Köpfchen an und Vollgas

Die Tottenham Hotspurs haben die Chance auf ihren ersten Ligatitel seit 1961
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Dier erlernte das Fußballspielen zunächst in Portugal bei Sporting, da seine Mutter jahrelang in Lissabon arbeitete. Dort wurde er nicht nur taktisch hervorragend ausgebildet, besonders sein technisches Vermögen sticht bei einer Körpergröße von 1,88 Meter hervor. Deshalb verlief die Positionsumstellung nahezu reibungslos.

Doch die zwei Youngster, die ob ihres Potenzials auch bei den Three Lions für glasige Augen sorgen, sind in guter Gesellschaft. Insgesamt neun Engländer stehen im Spurs-Kader und keiner von ihnen ist älter als 25 Jahre. Fünf Spieler stammen aus der eigenen Jugend.

Die Identifikation mit dem Verein ist hoch: "Vielleicht können wir eine ähnliche Ära begründen wie Manchester United mit der Meisterschaft 1992. Das Team hatte eine ähnliche Zusammenstellung", befeuert Kane die Titelambitionen Tottenhams, das mit der jüngsten Startelf der Liga (24 Jahre, 296 Tage) durch die Premier-League-Stadien marschiert.

Pochettino der Lehrer

Dabei können sich die Spurs voll und ganz auf die Lehrerqualitäten von Pochettino verlassen. Er gilt als absoluter Fachmann, wenn es darum geht, Spieler auf ein neues Level zu heben. Alleine von den letzten vierzehn Spielern, die im englischen Nationalteam ihr Debüt gaben, gingen neun durch die Hände des Argentiniers bei Southampton oder Tottenham.

"Er verlangt unglaublich viel, er treibt dich soweit, dass es Tage gibt, an denen du ihn hasst. Doch am Spieltag bist du ihm einfach nur dankbar, weil es funktioniert", blickt Pablo Osvaldo auf seine Zeit mit seinem Landsmann zurück, der ihm die erfolgreichsten Jahre seiner Karriere bescherte.

Lernen will gelernt sein

Auch Ryan Mason ist nach einer langjährigen Ausleihtour durch die Tiefen der englischen Profiligen angekommen bei seinem Jugendverein. Mason wurde immer wieder für seine schlechte Defensive kritisiert, hat aber auf diesem Gebiet mittlerweile große Fortschritte erzielt. Er ist ein Beispiel von vielen. Andere Spieler wie der vormalige Kapitän Younes Kaboul schienen für großartige Verbesserungen nicht mehr bereit und wurden irgendwann vor die Tür gesetzt.

Der Trainer war in diesem Zusammenhang auch als Psychologe gefragt: "Als ich in das erste Trainingslager kam, musste ich vor allem die Mentalität hier verändern. Viele Spieler schienen schon zufrieden damit, dass sie bei Tottenham spielen. Manche Spieler verstanden nicht, dass sie nicht nur verpflichtet wurden, um zu spielen, sondern auch um zu trainieren. Doch du musst den Kampf jeden Tag annehmen und arbeiten, hart arbeiten", erklärte er gegenüber dem Guardian.

Viel Arbeit, hohe Belastung

Diese Haltung ist elementar für das Spiel unter Pochettino. Denn aus einem variablen 4-2-3-1 versucht die Elf der Spurs das Spiel bei fremdem Ballbesitz so weit wie möglich vom eigenen Tor fernzuhalten und forciert gleichzeitig ein überfallartiges Umschaltspiel, das noch etwas aggressiver ist als das Schema, das Jürgen Klopp spielen lässt.

Nahezu über die gesamte Partie drücken die Spurs mit einer Viererkette in vorderster Front gegen den Ball, um in Billard-Manier die Kugel wieder in die eigenen Reihen zu spülen. Das gesamte Spielsystem setzt enorme Laufbereitschaft voraus. Die Crux für ein Premier-League-Team liegt allerdings in der Belastung, der man über die Saison hinweg ausgesetzt ist.

Ein Herz für Taktikfetischisten

Anders als in der Bundesliga fehlen die nötigen Erholungspausen, um diese Herangehensweise über die komplette Spielzeit konsequent durchziehen zu können. "Die Zahl der Spiele ist enorm", skizzierte auch Klopp kürzlich den seiner Meinung nach größten Unterschied.

Deshalb verlangen die Spurs bei ihren Spielern nach einer Fähigkeit, die im heutigen Fußball stark in Mode ist und das Herz von Taktikfetischisten vor Freude höher schlagen lässt: Polyvalenz. Also die Fähigkeit, gleich mehrere Position ausfüllen zu können. Das erlaubt es Pochettino, seine Aufstellungen ohne großen Qualitätsverlust durchzuwechseln und verschafft seinen Jungs immer wieder Pausen.

Abgesehen von Harry Kane hat jeder Feldspieler im Kader diese Saison mindestens zwei verschiedene Positionen bekleidet. Alleine in der Premier League setzte Pochettino bereits über 15 verschiedene Startaufstellungen ein, auch mit einer Dreierkette wurde bereits gespielt, um für Verschnaufspausen der etatmäßigen Außenverteidiger zu sorgen.

Wie die Aufstellung gegen den Stadtrivalen Arsenal aussieht, wollte Pochettino nicht verraten. Vielleicht fährt der Argentinier nach der dritten Saisonniederlage im kleinen Derby gegen West Ham erneut mit einer Überraschung auf, nachdem er die Hammers erfolglos mit einem 4-3-3 plus falscher Neun überrumpeln wollte.

Doch auch von Rückschlägen lassen sich die Spurs, die in England seit Jahren unter einem Loserimage leiden, dank Pochettino nicht mehr aus der Bahn werfen: "Wir haben die Mentalität komplett umgekrempelt. Wir sind heiß und scheren uns nicht um das Gerede um uns herum. Du musst jederzeit wach sein, immer den Kopf einschalten, nur so erreichst du deine Ziele."

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