Es ist nun schon mehr als acht Monate her, als Zack Steffen zuletzt in einem Profispiel zwischen den Pfosten stand. Ende Dezember feierte er zum Hinrundenabschluss mit Fortuna Düsseldorf einen 2:1-Sieg in letzter Minute über Union Berlin. Seitdem ist viel passiert.
Sein Leihverein aus Düsseldorf stieg ab, Steffen verletzte sich zweimal am Knie und kehrte nach dem Abstieg der Fortuna zu Manchester City zurück. Und in Steffens Heimatland USA löste der Tod von George Floyd eine nie dagewesene Protestwelle gegen Rassismus und Diskriminierung aus, wobei der Sport in der Black-Lives-Matter-Bewegung eine zentrale Rolle einnimmt, um dem Anliegen Gehör zu verschaffen.
Spieler und Teams aus den Profiligen NBA, MLB und MLS boykottierten Veranstaltungen und sorgten für Spielabsagen, damit das brisante Thema nicht wie sonst wieder in Vergessenheit gerät. Auch in der Bundesliga machten Spieler wie Jadon Sancho und Achraf Hakimi von Borussia Dortmund auf die Probleme aufmerksam.
"Da habe ich eine Gänsehaut bekommen", sagt Steffen: "Es ist einfach überwältigend, diesen Prozess mit anzusehen. Leute kehren das Morden und diese Videos nicht mehr unter den Teppich. Wir haben endlich gesagt, dass genug eben genug ist. Wir stehen als eine Einheit zusammen und genau das ist es, was wir brauchen - an jedem einzelnen Tag."
Zack Steffen: "Ein System, das sich gegen Minderheiten richtet"
Für Steffen gäbe es nun kein Zurück mehr: "Wir müssen weiter für einen Wandel kämpfen", erklärt der 25-Jährige. Was in den USA seit der Gründung geschehe, sei nicht richtig und für niemanden fair. "Es ist ein System, das sich gegen Minderheiten richtet und das muss sich ändern."
Steffen selbst wuchs bei seiner weißen Mutter und seinem weißen Stiefvater in einem wie er es formuliert "privilegierten Teil" von Pennsylvania auf, sodass er zunächst kaum mit rassistischen Anfeindungen konfrontiert gewesen sei. Erst als er älter wurde, habe er die vorherrschenden Vorurteile gegen die afroamerikanische Bevölkerung stärker wahrgenommen und in der Folge den Plan gefasst, etwas für die schwarze Gemeinde in seinem Heimatland zu unternehmen.
Die Ereignisse, die sich seit dem Tod von George Floyd im Rahmen einer Festnahme durch die Polizei am 25. Mai in den USA abspielen, beschleunigten sein Vorhaben. Gemeinsam mit Alex Crognale, mit dem er in der MLS bei Columbus Crew spielte, gründete Steffen die Hilfsorganisation "Voyce Now", in der sich mittlerweile 75 Profisportler aus den USA versammelt haben, um unterprivilegierte, afroamerikanische Gemeinden finanziell zu unterstützen.
Manchester City: Zack Steffen will mit Raheem Sterling zusammenarbeiten
75.000 Dollar sind so bereits zusammengekommen, die Steffen dafür einsetzen will, Kindern, deren Schulbildung seit dem Ausbruch des Coronavirus gelitten hat, zu helfen. "Es gibt so viele Kinder, die keinen Zugang zu virtuellen Bildungsmöglichkeiten haben wie Laptops, elektronische Bücher oder Internet", begründet Steffen sein Vorgehen.
Bei Manchester City trifft der 17-fache US-Nationalspieler in Raheem Sterling auf einen anderen Vorreiter im Kampf gegen Rassismus. Sterling wurde in der Premier League bereits mehrfach offen rassistisch angefeindet und sorgte mit klaren Statements dafür, dass das Thema in der Premier League auf die Agenda nach oben gesetzt wurde.
"Ich habe mit Raz (Raheem, Anm. d. Red.) noch nicht gesprochen", sagt Steffen: "Ich habe ihn vor den Länderspielen nur kurz getroffen, aber ich freue mich sehr darauf, mich mit ihm hinzusetzen und über seine Ansichten und seine Aktivitäten im Kampf gegen Rassismus zu sprechen und herauszufinden, wie wir zusammenarbeiten können, um das Problem weiter anzupacken."
Sportlich wird Steffen, der in der vergangenen Saison bei Fortuna Düsseldorf Stammspieler war, zunächst hinter Ederson als Nummer zwei der Citizens agieren. Allerdings winken ihm zumindest in den Pokalwettbewerben seine ersten Einsätze. Für gewöhnlich setzt Trainer Pep Guardiola im FA Cup oder im Carabao Cup auf seine Nummer zwei.