Thibaut Courtois' Wechsel zu Real Madrid: Wiedervereinigung mit dem Herzen

Thibaut Courtois mit seinen beiden Kindern, die in Madrid bei seiner Ex-Freundin wohnen.
© getty

Mit seinem Wechsel für 35 Millionen Euro vom FC Chelsea zu Real Madrid hat sich Thibaut Courtois einen Traum erfüllt - zuallererst aber keinen sportlichen. Debütieren könnte der 26-jährige belgische Keeper am Mittwoch beim UEFA-Supercup gegen seinen Ex-Klub Atletico (21 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER).

Cookie-Einstellungen

Anfang Februar gab Courtois dem belgischen Sport/Foot Magazine ein bemerkenswertes Interview. Offen erzählte er dabei von seinem Dilemma. Er sei glücklich beim FC Chelsea, sagte Courtois. Tolle Mannschaft, Titelchancen, alles gut. Aber auch: Nein, eigentlich ist gar nichts gut. "Mein Herz ist in Madrid", erklärte er. Und das hatte weder mit seinem ehemaligen Verein Atletico zu tun, noch mit dem, zu dem er später wechseln sollte, Real. Es hatte zu tun mit seinen Kindern.

Von 2011 bis 2014 spielte Courtois per Leihe bei Atletico, in dieser Zeit lernte er Marta Dominguez kennen. Als er schließlich zu seinem Stammverein Chelsea zurückkehrte, um dort Stammkeeper zu werden, begleitete ihn seine Freundin nach London. Bald kam eine gemeinsame Tochter zur Welt. Doch dann trennte sich das Paar im Guten, Dominguez kehrte nach Madrid zurück und gebar wenig später einen gemeinsamen Sohn. Während er in London Fußball spielte, lebte sie mit den beiden Kindern in Madrid.

"Ich telefoniere jeden Tag mit meiner Tochter über FaceTime und sie sagt mir oft, dass sie mich vermisst. Mein Sohn ist noch zu klein, um auf diese Weise zu kommunizieren. Wann auch immer ich die Möglichkeit dazu habe, reise ich nach Spanien", sagte Courtois. Am vergangenen Mittwoch reiste er mal wieder nach Spanien. Diesmal ist er aber gekommen, um zu bleiben. 35 Millionen Euro zahlte Real Madrid, um Courtois aus seinem noch bis 2019 laufenden Vertrag bei Chelsea herauszukaufen.

Thibaut Courtois verdrängt Keylor Navas

"Du weißt, dass Madrid deine Heimat ist. Dein Herz ist hier in Madrid bei deinen Kindern und von heute an ist das Santiago Bernabeu ebenfalls ein Teil deiner Familie", sagte Real-Präsident Florentino Perez bei der Vorstellung von Courtois. Wenig später twitterte Courtois ein Foto aus dem Stadion, Perez ist darauf zu sehen und auch seine Ex-Freundin und die Kinder. Das obligatorische Trikot mit der Aufschrift "Courtois" musste Perez halten, er selbst hatte seinen Sohn in den Armen.

"Ich hatte zwar finanziell bessere Angebote, aber wollte unbedingt hierherkommen, um nah bei meinen Kindern zu sein", sagte Courtois. Perez versicherte: "Die Fans werden dafür sorgen, dass du dich hier wohlfühlst - genau wie alle Real-Mitarbeiter und deine Mitspieler." Ein 31-jähriger Costa Ricaner wird das womöglich etwas anders sehen: Keylor Navas. Genau wie Courtois ist er von Beruf Torhüter und er wird sich schon fragen: Was habe ich denn eigentlich falsch gemacht? Navas stand in den vergangenen drei Saisons im Tor von Real Madrid und gewann jeweils die Champions League.

"Viele Leute haben mir erzählt, dass er ein sehr netter Kerl ist. Ich halte ihn auch für einen fantastischen Keeper. Ich komme mit absolutem Respekt und will mich auf höchstem Niveau mit ihm messen", sagte Courtois. Navas selbst erklärte auch ganz pflichtbewusst, es "mit jedem aufnehmen" zu wollen. Aber irgendwie ist ja schon klar: Reals künftiger Stammkeeper wird Courtois heißen.

Thibaut Courtois: erst Schmähgesänge, dann Wappenküsse

In den vergangenen Jahren machte Courtois schließlich beste Eigenwerbung: 2015 und 2017 gewann er mit Chelsea die Premier League, im vergangenen Mai den FA Cup. In insgesamt 154 Pflichtspielen für Chelsea blieb er 58 Mal ohne Gegentor. Bei der WM 2018 in Russland erreichte er mit Belgien den dritten Platz und wurde zum besten Keeper des Turniers gekürt. Gefürchtet ist der 1,99 Meter große Courtois vor allem für seine blitzartigen Reflexe. "Heute kann Real Madrid die Ankunft eines der besten, wenn nicht sogar des besten Torhüters der Welt verkünden", verkündete also Perez.

Courtois erzählte dann noch, dass er Real Madrid natürlich schon als Kind voll super fand und ganz besonders Iker Casillas ("Was für eine mentale Stärke er hatte!"). Als Courtois 2013 mit Atletico das Finale der Copa del Rey gegen Real gewann, war von dieser Bewunderung aber nichts zu erkennen. Lautstark stimmte er damals Schmähgesänge gegen den Stadtrivalen an. Nun wolle er sich aufrichtig dafür entschuldigen, sagte Courtois bei seiner Vorstellung und küsste zur Sicherheit das Real-Wappen. Eine "jugendliche Unüberlegtheit" sei das damals gewesen.

Thibaut Courtois bejubelt den Sieg im Finale der Copa del Rey gegen Real Madrid im Mai 2013.
© getty
Thibaut Courtois bejubelt den Sieg im Finale der Copa del Rey gegen Real Madrid im Mai 2013.

Jugendlich war Courtois tatsächlich, als er 2011 von seinem Jugendklub KRC Genk zunächst für einen Tag zu Chelsea wechselte und dann an Atletico verliehen wurde. Gerade 19. "Bei Atletico wurde ich erwachsen", sagte er dem Sport/Foot Magazine. "Wir waren bei Atletico eine Gruppe von echten Freunden. Wir sind zusammen ausgegangenen und meine Mitspieler haben mir eine Sprache beigebracht, die ich zuvor gar nicht kannte. Als ich ging, weinte ich."

Die Tränen verfolgten ihn nach London, aber Courtois' Herz blieb in Madrid. Im Sommer 2018 kam es zur Wiedervereininigung.

Thibaut Courtois' bisherige Karriere-Stationen

ZeitraumVereinSpieleZu-Null
2009-2011KRC Genk4514
2011-2014Atletico Madrid15476
2014-2018FC Chelsea15458
Artikel und Videos zum Thema