Wie Marcelo Bielsa Leeds United in die Premier League führte: Doppeltes Durststreckenende

Marcelo Bielsa ist mit Leeds United in die Premier League aufgestiegen.
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Müll aufklauben und ein Bett im Büro

Bielsa überlegte und letztlich entschloss er sich, zu bleiben und einen zweiten Aufstiegs-Versuch zu wagen. In Leeds löste diese Entscheidung große Erleichterung aus, Bielsa ist bei den Fans äußerst beliebt. Wegen der attraktiven und letztlich auch erfolgreichen Spielweise der Mannschaft und auch wegen seiner nahbar bis schrulligen Art. Bielsa kauft gerne im Leeds-Trainingsanzug im Supermarkt ein und geht den rund 45 Minuten langen Weg von seiner Wohnung zum Trainingsgelände mit Rucksack und Kopfhörern am liebsten zu Fuß.

Einmal ließ er seine Spieler rund um das Trainingsgelände drei Stunden lang Müll aufklauben, um ihnen zu demonstrieren wie lange ein durchschnittlicher Fan arbeiten muss, um sich das Ticket für ein Spiel leisten zu können. Einen kleinen Eigennutzen hatte die Aktion jedoch auch: So ist es immerhin sauber vor seinem zweiten Wohnzimmer. Bald nach Ankunft ließ sich Bielsa in sein Büro am Trainingsgelände schließlich eine Küche und ein Bett einbauen, um nach langen Arbeitstagen vor Ort übernachten zu können.

Leeds United: Transferplus von knapp 30 Millionen Euro

Von dort plante er im vergangenen Sommer den zweiten Anlauf und kam dabei zum Schluss, dass die höchsten Erfolgschancen mit der mehr oder weniger identischen Mannschaft bestünden. Statt aufzurüsten, gab Leeds im vergangenen Sommer keinen einzigen Cent für Neuzugänge aus - und nahm gleichzeitig rund 30 Millionen Euro ein.

Mit Abwehrchef Pontus Jansson (zum FC Brentford) und Stürmer Kemar Roofe (zum RSC Anderlecht) verließen zwei wichtige Stützen den Klub, ersetzt wurden sie durch den erst 22-jährigen Ben White (per Leihe von Brighton & Hove Albion) und Helder Costa (per Leihe von den Wolverhampton Wanderers).

In der zweiten Saison unter Bielsa setzte die perfekt eingespielte Mannschaft dessen Philosophie noch besser um. Bielsaball in Reinform, wie etwa neulich vor dem Tor zum zwischenzeitlichen 4:0 gegen Stoke City. Huddersfield-Town-Trainer Danny Cowley sagte nach der Niederlage seiner Mannschaft gegen Leeds einige Wochen zuvor exemplarisch: "Wenn man schon ausgecoacht wird, dann wird man doch am liebsten von einem Genie ausgecoacht."

Rechtsstreit mit Leipzig und ein gescheiterter Wolfsburger

Absoluter Schlüsselspieler in Bielsas System ist der einst beim VfL Wolfsburg gescheiterte Mateusz Klich. Bis zum irrelevanten vergangenen Spiel gegen Derby County kam er bei jedem Ligaspiel unter Bielsa zum Einsatz. "Es ist wie im Militär", sagte Klich neulich über die Arbeit mit Bielsa. "Taktik, Taktik, Taktik. Und Fitness."

Klich besetzt im 4-2-3-1- oder 4-1-4-1-System stets eine der zentralen Positionen, er ist Bielsas General auf dem Platz. Vor ihm lauern die Scharfschützen: der 26-jährige Stürmer Patrick Bamford (16 Saisontore) sowie der 33-jährige offensive Mittelfeldspieler Pablo Hernandez (9).

Im Winter kam von RB Leipzig mit Jean-Kevin Augustin noch ein berühmter Stürmer per Leihe. Wegen Verletzungsproblemen und Anpassungsschwierigkeiten an Bielsas forderndes Training reichte es für ihn aber nur zu drei Einwechslungen. Aktuell befinden sich die beiden Klubs in einem Rechtsstreit, ob eine vertraglich vereinbarte Kaufpflicht in Höhe von 21 Millionen Euro durch den Aufstieg wirksam ist oder nicht.

Ganz sicher noch keinen Vertrag für die kommende Saison hat unterdessen Bielsa selbst. Alles andere als eine Verlängerung wäre jedoch eine Sensation - wobei Bielsa in seiner kompletten Karriere im Klub-Fußball noch keinen einzigen Klub länger als zwei Saisons betreut hat und seine Unberechenbarkeit berüchtigt ist. Bei seiner vorletzten Station Lazio Rom kündigte er bekanntlich nach nur zwei Tagen.

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