Der König von Liverpool war der Erste, dem Prinz William gratulierte. Gerade noch hatte der Duke of Cambridge in seiner Funktion als Präsident des englischen Fußball-Verbandes Thomas Tuchel ein paar Worte des Trosts zugesprochen, da stand bereits der breit grinsende Jürgen Klopp vor ihm. Der britische Thronfolger händigte ihm die Goldmedaille für den Triumph im FA Cup aus - den Pokal stemmte der Deutsche dann als Letzter in die Höhe.
Es war ein historischer Abend in Wembley, wo 84.897 Zuschauer den ersten Sieg eines deutschen Teammanagers im ältesten Fußball-Wettbewerbs der Welt erlebten. "Massive" sei dieser Triumph, also gewaltig, sagte Klopp.
Wie das Ligapokal-Finale im Februar zwischen dem FC Liverpool und dem FC Chelsea kulminierte auch das 150. Endspiel um den FA Cup nach 120 Minuten ohne Tor in einem Elfmeter-Krimi - damals gewann die Reds 11:10, diesmal 6:5.
Klopps Gefühlsausbrüche nach dem entscheidenden Treffer seiner "Mentalitäts-Monster" durch Konstantinos Tsimikas sprachen Bände: Glückselig rannte er seinen Spielern auf dem Rasen hinterher, er tanzte vor der Tribüne, warf dem Publikum Handküsschen zu. "Es war", sagte er später, "ein unglaubliches, ein intensives Spiel". Chelsea, ergänzte er, "hätte es genauso verdient gehabt, aber am Ende kann es eben nur einen Sieger geben".
FC Liverpool: Jürgen Klopp träumt vom Quadruple
Den Ligapokal gewonnen, den FA Cup gewonnen - und jetzt? Klopp wagte es im Überschwang der Gefühle sogar, über den einmaligen Vierfach-Triumph in dieser Saison zu sprechen. "Das Quadruple - es ist herausragend, dass wir darüber reden können, es ist verrückt", sagte er, aber: "Es wird unglaublich schwer werden. Es ist möglich, wenn man so will, aber irgendwie auch nicht." Irgendwie nicht, weil die Meisterschaft außer Reichweite scheint.
Am 28. Mai spielt der FC Liverpool in Paris gegen Real Madrid um den Titel in der Champions League. Erst mal müssen die Reds am Dienstag in der Premier League zum FC Southampton, und was Klopp wohl noch mehr beschäftigt, ist der Zustand von Mohamed Salah und Virgil van Dijk. Beide mussten im Finale am Samstag vorzeitig vom Feld - zumindest ihr Einsatz im Endspiel der Königsklasse scheint nicht gefährdet.
Der Sieg im FA Cup zählt sehr viel in England, und Klopp wurde nicht müde zu erwähnen, wie viel seine Mannschaft investiert hatte, um ihn zum achten Mal und erstmals seit 2006 nach Liverpool zu holen.
"Man hat an der Leistung der Spieler gesehen, wie viel ihnen das bedeutet. Es war das 60. Spiel einer sehr intensiven Saison, und dann eine solche Leistung zu bringen, ist absolut unglaublich", betonte der deutsche Coach.
Für Chelsea war es die dritte Niederlage nacheinander im FA-Cup-Finale, im vergangenen Jahr hatten die Blues gegen Leicester City verloren. Tuchel räumte ein, dass es nicht einfach sein werde, die Mannschaft für die beiden letzten Saisonspiele wieder aufzurichten, betonte aber auch: "Die Saison ist noch nicht zu Ende. Wir haben noch Ziele in der Premier League." Zumindest die Teilnahme an der Champions League ist zum Greifen nahe.