mit van Basten?
Sollte die Türkei am 3. Juni in Belgien verlieren, wäre die Qualifikation zur Europameisterschaft im kommenden Jahr nur noch Utopie. Dass Hiddink dann noch seinen Vertrag bei den Türken erfüllen würde, glaubt niemand mehr. Es wäre der erste Kontrakt, den Hiddink von sich aus nicht bis zum Ende erfüllt.
Es gibt aber noch eine weitere Variante mit Hiddink: Der Niederländer könnte als Sportdirektor fungieren und einem jüngeren Trainer den Vorrang lassen. "Es läuft gut mit Chelsea. Es kostet mich wenig Zeit, und ich kann es mit meinem Posten in der Türkei vereinbaren", schrieb Hiddink jüngst bereits in seiner Kolumne beim "De Telegraaf".
Auch Hiddinks Landsmänner Marco Van Basten und Frank Rijkaard werden bereits als mögliche Nachfolger gehandelt. Ian McGary, Mitglied des "Radio 5Live Monday Night Club", twitterte am Montag vom Plan des Klubs, Hiddink als Sportdirektor und van Basten als neuen Trainer zu installieren.
Villas-Boas mit guten Chancen
Bleibt noch einer der derzeit heißesten Trainer Europas: Andre Villas-Boas. Der Portugiese hat mit dem FC Porto eben erst die Europa League gewonnen und wird schon seit geraumer Zeit von einigen Top-Klubs beobachtet.
Villas-Boas will nach eigener Auskunft allerdings noch ein Jahr in Porto bleiben und mit dem portugiesischen Meister unbedingt in der Champions League spielen.
Zudem besitzt der 33-Jährige zwar eine Ausstiegsklausel - mit rund 15 Millionen Euro wäre Villas-Boas aber äußerst üppig herauszukaufen. Bei den Buchmachern auf der Insel ist Villas-Boas trotzdem top gerankt.
Zudem fallen die Namen von Mark Hughes und Gianfranco Zola an der Stamford Bridge. Die beiden Ex-Spieler der Blues könnten den Job als Tandem übernehmen. Und sogar von Harry Redknapp war bereits vage die Rede.
Mourinho? Eher nicht
Über allem, und das darf bei einem Klub wie dem FC Chelsea kaum verwundern, schwebt seit Sonntagabend aber wieder der Name Jose Mourinho. Dass die Fans den Portugiesen und erfolgreichsten Trainer der Klubgeschichte wieder zurück haben wollten, verblüfft nicht.
Allerdings mehren sich die Meldungen aus Spanien, wonach "The Special One" mindestens noch ein Jahr bei Real Madrid bleiben will.
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