Deutsche Nachwuchsspieler sind auf der Insel so angesagt, wie nie zuvor. Das "German Wunderkind" und zwei weitere Talente könnten mit Podolski und Mertesacker ein deutsches Quintett beim FC Arsenal bilden. Auch Liverpool und Fulham sind auf den Geschmack gekommen. Sogar von "the next Oliver Kahn" ist die Rede. SPOX stellt sieben junge Fußballer vor, die bei Premier-League Klubs kurz vor dem Durchbruch stehen oder in den nächsten Jahren zumindest gute Chancen darauf haben.
Serge Gnabry
Geburtsdatum: 14.07.1995 (17)
Geburtsort: Stuttgart
Aktueller Verein: FC Arsenal
Vertrag bis: 30.06.2015
Letzter Verein: VfB Stuttgart (U 17)
Position: Rechtsaußen
Es ist die 83. Spielminute. Der FC Arsenal liegt bei Norwich City mit 0:1 hinten. Coach Arsene Wenger nimmt Aaron Ramsey vom Feld und verhilft dem 17-jährigen Serge Gnabry zu seinem Premier-League-Debüt.
Die Niederlage konnte der gebürtige Stuttgarter nicht verhindern, trotzdem lobte Wenger den Außenstürmer überschwänglich: "Serge war einer der gefährlichsten Spieler und sehr auffällig. Sein Spiel sah sehr interessant aus. Er ist in einer Kategorie mit Walcott und Oxlade-Chamberlain: Jungs mit Power, die schnell sind und dribbeln können. Er hat Potenzial als Torschütze, einen guten Blick und kann hinter dem Stürmer oder auf dem Flügel spielen." Die Schnelligkeit ist die große Stärke Gnabrys, in frühen Jahren war er Sprinter.
Wenger hat Großes vor mit Gnabry, dessen Vater Nationalspieler der Elfenbeinküste war. Verlängert Theo Walcott seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht, soll er ihn ersetzen. Auch die englische Presse feiert das "German Wunderkind".
"Wie Arsenal-Teen Gnabry einen weiteren Nagel in Walcotts Sarg schlagen könnte", titelte "The Week", nachdem Gnabry gegen Schalke Champions-League-Luft schnuppern durfte. Seinen ersten Startelfeinsatz hatte er beim verrückten 7:5-Erfolg über den FC Reading im Ligapokal.
Im Alter von 15 Jahren, damals noch in der B-Jugend des VfB Stuttgart, wurden die Londoner auf Gnabry aufmerksam und zahlten schließlich 100.000 Euro für seine Dienste. Für Jugendtrainer Frederik Gluding kaum verwunderlich. "Er war bei uns immer seinen Alterskollegen überlegen. Durch seine Beidfüßigkeit ist er eine brutale Offensiv-Waffe."
Eine Meinung, die man auch beim DFB teilt. Längst ist er ein fester Bestandteil der U-Nationalmannschaften. "Er ist am stärksten, wenn er von außen mit hoher Geschwindigkeit nach innen zieht und den Abschluss sucht", so Auswahltrainer Stefan Böger. "Wenn seine Entwicklung in den nächsten Jahren so linear weitergeht, dann ist er ja gar nicht mehr aufzuhalten."
Doch selten verläuft eine Karriere als Fußballer linear. Das weiß auch Böger: "Er hat bei mir die EM-Endrunde in Slowenien verpasst, weil er gesundheitliche und konditionelle Probleme hatte. Er muss körperlich noch zulegen."
Thomas Eisfeld
Geburtsdatum: 18.01.1993 (19)
Geburtsort: Finsterwalde
Aktueller Verein: FC Arsenal (Reserve)
Vertrag bis: 30.06.2015
Letzter Verein: Borussia Dortmund (U 19)
Position: Offensives Mittelfeld
Auch für Thomas Eisfeld war das Pokalspiel gegen Reading ein besonderes. Die Auswechslung von Serge Gnabry ermöglichte ihm sein Profi-Debüt.
Es ist keine 12 Monate her, da spielte Eisfeld noch in der U 19 von Borussia Dortmund. An der Seite von Mario Götze durchlief er die Jugendmannschaften. Doch nach einem Kreuzbandriss 2009 hatte ihn beim BVB niemand mehr auf dem Zettel. Auch beim DFB spielte Eisfeld keine Rolle.
Zudem wurden Leonardo Bittencourt und Mustafa Amini für die Saison 2012/13 verpflichtet. Als ihm sein Berater am 28. Januar vom Interesse des FC Arsenal berichtete, flog er sofort nach London. Zwei Tage später war der Vertrag unterschrieben. Am 1. Februar debütierte er für die Reserve der Gunners.
"Wir haben ihn lange beobachtet. Er hat die Einstellung und die technischen Fähigkeiten, um eine wertvolle Verstärkung für uns zu sein", sagte Arsene Wenger. 750.000 Euro soll Arsenal für Eisfeld nach Dortmund überwiesen haben. Eine Summe, der BVB-Sportdirektor Michael Zorc nicht wiederstehen konnte: "Aus wirtschaftlicher Sicht war der Verkauf sinnvoll."
Eisfeld scheint mit dem Wechsel alles richtig gemacht zu haben. Mittlerweile trainiert er regelmäßig mit den Profis, war auch auf der Asien-Tour vor der Saison dabei und bewahrte Arsenal mit seinem Ausgleichstreffer vor einer Blamage beim chinesischen Klub Kitchee SC. "Das war eine sehr schöne Erfahrung", sagt Eisfeld.
Im Internet wird Eisfeld von den Fans bereits gefeiert. Er selbst will davon nichts wissen. "Ich gucke mir sowas nicht an, bin niemand, der seinen Namen googelt." Auch bei der Frage nach seinen Stärken bleibt er bescheiden: "Ich habe ein gutes Passspiel, ein gutes Auge und gute Technik. Aber das sollen andere beurteilen."
Leander Siemann
Geburtsdatum: 25.10.1995 (17)
Geburtsort: Berlin
Aktueller Verein: FC Arsenal (U 18)
Vertrag bis: 30.06.2014
Letzter Verein: Hertha BSC
Position: Innenverteidigung
Als Siemann 15 Jahre alt war beschlossen seine Eltern, ihn ein Jahr in London zur Schule zu schicken, um vor dem Abitur seine Englisch-Kenntnisse zu verbessern.
Über einen Verwandten organisierte sein Vater ein Probetraining bei Arsenal. Die Verantwortlichen dort waren sofort begeistert. "Arsenal sagte, es lohne sich aber nicht für nur ein Jahr", erklärt Vater Joachim. Also unterschrieb Siemann einen Ausbildungsvertrag über drei Jahre.
Um Geld geht es Leanders Eltern nicht. "Das ist uns egal. Wir wollen ihm nur Schule und Fußball gleichzeitig ermöglichen". Auch Hertha BSC wollte seiner Zukunft nicht im Weg stehen. "Leander kommt aus einer guten Familie", sagte Manager Michael Preetz. "Es ist sein Wunsch nach England zu gehen, das akzeptieren wir."
250.000 Euro soll Hertha an Ausbildungsentschädigung kassiert haben. Und das für einen Spieler, der in der U 16 nicht zur ersten Wahl gehörte. Er galt als guter Athlet, 2008 gewann er den Vatenfall-Crosslauf. "Leander ist sehr dynamisch, robust und zweikampfstark", sagt sein damaliger Coach Frank Vogel. "Er passt mit seinem Körper und seiner Wucht sehr gut nach England."
Siemann ist ein beidfüssiger Verteidiger mit Vorwärtsdrang. Auf der Website des FC Arsenal wird ihm zudem gutes Kopfballspiel attestiert. "Es war immer mein Traum, Profi zu werden. Arsenal ist eine riesengroße Chance", sagte Siemann. Bisher hat er sie genutzt. Aus der U 18 der Gunners ist er nicht mehr wegzudenken. Sogar eine Einwechslung in der U-21-Premier-League hat er vorzuweisen.
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Samed Yesil
Geburtsdatum: 25.05.1994 (18)
Geburtsort: Düsseldorf
Aktueller Verein: FC Liverpool
Vertrag bis: 30.06.2016
Letzter Verein: Bayer 04 Leverkusen
Position: Zentraler Sturm
Den FC Liverpool plagen große Personalsorgen. Mit Luis Suarez steht derzeit nur ein gelernter Mittelstürmer zur Verfügung. Ein Deutscher hingegen könnte von der Situation profitieren.
Samed Yesil wechselte vor der Saison von Bayer Leverkusen an die Anfield Road. 1,3 Millionen Euro soll er den Engländern wert gewesen sein. Eine stolze Summe für einen Jugendspieler, der erst rund zehn Minuten in der Bundesliga auf dem Platz stand.
Aber warum ließ Leverkusen Yesil überhaupt ziehen? 19 Tore erzielte Yesil in 23 Spielen für die A-Jugend. 20 Mal schlug er in 21 Begegnungen für die U-17-Nationalmannschaft zu, wurde Vize-Weltmeister und Dritter bei der Europameisterschaft. Bei der EM war er der zweitbeste Torschütze aller Teams.
"Es war der Wunsch des Spielers, diese Chance zu ergreifen. Dem wollten wir nicht entgegenstehen", verteidigte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser den Transfer.
In Leverkusen hatte Yesil ohnehin einen schweren Stand. Im Bundesliga-Kader ohne Chance sich zu beweisen, war Yesil nicht einmal in der U 23 von Trainer Ralf Minge unumstrittener Stammspieler. Von fünf Partien der neuen Regionalliga-Saison stand er nur einmal über 90 Minuten auf dem Platz.
Samed Yesil im Porträt: Keine Awards, kein Stammplatz - aber viel Talent!
Ohne Perspektive in Leverkusen war ein Wechsel die logische Konsequenz. Eingefädelt hatte den Transfer Berater Reza Fazeli, der auch schon Mesut Özil bei Real und Nuri Sahin bei Liverpool unterbrachte. Sahin, mit dem sich Yesil gut versteht, ist von den Qualitäten des Stürmers überzeugt: "Samed weiß, wo das Tor ist", erklärte er dem "FC Liverpool Magazin". "Er kann das Tor riechen und das ist Qualität, die man nicht lernen kann."
Stephen Sama
Geburtsdatum: 05.03.1993 (19)
Geburtsort: Bamenda (Kamerun)
Aktueller Verein: FC Liverpool
Vertrag bis: 30.06.2014
Letzter Verein: Borussia Dortmund (U 17)
Position: Innenverteidigung
"Meine Art Fußball zu spielen passt gut nach England. Ich will einen Gegner dominieren und ihn nicht zur Entfaltung kommen lassen", sagte Stephen Sama bei seinem Wechsel von Dortmund nach Liverpool. 16 Jahre war der Innenverteidiger damals jung.
Zweieinhalb Jahre sind vergangen. Inzwischen ist Sama Stammspieler in der Reservemannschaft der Reds. Die Engländer schätzen vor allem seine Führungsqualitäten, die Torhüter fürchten sich vor seinem extrem harten Schuss.
Bisheriges Highlight seiner Karriere: Die Nordamerika-Tour mit der ersten Mannschaft in der Vorbereitung auf die laufende Saison. Dabei feierte er auch sein Debüt im Team der Profis. Gegen den FC Toronto spielte er die erste Halbzeit an der Seite von Jamie Carragher in der Innenverteidigung. Auch bei Einsätzen gegen den AS Rom und die Tottenham Hotspur wusste er zu überzeugen.
Dabei würde Sama immer noch für den BVB spielen, hätte es sein damaliger Klub gewollt. Bereits im März 2009 wurde der Berater des Deutsch-Kameruners vorstellig, um über einen neuen Vertrag zu sprechen. Damals gab es noch keinen Kontakt nach England. Doch als Anfang Juli kein Angebot des Ruhrpott-Klubs vorlag, nutzte der FC Liverpool die Gunst der Stunde.
Wirklich friedlich trennten sich die Wege von Sama und dem BVB nicht. Laut Sama soll BVB-Jugendleiter Peter Wazinski ihn nach Bekanntwerden des Kontaktes zu Liverpool unter Druck gesetzt und versucht haben, ihn gegen seinen Berater auszuspielen. Nach dem Wechsel sagte Wazinski, Samas Abgang sei sportlich kein Verlust für Borussia Dortmund.
Sama hat seinen Weggang aus Deutschland nicht bereut. Vor allem im Hinblick auf seine Einsatzchancen im Profikader: "Dortmund hat eine starke und vor allem sehr junge Innenverteidigung."
Auch in Liverpool ist die Konkurrenz groß. Bis zu seinem Vertragsende im Juni 2014 hat er aber noch Zeit, sich einen Platz im Team zu erkämpfen. Eine feste Trikotnummer (45) in der Premier-League-Mannschaft hat er schon.
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Ronny Minkwitz
Geburtsdatum: 09.12.1993 (18)
Geburtsort: Duisburg
Aktueller Verein: FC Fulham (Reserve)
Vertrag bis: 30.06.2013
Letzter Verein: VfB Stuttgart (U 17)
Position: Zentrales Mittelfeld
17 Jahre lang spielte Stefan Minkwitz professionell Fußball. Sogar zwei Länderspiele für die DDR hat er auf dem Buckel. Deutschland hat er als Fußballer nie verlassen.
Heute ist Minkwitz 44 und hat einen 18-Jährigen Sohn. Auch Ronny Minkwitz ist Fußballer, schlug aber schon früh einen anderen Weg ein. Beim VfB Stuttgart spielte er in einer der besten Nachwuchsmannschaften Deutschlands und vor zwei Jahren wechselte er zum FC Fulham.
"Der VfB ist für seine gute Ausbildung von jungen Spielern bekannt", sagte er damals. "Stuttgart ist der schönste Ort der Welt. Es wäre einfach für mich gewesen zu bleiben. Aber ich wollte die Erfahrung machen, in einem anderen Land zu leben. Im Fußball ist es wichtig, seine Komfortzone auch mal zu verlassen."
Ausgezahlt hat sich seine Einstellung allemal. Als Kapitän führte er die U 18 des Premier-League-Klubs zum Meistertitel. Das National Academy Final gegen Everton ging damals zwar mit 1:2 verloren, immerhin ging der Treffer für Fulham auf sein Konto.
"Ich habe meine Entscheidung nie bereut. Das ist ein fantastischer Klub und ich fühle mich extrem wohl. Ich liebe die Art, wie hier Fußball gespielt wird und die vielen harten Zweikämpfe", sagt Minwitz.
Im Moment spielt Minkwitz für die zweite Mannschaft in der U-21-Premier-League. Martin Jol, Trainer der Profis, traut Minkwitz den Sprung in den Profikader zu. In der Vorbereitung nahm er mehrfach am Training teil. Auch zu seinem Profi-Debüt kam Minkwitz dank eines Testspiels gegen Drittligist Milton Keynes Dons.
Max Oberschmidt
Geburtsdatum: 25.01.1995 (17)
Geburtsort: Eisenhüttenstadt
Aktueller Verein: FC Fulham (U 18)
Vertrag bis: 30.06.2014
Letzter Verein: Energie Cottbus
Position: Tor
Die Engländer schwärmen von seinen Reflexen, seinen Fähigkeiten auf der Linie und seiner körperlichen Präsenz. Vergleiche mit Oliver Kahn geistern umher. Dabei dürften aber auch Max Oberschmidts äußerliche Ähnlichkeiten mit dem dreimaligen Welttorhüter eine Rolle spielen.
Noch etwas haben die zwei Torhüter gemeinsam: Beide bekamen im Laufe ihrer Karriere ein Angebot vom FC Bayern München. Schon mit 15 Jahren hätte Oberschmidt in die Jugend des Rekordmeisters wechseln können, lehnte aber ab und entschied sich für den FC Fulham. "Dort hat man bessere Chancen, in den Profi-Bereich zu wechseln als bei den Bayern", sagte er damals.
Der Transfer zu den Engländern kam im Rahmen seines bisher einzigen Länderspiels zustande. Mit der deutschen U-15-Nationalmannschaft spielte er im Mai 2010 in Slubice gegen Polen. Unter den Beobachtern war auch ein Scout des Premier-League-Klubs. "Anfragen hatte es einige gegeben. Allerdings hatten wir uns schon recht früh festgelegt."
Damals spielte Oberschmidt für die Jugend von Energie Cottbus in der Regionalliga und ging seit seinem zwölften Lebensjahr zur Sportschule in Frankfurt an der Oder. "Max bringt sehr gute Voraussetzungen mit, muss aber weiter hart an sich arbeiten", erklärte einer seiner dortigen Trainer, Mathias König.
In London geht Oberschmidt auf eine deutsche Schule, will das Abitur machen. Mit seiner Gastfamilie muss er sich dagegen auf Englisch unterhalten. Für den 17-Jährigen kein Problem. Die Sprache zählt zu seinen Lieblingsfächern.
Auch sportlich läuft für ihn bisher alles bestens, in der U 18 ist er die Nummer eins. Zuletzt warf ihn allerdings eine Verletzung zurück, doch das Trainerteam ist begeistert davon, mit welchem Willen und Ehrgeiz er sich wieder zurückkämpfte.
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