Als Ihr Vater seine aktive Karriere beendet hat, waren Sie sieben Jahre alt. Können Sie sich noch daran erinnern, ihn spielen gesehen zu haben?
Hasenhüttl: Obwohl ich damals erst drei war, habe ich noch Erinnerungen an die Aufstiegsfeier mit dem 1. FC Köln im Jahr 2000. Ich weiß noch, wie ich damals mit ihm auf dem Rathausbalkon stand. Es gibt auch ein paar Zeitungsartikel mit Fotos, auf denen ich zu sehen bin. Die habe ich alle zuhause. Außerdem kann ich mich noch an Spiele von ihm bei seiner letzten Station, der zweiten Mannschaft des FC Bayern, erinnern.
Sie sind in Belgien, wo Ihr Vater bei KV Mechelen spielte, geboren, in München aufgewachsen, haben aber die österreichische Staatsbürgerschaft, obwohl Sie dort nie gelebt haben. Welcher Nation fühlen Sie sich angehörig?
Hasenhüttl: Generell fühle ich mich als Münchner - aber gleichzeitig mehr österreichisch als deutsch. Ich habe auch für Österreichs U-Nationalteams gespielt, wurde aber seit der U19 leider nicht mehr berufen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, auch mal in Österreich zu leben und zu spielen. Die Liga wird immer attraktiver.
Ihr Vater ist als Spieler viel herumgekommen, arbeitete als Trainer aber stets nahe Münchens, in Unterhaching, Aalen und Ingolstadt. Hat er bei seiner Vereinswahl zunächst auf das Familienglück geschaut?
Hasenhüttl: Wenn ein Angebot des FC Barcelona gekommen wäre, hätte er es wohl nicht abgelehnt. Aber ich glaube schon, dass er alles daran gesetzt hat, die Familie nicht aus ihrem gewohnten Umfeld zu reißen.
Seit vergangenen Winter trainiert er den FC Southampton.
Hasenhüttl: Unser Lebensmittelpunkt ist immer noch München. Meine Mutter und mein Bruder leben teils hier und teils in England. Wenn sie weg sind, habe ich das Haus in Unterhaching für mich allein. (lacht) Ich war meinen Vater leider erst einmal in England besuchen, in der vergangenen Saison am Boxing Day. Das habe ich dieses Jahr wieder vor.
Wie präsent ist der Job Ihres Vaters im Familienalltag?
Hasenhüttl: Niederlagen nehmen ihn schon sehr mit, da ist er komplett niedergeschlagen. Viel präsenter als sein Job ist aber seine generelle Sportbegeisterung. Abgesehen vom Fußball spielt er super Golf, Tischtennis, Tennis, kann Surfen und Skifahren. Er ist eigentlich in allem gut. Für mich war es super, dass er mich in jungen Jahren so viele Sportarten gelehrt hat.
Haben Sie neben dem Fußball noch eine andere Sportart betrieben?
Hasenhüttl: Als Teenager habe ich beim DJK Fasangarten zwei Jahre lang im Verein Tennis gespielt. Da war auch mein Vater aktiv. Mir hat das einen riesigen Spaß gemacht, ich habe sogar an Turnieren teilgenommen. Irgendwann war es mit dem Fußball aber leider nicht mehr vereinbar.
Spielen Sie immer noch Tennis?
Hasenhüttl: Ich gehe mit meinem Vater oft Tennis spielen, da gibt es immer packende Matches. Leider habe ich erst einmal gegen ihn gewonnen, in diesem Sommer, aber ich setze jetzt einfach auf den Faktor Zeit. In den vergangenen Monaten habe ich schon gemerkt, dass seine Fitness nachlässt. Hoffentlich wird er mit dem Alter immer schlechter. Dann brauche ich mein Niveau nur zu halten und werde ihn öfter besiegen.
Gibt es beim Tennis Aspekte, die Ihnen als Fußballer helfen?
Hasenhüttl: Tennis ist mental sehr anspruchsvoll, weil es mehr akute Drucksituationen gibt. Man muss sich und seine Emotionen viel besser im Griff haben als beim Fußball.
Verfolgen Sie auch das Tennis-Profigeschehen?
Hasenhüttl: Ich bin ein riesiger Dominic-Thiem-Fan und schau mir fast jedes Spiel von ihm an. Wenn er erst um 23 Uhr spielt, muss ich eben ein bisschen länger wach bleiben. Seine Auftritte kann ich mir einfach nicht entgehen lassen.
Haben Sie Thiem schon persönlich getroffen?
Hasenhüttl: Mein Vater ist recht gut mit ihm befreundet. Ich habe ihn leider noch nie getroffen, will ihn aber unbedingt live spielen sehen. Es ist mein Traum, bei Thiems erstem Grand-Slam-Triumph im Stadion dabei zu sein.
Neben Ihrer Tätigkeit als Fußballprofi studieren Sie an der Fachhochschule für angewandtes Management in Ismaning Sportmanagement. Wie kamen Sie darauf?
Hasenhüttl: Nachdem ich mein Abitur geschafft habe, wollte ich auch etwas daraus machen. Irgendwann hat mir mein damaliger Ingolstadt-Kollege Stefan Lex diese Hochschule empfohlen und ich fand das sofort interessant. Man kann fast alles online machen und muss nur etwa zehn Mal pro Semester persönlich erscheinen. Also ist es super mit meinem Dasein als Fußballer vereinbar. Aktuell bin ich im fünften Semester, nächstes Jahr mache ich meinen Bachelor. Lieber lerne ich jeden Tag ein bisschen, als fünf Stunden lang Fortnite zu zocken.
Die bisherigen Karrierestationen von Patrick Hasenhüttl
Zeitraum | Verein |
bis 2013 | SpVgg Unterhaching (Jugend) |
2013 bis 2015 | VfB Stuttgart (Jugend) |
2015 bis 2016 | FC Ingolstadt (Jugend) |
2016 bis 2019 | FC Ingolstadt II |
seit 2019 | Türkgücü München |