Lionel Messis Vertragsverlängerung beim FC Barcelona: Fragen und Antworten zum Verbleib des Superstars

Max SchraderRuben UriaAdrià Soldevila
15. Juli 202110:10
Lionel Messi wird beim FC Barcelona verlängern.getty
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Lionel Messi wird nach Informationen von SPOX und Goal seinen Vertrag beim FC Barcelona bis 2026 verlängern. Was bringt ihm und Barca die Verlängerung? Welche Spieler müssen nun verkauft werden? Fragen und Antworten.

Was bringt Lionel Messi die Verlängerung?

Messis Entscheidung, beim FC Barcelona zu verlängern, soll in den vergangenen Tagen gereift sein. Im Frühjahr soll er noch skeptisch gewesen sein, durch die Verpflichtungen seines Freundes Sergio Agüero, von Eric Garcia (beide Manchester City), von Memphis Depay sowie durch den Transfer von Emerson (neun Millionen Euro, Betis Sevilla) wurde er überzeugt, dass Barca in den kommenden Jahren Titel gewinnen kann.

In den vergangenen Wochen hatte er sich nicht zu seiner Zukunft äußern wollen, weil er sich komplett auf die Copa America fokussieren wollte. Das zahlte sich am Ende aus, Messi gewann mit Argentinien seinen ersten großen Titel.

Nach Informationen von SPOX und Goal wird die Verlängerung nun aber wohl erst in den nächsten Tagen verkündet, da noch wenige Details zu klären sind. Dabei geht es neben wirtschaftlichen und steuerlichen Aspekten auch um die Bildrechte des 34-Jährigen sowie um eine Position im Verein nach dem Karriereende.

SPOX

Messi selbst bringt die Verlängerung vor allem Planungssicherheit. Als er im vergangenen Jahr angekündigt hatte, den Verein verlassen zu wollen, hatte besonders Sohn Thiago (8) rebelliert. Seine anderen Söhne Mateo (5) und Ciro (3) hatten ebenfalls geweint, weil sie nicht die Schule bzw. die Umgebung wechseln wollten. Als Messi seiner Familie von seiner Absicht berichtet, brach "ein Drama aus", verriet er vor einem Jahr im Interview mit SPOX und Goal.

Messi stand für seinen Herzensklub, dem er sich 2000 anschloss, insgesamt 778-mal auf dem Platz. In der vergangenen Saison brach er den Rekord von Xavi, der zuvor die meisten Spiele für die Katalanen absolviert hatte. Außerdem ist er Rekord-Torschütze des Klubs (672 Treffer).

Da Messi bei seinem Vertragsende 2026 stolze 39 Jahre alt wäre, nahm er auch einen Gehaltsverzicht in Kauf. Anstatt dem von EL Mundogeleakten Jahresgehalt von 138,8 Millionen Euro soll er pro Saison "nur" noch knapp 70 Millionen Euro erhalten. Auf die Vertragslaufzeit gerechnet sind es dennoch mehr als 350 Millionen Euro - nicht schlecht für einen Rentenvertrag.

In Barcelona muss sich Messi zudem nicht neu beweisen. Jeder im Klub weiß, wozu er fähig ist. Von den Fans wird er sowieso verehrt und hat somit den Status als bester Klub-Spieler aller Zeiten sicher.

Was bringt dem FC Barcelona die Verlängerung?

Dass der Vertrag des Argentiniers ausgelaufen war, löste bei bestehenden und potenziellen Sponsoren alles andere als Jubelstürme aus. Trikotsponsor Nike konnte beispielsweise das neue Jersey nicht mit Messi promoten. Laut der Marca wollten andere Sponsoren keine Verträge abschließen bzw. verlängern, da ohne "La Pulga" die Bezüge drastisch gesenkt worden wären. Daher hatte der Klub auch gehofft, dass Messi seine Unterschrift schon am 30. Juni gesetzt hätte.

Die Neuzugänge unterschrieben ihre Verträge auch in der Hoffnung, dass sie bald mit Messi zusammenspielen würden. Im Poker um neue Spieler haben die Katalanen nun ein gewichtiges Argument dazu gewonnen.

Es ist zudem als ein Zeichen an die eigenen Spieler zu verstehen. Ohne Lionel Messi wären sicherlich einige Spieler mit einem Wechselwunsch an den Verein herangetreten. Es braucht keinen totalen Umbruch, der ohne das Aushängeschild nötig gewesen wäre. Junge Spieler können sich im Schatten des Argentiniers entwickeln und müssen (noch) nicht die gesamte Mannschaft tragen.

Durch die Verstärkungen sowie die anstehende Verlängerung Messis ist der Klub außerdem wieder ein heißer Kandidat auf Titel - national wie international. Neben Prestige würden Titelgewinne außerdem Einnahmen für den klammen Klub generieren.

Neben den zahlreichen positiven Aspekten steht aber auch fest, dass Barcelona mindestens 70 Millionen Euro pro Saison weniger zur Verfügung stehen. Zwar wurde Messis Vertrag um die Hälfte gekürzt, dennoch stellt sich die Frage, ob sich ein Jahresgehalt von fast 70 Millionen Euro pro Saison für einen dann irgendwann 37-, 38-, und 39-jährigen Messi rechtfertigen lässt.

Warum musste der FC Barcelona Messis Gehalt kürzen?

Seit wenigen Jahren besteht in der spanischen Liga ein Salary Cap, der die Gehaltsobergrenze eines jeden Klubs bestimmt. Der Salary Cap lässt sich anhand der Einnahmen des Vereins ableiten und zählt für alle Gehälter im Verein, inklusive Trainerstab und Jugendakademien.

Hatte der FC Barcelona für die Saison 2019/20 noch 671,43 Millionen Euro für Gehälter ausgegeben, durfte der Klub ein Jahr später nur noch 382,72 Millionen Euro bezahlen. Für die kommende Spielzeit sind es sogar nur noch 347 Millionen Euro. Damit die Grenze nicht überschritten wurde, mussten neben Spielern und Trainern auch Mitarbeiter auf ihr Gehalt verzichten. So wurden angeblich 120 Millionen Euro eingespart. Zudem kommen 50 Millionen Euro an Bonuszahlungen hinzu, die erst in drei Jahren ausgezahlt werden können.

In den vergangenen Jahren hatten die Katalanen über 70 Prozent der Einnahmen in Gehälter investiert. Obwohl Barca mit einem Jahresumsatz von 715,1 Millionen Euro vor Real Madrid und dem FC Bayern der umsatzstärkste Fußballklub der Welt ist, stiegen die Schulden jährlich exorbitant an. Mittlerweile steht der Klub mit 1,17 Milliarden Euro in der Kreide. Das ist auch der Hauptgrund, wieso sich Barca an der für ihre Teilnehmer Wahnsinnssummen versprechenden Super League beteiligen wollte bzw. es noch immer tut.

Aufgrund des Salary Caps und der angespannten finanziellen Situation musste das Gehalt von Lionel Messi gesenkt werden. Hätte er zu den alten Konditionen verlängert, wären fast 40 Prozent des gesamten Gehaltsbudget in Messi geflossen.

Zeitweise hatten spanische Medien gemunkelt, dass Messi zwar für zwei Saisons in Barcelona verlängern würde, sein Gehalt aber noch drei weitere Jahre bekommen könnte, um die Kosten aufzusplitten. Ein ähnliches Vorgehen ist in der NBA gang und gäbe, wenn Spieler aus dem Vertrag herausgekauft werden.

Die umsatzstärksten Klubs in der Spielzeit 2019/20

VereinUmsatz
FC Barcelona715,1 Millionen Euro
Real Madrid714,9 Millionen Euro
FC Bayern München634,1 Millionen Euro
Manchester United580,4 Millionen Euro
FC Liverpool558,6 Millionen Euro

Wer steht bei Barca wegen des Salary Caps auf der Streichliste?

Aktuell läuft Barca Gefahr, dass sämtliche Stars, inklusive Messi selber, keine Spielgenehmigungen erhalten. Daher müssen dringend mehrere Spieler von der Gehaltsliste runter, damit der Salary Cap nicht überschritten wird.

Bislang nahm der Klub 28,5 Millionen Euro an Spielerverkäufen ein, darunter Junior Firpo (15 Millionen Euro), Jean-Clair Todibo (8,5 Millionen Euro) und Carles Alena (5 Millionen Euro). Außerdem verließen der Ex-Schalker Juan Miranda und Matheus Fernandes den Verein ablösefrei, zusätzlich wurde Francisco Trincao an Wolverhampton verliehen.

Einen neuen Verein suchen sollen sich laut The Athletic Ilax Moriba, Riqui Puig, Sergio Roberto, Martin Braithwaite, Miralem Pjanic, Samuel Umtiti und Philippe Coutinho. Vor allem bei Umtiti und Coutinho gestaltet sich die Lage aber schwierig. Beide Profis haben noch langfristige, hochdotierte Verträge und wollen den Verein daher logischerweise nicht verlassen. Laut L'Esportiu soll Olympique Marseille beide Spieler im Blick haben.

Mit Ousmane Dembele und Antoine Griezmann gibt es noch zwei Kandidaten, die sehr teuer eingekauft wurden, ihre Leistung allerdings nie über eine Saison hinweg erbrachten. Dembele ist entweder ständig verletzt oder leistet sich Eskapaden, Griezmann konnte sich bei den Katalanen kaum in den Vordergrund spielen und läuft seinen Leistungen bei Atletico noch hinterher.

Mehrere Medien berichten nun, dass es zu einem spektakulären Tausch zwischen Barca und Atletico kommen könnte, der Griezmanns Rückkehr zu den Rojiblancos möglich machen könnte. Im Gegenzug würde Saul nach Barcelona transferiert, heißt es in den Berichten.

Angeblich wäre Barca außerdem nicht abgeneigt, sich sogar bei einem passenden Angebot von Marc-Andre ter Stegen zu trennen. Obwohl der Torhüter eine der wenigen Konstante im Team ist, scheint beim einst so bewunderten Klub, der sich sehenden Auges selbst in die Krise gewirtschaftet hat, nichts unmöglich.

FC Barcelona: Zu-und Abgänge zur Saison 2021/22

ZugängeAbgänge
Emerson Royal (Betis Sevilla, 9 Millionen Eur)Junior Firpo (Leeds United, 15 Millionen Euro)
Memphis Depay (Olympique Lyon, ablösefrei)Jean-Clair Todibo (OGC Nizza, 8,5 Millionen Euro)
Sergio Agüero (Manchester City, ablösefrei)Carles Arlena (FC Getafe, 5 Millionen Euro)
Eric Garcia (Manchester City, ablösefrei)Juan Miranda (Betis Sevilla, ablösefrei)
Monchu (FC Girona, Leih-Ende)Matheus Fernandes (Palmeiras, ablösefrei)
Francisco Trincao (Wolverhampton, Leihe)

Warum verlängert Messi nun doch seinen Vertrag?

Noch vor einem Jahr sah die Situation rund um Messi und den FC Barcelona anders aus. Im August 2020, nach der 2:8-Klatsche gegen die Bayern und einer titellosen Saison, wollte der Kapitän weg, was auch mit seinem gestörten Verhältnis zu Ex-Präsident Josep Maria Bartomeu zu tun hatte. Per Bürofax, einem offiziellen Schreiben, übermittelte Messi seine Abschiedspläne.

Messi hatte in seinem Vertrag eine Klausel, die ihm eine einseitige Kündigung zusicherte. Da nicht sicher war, ob er aufgrund der durch die Corona-Pandemie verzögerten Saison die Kündigungsfrist eingehalten hat, machte Messi einen Rückzieher. Es wollte einen Rechtsstreit mit seinem Herzensklub vermeiden.

"Ich würde niemals gegen Barca vor Gericht ziehen, weil es der Klub ist, den ich liebe", sagte er im Interview mit SPOX und Goal. Dort bezeichnete Messi Bartomeu außerdem als Lügner, da dieser sein Wort nicht gehalten hätte. Angeblich hatte er dem Argentinier zugesichert, den Verein verlassen zu dürfen.

Ex-Präsident Bartomeu, der mit einem Misstrauensvotum konfrontiert war, trat im Oktober 2020 zurück und wurde schließlich im März durch Laporta ersetzt. Laporta pflegt eine gute Beziehung zu Messi und seiner Familie. Er war Barcas Präsident, als Messi sein Debüt in der ersten Mannschaft gab und als er seinen ersten Profivertrag unterschrieb.

Lionel Messi im Steckbrief

NationalitätArgentinien
Geburtsdatum24.06.87
Alter34
GeburtsortRosario, Argentinien
PositionAngreifer
Größe170 cm
Gewicht72 kg
Starker FußLinks

Welche Optionen hätte Lionel Messi gehabt?

Nicht viele. Zwar wurden Paris Saint-Germain und Manchester City Interesse nachgesagt, PSG hatte allerdings zuletzt durch die Verpflichtungen von Achraf Hakimi, Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum und Gianluigi Donnarumma gehaltstechnisch ins oberste Regal gegriffen.

"City hat während der Pandemie 270 Millionen Euro Verlust gemacht, also dürften sie eine Verpflichtung Messis zu seinem früheren Gehalt gar nicht in Betracht ziehen", betonte zuletzt LaLiga-Präsident Javier Tebas. "PSG hat auch Verluste gemacht, also könnten auch sie Messi nicht so viel bezahlen." Er bezeichnete eine mögliche Verpflichtung als "finanzielles Doping".

PSG steht aufgrund des Financial Fairplays ohnehin im Fokus der UEFA. Sportdirektor Leonardo muss den Kader bis Ende August für ungefähr 150 Millionen Euro ausdünnen, um nicht gegen die Regularien zu verstoßen. Ein Transfer von Messi hätte den Klub somit höchstwahrscheinlich zum Verkauf von Kylian Mbappe oder Neymar gezwungen. Letzterer hatte jedoch erst kürzlich seinen Vertrag verlängert.

Manchester City machte Messi trotz hartnäckiger Gerüchte aus England kein Angebot. Der Verein dementierte Berichte, dass Messi ein 500-Millionen-Vetrag für fünf Jahre vorgelegen habe. Die Sun hatte vermeldet, dass Messi drei Jahre für die Skyblues und danach zwei Saisons für den Schwesterklub New York City in der MLS gespielt hätte.

Eine Rückkehr nach Argentinien oder ein Wechsel in die MLS kam für Messi aber wohl noch nicht in Frage. Der Superstar ist erst 33 Jahre alt und will noch weitere Titel im europäischen Spitzenfußball gewinnen. Ausgeschlossen ist das Szenario einer Rückkehr nach Argentinien aber nicht, wenn Messis Vertrag 2026 ausläuft. Er hatte immer wieder betont, dass es sein Traum sei, für Newell' Old Boys in Argentinien zu spielen.

Lionel Messis Titel mit dem FC Barcelona

MeistertitelCL-TitelCopa del ReyKlub-WMUEFA-SupercupSuperpokal
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