Gott spielen für Fortgeschrittene

David Kreisl
12. April 201611:39
Wie sehr wird Pep Guardiola den Kader der Citizens im Sommer umkrempeln?SPOX
Werbung

Pep Guardiola soll als Coach von Manchester City 200 Millionen Euro für Transfers zur Verfügung haben. Seine Aufgabe: Die beste Mannschaft der Welt zusammenstellen. Welche Gerüchte um Transfers sind Nonsens, welche brandheiß? Und überhaupt: Wer aus dem aktuellen Kader der Sky Blues ist peptauglich? Bevor City in der Champions League gegen PSG antritt (20.45 Uhr im LIVETICKER), macht SPOX den Check.

Tor

Das Personal: Joe Hart, Willy Caballero, Richard Wright

Die Kandidaten: Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona), Claudio Bravo (FC Barcelona), Samir Handanovic (Inter Mailand)

Die Situation: Schon auf der Position zwischen den Pfosten steht den Citizens wohl ein gröberer Umbau bevor. Joe Hart ist aktuell als englischer Nationalkeeper die klare Nummer eins, es folgen der 34-jährige Willy Caballero, der in den Pokalwettbewerben ran darf, sowie Richard Wright, der 2012 ins Etihad wechselte, als Nummer drei seitdem noch keine Sekunde auf dem Platz stand und über den die Daily Mail vor Kurzem titelte: "WHO?! Manchester City player gets paid £350,000 a year to do nothing".

Die Frage: Vertraut Pep zunächst auf Hart oder - wie man auf der Insel munkelt - heizt der Katalane den Konkurrenz-Kampf mit einem weiteren Keeper gehobener Klasse an? Seit geraumer Zeit geistert in dem Zusammenhang der Name Marc-Andre ter Stegen auch durch seriöse englische Medien. Die Situation des ehemaligen Gladbachers bei Barcelona ist bekannt, der 23-Jährige kommt lediglich in den Pokal-Wettbewerben zum Zug und hat unlängst den Wunsch nach Veränderung geäußert.

Bei Barca ist man zwar alles andere als gewillt, seinen Keeper abzugeben, doch berichtet der gut informierte Guardian bereits davon, dass Hart fest mit der Ankunft ter Stegens rechnet - sich im Fall des Falles aber dem Konkurrenzkampf stellen will. "Wir warten bis zum Sommer", heißt es aus dem Lager des deutschen Nationalkeepers. Aktuell ein durchaus realistisches Szenario. Caballero hat derweil bereits angekündigt, Manchester City zu verlassen, sollte er nicht als Nummer eins in die kommende Saison gehen,

Ein weiterer heißer Kandidat fürs Tor der Citizens soll ausgerechnet ter Stegens Konkurrent bei Barca, Claudio Bravo, sein. Spanische und englische Medien berichten vom Interesse Citys bis hin zu einer bereits gestellten Anfrage, die aber wohl abgelehnt wurde. Die italienische Tuttosport spekuliert, dass beide Manchester-Klubs an Inters Samir Handanovic baggern, der die Italiener beim Verpassen der Königsklasse unbedingt verlassen möchte.

Tor: Welchen Barca-Keeper ködert Pep?

Abwehr: Millionen für die Defensivzentrale

Mittelfeld: Gündogan am Haken

Sturm: Isco oder nix? Wer verstärkt den Angriff?

Abwehr

Das Personal: Nicolas Otamendi, Vincent Kompany, Eliaquim Mangala, Martin Demichelis, Aleksandar Kolarov, Gael Clichy, Pablo Zabaleta, Bacary Sagna

Die Kandidaten: John Stones (FC Everton), Konstantinos Manolas (AS Roma), Aymeric Laporte (Athletic Club), Jason Denayer (Galatsaray/war verliehen), Ricardo Rodriguez (VfL Wolfsburg), Hector Bellerin (FC Arsenal), Jetro Willems (PSV), Dani Carvajal (Real Madrid)

Die Situation: 50 Gegentore hat City in der laufenden Saison wettbewerbsübergreifend kassiert. Eine Generalüberholung scheint hier auch in Anbetracht des Personals und Guardiolas Vorliebe für einen gekonnten Spielaufbau aus der Defensive heraus unvermeidbar.

Vincent Kompany dürfte in der Innenverteidigung gesetzt sein, gilt aber nicht nur wegen seiner dritten Wadenblessur in der laufenden Saison als verletzungsanfällig. Neben dem Kapitän konnten sich bislang weder 45-Millionen-Mann Nicolas Otamendi, noch Eliaquim Mangala oder Martin Demichelis nachhaltig empfehlen. Letzterer äußerte unlängst den Wunsch, seine Karriere in seiner argentinischen Heimat beenden zu wollen, der Vertrag des 35-Jährigen läuft zum Saisonende aus.

Für die Defensivzentrale soll der Scheichklub deshalb bereit sein, richtig Geld zu investieren. Die zwei heißesten Kandidaten: John Stones und Aymeric Laporte. Stones - 21 Jahre jung, bis 2019 an Everton gebunden und als eines der größten Talente im englischen Fußball gefeiert - ist für den Telegraph "exakt der Typ Innenverteidiger, den Guardiola will". Die Verhandlungen sollen weit sein, mit einer Ablöse von kolportierten 66 Millionen Euro wäre er noch teurer als Laporte, der eine Ausstiegsklausel von 50 Millionen in seinem Vertrag mit Athletic Bilbao hat.

Mehrere Medien in England und Spanien berichten, dass City diese Ausstiegsklausel ziehen wird. Eine Alternative zum Wunschduo soll laut Express Konstantinos Manolas von der Roma sein. Auch Jason Denayer könnte seine Chance bekommen, die Leihe des belgischen Youngsters, der bei Galatasaray eine starke Entwicklung genommen hat, endet am Saisonende.

Für die linke Seite galt David Alaba lange als Wunschlösung Guardiolas, spätestens mit dessen Vertragsverlängerung bis 2021 müssen sich die Himmelblauen anderweitig umschauen. Klar ist: Eine linke Defensivseite mit Aleksandar Kolarov und Gael Clichy - beide 30 Jahre alt, an Letzterem soll Inter dran sein - dürfte Peps Ansprüchen nicht gerecht werden. Heiße Kandidaten lassen sich überraschenderweise nicht finden, auch wenn die Namen Ricardo Rodriguez und Jetro Willems von PSV bereits die Runde machten.

Auf rechts dürfte Pablo Zabaleta vorerst Alternative Nummer eins bleiben, als Backup steht Bacary Sagna bereit. Die Marca berichtet vom Interesse an Dani Carvajal, der angeblich gerne unter Guardiola spielen würde, und in der Yellow Press wurde jüngst ein Dreikampf zwischen City, Bayern und Barcelona um Hector Bellerin von Arsenal ausgerufen. Gerüchte, die mit Vorsicht zu genießen sind.

Tor: Welchen Barca-Keeper ködert Pep?

Abwehr: Millionen für die Defensivzentrale

Mittelfeld: Gündogan am Haken

Sturm: Isco oder nix? Wer verstärkt den Angriff?

Mittelfeld

Das Personal: Fernando, Luke Brattan, Fernandinho, Yaya Toure, Fabian Delph, Kevin De Bruyne, David Silva

Die Kandidaten: Paul Pogba (Juventus Turin), Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund), N'Golo Kante (Leicester City)

Die Situation: Schon jetzt über Peps Spielstil bei City zu orakeln, ist unmöglich. Dennoch: Guardiola möchte im Etihad Trophäen gewinnen. Viele Trophäen. Und auch beim Blick auf das Mittelfeld gibt es nur ein Fazit: Es muss qualitativ aufgerüstet werden.

Mit Yaya Toure wird Citys jahrelanges Herzstück den Verein mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verlassen. Die Geschichte ist bekannt, schon bei Barcelona überwarf sich der Ivorer mit Guardiola und flüchtete 2010 nach England. Dort beklagen Spieler und Berater die fehlende Rückendeckung des Klubs im Angesicht der Ankunft des neuen Spielleiters. Neben dem FC Liverpool und Inter Mailand soll sich jüngst West Ham United zu den Interessenten für den mehrfachen afrikanischen Fußballer des Jahres gesellt haben.

Mit David Silva und Ex-Wolfsburger Kevin De Bruyne gibt es zwei Akteure in Citys Mittelfeld, die auch unter Pep unantastbar bleiben dürften. Der Rest? Ganz, ganz viel Mittelmaß. Sprich: Das, was Pep auf seiner Mission nicht weiterbringen wird. Allenfalls Fernandinho möchte man vom verbliebenen Personal zumindest eine Backup-Rolle zutrauen.

Fernando wurde schon seit der Verkündung von Guardiolas Amtsübernahme von den englischen Medien abgeschrieben. Ex-Klub Porto, von wo er 2014 kam, soll wieder eine Anlaufstelle sein. Für die Kaderfüller Fabian Delph und Luke Brattan sieht es in Sachen Spielzeit wohl ebenso mau aus.

Es muss also Qualität her. Doch wer sind die realistischen Kandidaten? Sicherlich nicht Thiago, sicherlich nicht Toni Kroos oder Julian Weigl, die alle bereits zu Manchester City geschrieben wurden, ob der aktuellen Situation in ihren Klubs und den Vertragslaufzeiten aber als Kandidaten nicht in Frage kommen.

Ganz anders Paul Pogba. Egal ob Klatschpresse oder seriöse Tageszeitung: Der wohl begehrteste Youngster Fußballeuropas, den Pep auch den Bayern-Verantwortlichen schon vorgeschlagen haben soll, könnte der perfekte Toure-Ersatz sein. "Wenn die Saison vorbei ist, werden wir sehen, was passiert", sagte der 23-Jährige im Herbst selbst. Der berühmteste Coach und der größte Geldbeutel im Fußballgeschäft könnten gute Argumente im Kampf gegen Rivalen wie PSG oder Chelsea sein. Die Ablöse würde sich wohl bei bescheidenen 80 bis 100 Millionen einpendeln.

Auch die Bundesliga beheimatet einen heißen Kandidaten. Als sich Guardiola vor wenigen Wochen in einem Amsterdamer Hotel mit City-Verantwortlichen traf, war laut Bild auch ein gewisser Ilhan Gündogan anwesend - Onkel und Berater des Dortmunder Mittelfeldmotors Ilkay. Eine Einigung mit den Sky Blues wurde aus dem Gündogan-Lager zwar dementiert, der Wunsch des wechselwilligen Dortmunders nach einem größeren Klub ist aber kein Geheimnis. Inzwischen kursieren Gerüchte, es ginge nur noch um die Höhe der Ablöse.

Eine Alternative könnte N'Golo Kante sein, Shooting-Star vom Überraschungsteam Leicester, der unter anderem von den Citizens umworben sein soll. Und über den Coach Claudio Ranieri sagt: "Wenn einige große Teams ankommen und uns viel Geld geben, denken wir vielleicht darüber nach. Wenn er unglücklich ist und gehen will. Ich möchte hier keine traurigen Leute. Ich möchte glückliche Leute."

Tor: Welchen Barca-Keeper ködert Pep?

Abwehr: Millionen für die Defensivzentrale

Mittelfeld: Gündogan am Haken

Sturm: Isco oder nix? Wer verstärkt den Angriff?

Angriff

Das Personal: Samir Nasri, Jesus Navas, Raheem Sterling, Sergio Agüero, Wilfried Bony, Kelechi Iheanacho

Die Kandidaten: Neymar (FC Barcelona), Alex Oxlade-Chamberlain (FC Arsenal) Stevan Jovetic (Inter/war verliehen), Leroy Sane (Schalke 04), Isco (Real Madrid), Jamie Vardy (Leicester City)

Die Situation: Ist einfach. Mit Sergio Agüero hat City einen der besten Stürmer der Welt. Mit Raheem Sterling hat City einen Flügelspieler, der zu einem der besten der Welt auf seiner Position werden kann. Mit Kelechi Iheanacho hat City ein 19-Jähriges Riesentalent für den Sturm oder die Außen.

SPOXAnsonsten gibt es über lang oder kurz lediglich Streichkandidaten. Zum Beispiel die ausgediente Flügelzange mit Jesus Navas, mit dem City laut AS nicht mehr plant und der zu seiner alten Wirkungsstätte nach Sevilla zurückkehren könnte, sowie Samir Nasri. Der Franzose verpasste 24 der bislang gespielten 33 Ligaspiele mit einer Oberschenkelverletzung, stand in den restlichen neun zweimal über die volle Distanz auf dem Platz, wurde siebenmal eingewechselt und war zweimal gar nicht im Kader. Da helfen wohl auch die jüngsten öffentlichen Pep-Anbiederungen ("Ich liebe die Spielweise seiner Teams") wenig.

Auch Sturm-Backup Wilfried Bony, im Winter 2015 aus Swansea gekommen und in 32 Spielen lediglich sechsmal erfolgreich, hat seinen Abschied bereits angekündigt. Ob der von seiner Leihe zu Inter zurückkehrende Stevan Jovetic eine Rolle spielen wird, darf bezweifelt werden.

Es braucht also einen Stürmer - der aber nicht Lionel Messi, Robert Lewandowski, Pierre-Emerick und wahrscheinlich auch nicht Neymar heißen wird. Auch wenn der Brasilianer immer wieder betont, gerne mit Guardiola zusammen arbeiten zu wollen und ihm der spanische Fiskus nicht von der Pelle rückt, ist ein Wechsel finanziell (ja, das gibt's auch bei City) und bezogen auf Neymars Situation und Standing bei Barca kein realistisches Szenario. Auch das Gerücht um Mario Gomez hat maximal ein Schmunzeln verdient, mehr nicht.

Heißer könnte da der Name Alex Oxlade-Chamberlain sein, für den Pep unter anderem laut Times ein Faible haben soll. Leroy Sane, über den mehrere seriöse Quellen in England und Deutschland berichten, City sei bereit, 55 Millionen für ihn zu zahlen, oder der bei Real Madrid unzufriedene Isco - laut El Mundo Deportivo gab's bereits eine Anfrage - sind ebenfalls Kandidaten, die durchaus denkbar wären. Von Sky Sports für die Sturmspitze ins Spiel gebracht: Leicesters Top-Goalgetter Jamie Vardy.

Tor: Welchen Barca-Keeper ködert Pep?

Abwehr: Millionen für die Defensivzentrale

Mittelfeld: Gündogan am Haken

Sturm: Isco oder nix? Wer verstärkt den Angriff?

Manchester City in der Übersicht