SPOX startet die Europa-Reise und blickt auf die besten Ligen der Welt: Wer sind die bisherigen Positiverscheinungen? Wer hat überrascht? Diesmal: Die Top 5 der Serie A Mit dabei sind die Ballermänner, Rattenschwänze, Stehaufmännchen und Luca.
Die Baller-Liga: Jahrelang haftete der Serie A das Image der kollektiven Torverhinderung an. Wenig Treffer, viel Defensive, kein Spektakel? Denkste!
Der Trend, der sich in den letzten Jahren schon abzeichnete, setzt sich in dieser Saison fort: Das Vorurteil, die Serie A sei die torärmste Top-Liga Europas, kann widerlegt werden. Unter Europas Top-Ligen werden nur in der Bundesliga mehr Tore geschossen als in der italienischen Elite-Liga.
Auch bei den Torschüssen mischt die Serie A oben mit: Die Bundesliga-Angreifer haben an den ersten zehn Spieltagen 2450 Mal aufs Tor geschossen, die Spanier folgen mit 2546 Torschüssen, wobei dort ein Spieltag mehr gespielt wurde als in Italien, wo 2433 Torschüsse abgefeuert wurden. Schlusslicht ist die Premier League mit 2365 Torschüssen - allerdings auch erst an neun Spieltagen.
Vorurteile sind da, um widerlegt zu werden. Die Serie A hat es geschafft.
Liga | Gesamt-Tore | Tore pro Spiel | Tore pro Spieltag |
Bundesliga (10 Spieltage) | 296 | 3,29 | 29,60 |
Serie A (9 Spieltage) | 266 | 2,96 | 29,56 |
Primera Division (10 Spieltage) | 276 | 2,76 | 27,60 |
Premier League (9 Spieltage) | 219 | 2,43 | 24,33 |
Stand: 29. Oktober 2013
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Die Überraschungsteams
AS Rom: Das Ganze lässt sich eigentlich in einer kurzen Aufzählung zusammenfassen: Neun Spiele, neun Siege, 23 Tore, erst ein einziges Gegentor. Der AS Rom 2013/2014 spielt in einer eigenen Liga. Rudi Garcia hat einen Kader geschaffen, der ausgewogen wirkt und auch viele Schwachstellen vergangener Jahre ausgemerzt hat.
Die Transferpolitik ist voll aufgegangen: Torhüter Morgan de Sanctis ist drauf und dran, den Zu-Null-Rekord von Ivan Pelizolli (2003/2004) zu brechen.
Dieser blieb damals 774 Minuten ohne Gegentor, de Sanctis ist bei 591 angelangt. Maicon ist genauso unangefochtener Stammspieler wie Kevin Strootman, Adem Ljajic, Mehdi Benatia und Gervinho auch. Und da ist ja auch noch der Ur-Römer Francesco Totti, der mit neun Scorer-Punkten Roms bester Mann ist.
Ob es für den vierten Scudetto reicht, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist die Roma wieder aufgewacht.
Hellas Verona: In der Serie A tummeln sich wieder die üblichen Verdächtigen im Spitzenfeld der Tabelle. Gäbe es da nicht eine Mannschaft, die eigentliche Spitzen-Anwärter wie Lazio, Milan oder Udinese hinter sich gelassen hat: Hellas Verona. Im ersten Jahr Serie A nach elf Jahren Abstinenz sammelt die Truppe von Trainer Andrea Mandorlini erstaunlich viele Punkte, zumal im Auftaktprogramm mit Milan, Rom, Lazio und Inter schon einige Kracher dabei waren.
Hinter dem Erfolg steht nicht nur die aufopferungsvolle Spielweise (Verona führt mit die meisten Zweikämpfe der Liga), sondern auch die Offensive.
Verona schoss die fünfmeisten Tore der Liga und ein Mann steht ganz besonders für den Torehunger der Underdogs: Luca Toni. Der frühere Bayern-Star kam vor der Saison ablösefrei aus Florenz und hat mit drei Toren und drei Tor-Vorlagen jetzt schon alle Kritiker gestraft. Inzwischen träumt Toni gar von der WM 2014: "Viel hängt von Prandelli ab", sagt er.
Ein ganz interessanter Mann ist auch Jorginho: Der 21-Jährige wird bereits von Englands Top-Teams gescoutet, Arsenal soll sogar schon erste Kontakte geknüpft haben. Mit fünf Toren und zwei Assists gehört er zu den Positiverscheinungen der Liga. Auch stark: Juan Iturbe.
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Inters Helfer: Den FC Internazionale 2013/2014 als Truppe vieler Namenloser zu bezeichnen, wäre wohl mehr als verkehrt. Immerhin ist der Kader mit Walter Samuel, Cristian Chivu, Javier Zanetti, Esteban Cambiasso und Diego Milito immer noch mit einigen Champions-League-Siegern von 2010 gesegnet.
Allerdings, und das ist unstrittig, hat die vor drei Jahren beste Mannschaft Europas inzwischen auch viel an Glanz verloren. Ein echter Weltstar fehlt, mit dem ewigen Klub-Eigner Massimo Moratti ist auch eine prägende Größe gegangen. Dass Inter dennoch oben mitmischt, ist besonders einem Duo zu verdanken: Ricardo Alvarez und Rodrigo Palacio.
Letzterer, Markenzeichen Rattenschwanz am Hinterkopf, ist in seinem zweiten Jahr bei Inter so wichtig wie nie. Der Argentinier ist der Fixpunkt des Mailänder Offensivspiels - ganz im Sinne von Trainer Walter Mazarri, der mit einer ähnlichen Ausrichtung Edinson Cavani in Napoli schon zum Weltstar-Status verhalf.
Palacio ist eher der ruhige Vertreter, selten sind von ihm öffentliche Verlautbarungen zu hören, mit sechs Toren steht er aber an der Spitze der Torjägerliste. Das WM-Ticket im Kader Argentiniens ist ihm wohl kaum mehr zu nehmen.
Mittelfeldspieler Alvarez wurde dagegen bereits als Flop abgetan, nachdem er zwei Jahre bei Inter eher den Mitläufer mimte und nur selten sein wahres Können offenbarte.
Unter Mazarri blüht der 25-Jährige förmlich auf: "Der Trainer hat mit ihm vor allem im psychischen Bereich gearbeitet, viel mit ihm gesprochen", sagt Mazzari-Assistent Nicolo Frustalulpi. "Das war schon die halbe Miete, der Rest kam von selbst."
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Reals Ex: Der Sommer bei Real Madrid wurde beinahe ausschließlich von den Schlagzeilen um Gareth Bale bestimmt. Dabei ging fast unter, dass Real den 100-Millionen-Euro-Transfer nicht nur durch Mesut Özils Weggang finanzierte, sondern auch mit dem Verkauf eines Trios an den SSC Neapel:
Gonzalo Higuain, Raul Albiol und Jose Callejon kosteten Napoli insgesamt über 58 Millionen Euro. Die Cavani-Millionen hat der Klub gut angelegt, die Ex-Madrilenen überzeugen.
Higuain traf fünf Mal in der Liga, ein Mal in der Champions League und hat sich nach schwierigen Zeiten bei Real schneller eingelebt als gedacht.
Eindrucksvoll auch der Einstand von Callejon: Schoss er im Vorjahr noch drei Liga-Tore in der gesamten Saison, traf er bei Napoli schon vier Mal in neun Spielen. Die Emanzipierung als wichtiger Spieler, weit weg von Ronaldo und Özil, hat dem Spanier gut getan.
Einen neuen Status genießt auch Raul Albiol: Der Spanier ist unangefochtener Stammspieler und träumt schon von der WM.
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Das Stehaufmännchen: Es war jahrelang eine Wandern auf höchstem Niveau: Roma, Real, Sampdoria, Milan, Inter. Antonio Cassano konnte sich den Verein aussuchen und setzte sich fast überall durch. Allerdings meinte es das Schicksal auch nicht immer gut mit ihm. Manchmal war es der schwierige Charakter, manchmal aber auch nur das Pech.
2011 erlitt Cassano einen Hirnschlag, der ihn monatelang außer Gefecht setzte. Dass Karriereende drohte, eine Nation sorgte sich um "Fantantonio". Doch Cassano gewann den Kampf gegen seinen Körper, ihm gelang der Weg zurück in die Normalität. Zur Verwunderung vieler blieb Cassano nach seiner Genesung nicht bei Milan, sondern zog weiter zum Erzrivalen Inter.
Dort war er fortan der Star, schoss fünf Liga-Tore an den ersten acht Spieltagen - allerdings folgten im restlichen Saisonverlauf nur zwei weitere Treffer. Inter versank im Chaos, Trainer Andrea Strammacioni, mit dem sich Cassano überwarf, musste gehen.
Die Zäsur zum Saisonende überlebte auch Cassano nicht und wechselte zum FC Parma: Erstmals kleinere Brötchen backen, kein Titelkampf, aber auch weniger Druck. Und siehe da, bei Cassano läuft's: Der inzwischen 31-Jährige stand in jedem Spiel in der Startelf, schoss vier Tore und ist längst wieder ein Thema für Cesare Prandelli. Der Stammspieler der EM 2012 könnte bald sein Comeback in der Squadra Azzurra feiern.
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