Mike Tullberg vom BVB II im Interview: "Wenn ich Jürgen Klopp sage, hört es sich blöd an, oder?"

Jochen Tittmar
16. März 202011:11
Mike Tullberg ist seit Sommer 2019 Trainer der U23 des BVB.imago images
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Borussia Dortmund verpflichtet den Co-Trainer des unbekannten dänischen Erstligisten Vendsyssel FF als Chefcoach für die eigene U23 - diese Meldung Ende März 2019 kam reichlich überraschend daher. Wer ist dieser Mike Tullberg, der seit Sommer beim BVB II an der Seitenlinie steht?

Im Interview mit SPOX und Goal klärt der einst jüngste Trainer der U19-Bundesliga auf. Tullberg spricht dabei über seine Spielerkarriere, die ihn von seinem Heimatland Dänemark über Italien und Schottland nach Deutschland zu Rot-Weiß Oberhausen brachte und nach dutzenden Muskelverletzungen zu einem jähen Ende kam.

Der 34-Jährige erklärt zudem, wie er zum BVB kam, wie er auf die laufende Saison der Dortmunder U23 blickt und wie der Austausch mit der Profimannschaft der Borussia aussieht.

Herr Tullberg, bevor Sie 2012 erstmals als Trainer arbeiteten, waren Sie in Ihrem Heimatland Dänemark, in Italien, Schottland und Deutschland als Profispieler unterwegs. Erzählen Sie doch einmal von den Anfängen Ihrer Karriere. Wie sind Sie beispielsweise 2007 im Alter von 21 Jahren zu Reggina Calcio in die Serie A gekommen?

Mike Tullberg: Ich spielte zuvor eineinhalb Jahre bei Aarhus GF. Dort wurde ich ganz handelsüblich über ein paar Partien hinweg von Scouts beobachtet. Im letzten der Spiele habe ich bei Bröndby in Kopenhagen ein Fallrückziehertor geschossen - und danach ging das ganz schnell. (lacht)

In diesem zarten Alter von Dänemark nach Süditalien - wie ungewöhnlich ging es dort für Sie zu?

Tullberg: Es war eine brutale Umstellung. Dort haben die Uhren definitiv ganz anders getickt. Gott sei Dank hatte ich meine heutige Frau dabei. Mir sind dort viele Geschichten passiert, die für die meisten wahrscheinlich einfach nur unglaublich klingen. Aber bevor Sie fragen: die gehören nicht unbedingt in die Presse.

Ein kleiner Einblick vielleicht?

Tullberg: Es ging beispielsweise gleich verrückt los, denn bei meinem Wechsel hieß es noch, dass man mich perspektivisch ausbilden möchte. Als wir nach fünf Tagen zum ersten Spiel nach Turin geflogen sind, hat der Trainer zu mir gesagt: Du musst dich jetzt erst einmal eingewöhnen und die Sprache verstehen lernen. Zweieinhalb Stunden vor dem Spiel war dann Mannschaftssitzung im Hotel, bei der ich kein Wort verstanden habe, aber meinen Namen auf der Tafel lesen konnte. Ein Mitspieler meinte dann: Du stehst heute neben Nicola Amoruso in der ersten Elf. Das war der große Star des Teams. Ich dachte eigentlich, ich stehe nicht einmal im Kader. Letztlich habe ich gleich die ersten drei Spiele von Beginn an bestritten.

SPOX-Redakteur Jochen Tittmar mit Mike Tullberg am BVB-Trainingsgelände in Dortmund-Brackel.

Wie war es für Sie innerhalb der Mannschaft?

Tullberg: Es waren alle in Ordnung, aber sie waren einfach ganz andere Typen als ich. Ich kam als Spieler vor allem über Kampf und Leidenschaft. In meinem ersten Training habe ich den Amoruso erst einmal weggegrätscht. Auf einmal wurde das Training für längere Zeit untergebrochen. Der Trainer hat mir dann deutlich gesagt, dass man ihn weder weggrätschen, noch überhaupt in einen Zweikampf mit ihm gehen darf. Die Einheiten an sich waren ebenfalls sehr ungewohnt, weil es enorm viel um taktische Inhalte ging. Der Trainer nahm den Ball, ging in einen bestimmten Raum, wir stiefelten alle hinterher und dann zeigte er, wo sich jeder in einer solchen Situation positionieren müsse. Ich habe davon gewiss gelernt, aber es war oft auch etwas langweilig, weil der Wettkampfcharakter gefehlt hat.

Bereits nach einer Saison wurden Sie nach Schottland zu Heart of Midlothian verliehen. Weshalb?

Tullberg: Der damalige Coach wurde schnell entlassen, am Ende hatten wir in zehn Monaten drei oder vier Trainer. Als junger Spieler und Ausländer, der erst einmal nicht mit der Sprache klarkam, war das unglaublich schwierig. Klar, das Wetter war toll, das Meer um die Ecke, das Leben ein Traum. Ich bin ja aber wegen des Fußballs gekommen. Am Ende war ich wirklich froh, dass dieses Abenteuer nach einem Jahr wieder beendet war.

In Schottland dürfte dann auch die Härte im Training nicht mehr gefehlt haben.

Tullberg: Ganz und gar nicht. (lacht) Da wurde man schon beim Vier gegen Zwei regelmäßig umgehauen. Von Italien nach Schottland zu kommen war ein riesiger Schritt, aber der dortige Fußball hat besser zu mir gepasst. Auch die Menschen waren total offen, das fand ich überragend.

Wollten Sie bewusst in eine solche eher kampfbetonte Liga wechseln?

Tullberg: Ja. Die Hearts waren damals einer der größten Vereine, wir sind hinter Glasgow Rangers und Celtic auch Dritter geworden. Ich weiß noch, wie ich damals nach Wiesbaden ins Trainingslager geflogen bin und sie mich in einem Testspiel gegen Kaiserslautern zur Probe eingesetzt haben. Nach zehn Minuten habe ich mir einen Faserriss zugezogen, aber sie haben mich trotzdem verpflichtet. Das war leider auch der Beginn meiner Verletzungsmisere. Von den zehn Monaten in Edinburgh war ich nur zwei fit und kam so nur auf sieben Spiele.

In der Folge plagten Sie sich permanent und in schier unglaublicher Anzahl mit Muskelverletzungen herum. Wie ging es damals weiter, als Sie bei den Hearts erstmals ausfielen?

Tullberg: Der Faserriss ist vier Wochen später direkt wieder aufgebrochen, weil wir ein bisschen zu schnell gemacht haben. Das ging dann insgesamt drei oder viermal so. Nach zwei Monaten hat man mir dann erlaubt, eine Reha in Dänemark zu machen, auch um die nötige Ruhe zu bekommen. Das hat auch funktioniert, aber ich war dann eben nur die beiden letzten Monate richtig fit.

Nach einer Saison in Schottland unterschrieben Sie daraufhin 2009 einen Zweijahresvertrag beim damaligen Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen. Weil man Sie bei den Hearts aufgrund der Verletzungshistorie nicht mehr wollte?

Tullberg: Der Trainer wollte mich halten, obwohl ich fast nur verletzt war. Ich wäre auch gerne geblieben, wir waren uns eigentlich einig. Klubbesitzer Wladimir Romanow, ein Bankier aus Litauen, war leider dagegen. In Schottland war es nicht so wie in Deutschland, dass man nach sechswöchiger Verletzungspause sein Gehalt von der Versicherung gezahlt bekommt. Stattdessen bezahlt dich weiterhin der Verein. In meinem Fall war Romanow dazu nicht bereit. Ich hatte zwar noch Vertrag in Reggina, doch er war nicht mehr gültig, weil der Verein abstieg. So stand ich plötzlich ohne Verein da.

Wie kamen Sie schließlich zu RWO?

Tullberg: Ich habe bewusst einen Verein in Deutschland gesucht und spielte beim 1. FC Kaiserslautern und bei RWO vor. Beim FCK habe ich mich im Probetraining allerdings wieder verletzt, so dass sie sich am Ende für Adam Nemec entschieden. Über Umwege bin ich dank der Kontakte meines Beraters in Oberhausen gelandet. Das war zunächst ein echter Schock für mich.

Inwiefern?

Tullberg: Ich kam ja aus der ersten Liga in Italien und Schottland. Als ich in Oberhausen zum damaligen Trainingsgelände an der Landwehr kam, sah ich dort zwei Ascheplätze und einen Rasenplatz. Was mich aber schnell überzeugt hat, waren vor allem die Leute und die familiäre Atmosphäre untereinander. Dort ist mir auch gleich eine meiner lustigsten Geschichten in Deutschland passiert.

Erzählen Sie!

Tullberg: Bei einer der ersten Trainingseinheiten schaute der damalige sportliche Leiter Hans-Günter Bruns zu. Alle Spieler gingen dann zu ihm und haben ihn begrüßt. Wie sich herausstellte, war offenbar nur ich der einzige, der nicht 'Hallo Herr Bruns', sondern 'Hallo Günter' gesagt hat. Er meinte dann: 'Es heißt nicht Günter, es heißt Herr Bruns.' Ich antwortete ihm: 'Alles klar, Günter.' (lacht) Bei uns in Dänemark ist es einfach komplett normal, dass man sich duzt. Darüber lachen wir heute noch.

Letztlich wurde es eine Zeit zum Vergessen bei RWO: Aufgrund einer weiteren Muskelverletzung feierten Sie erst zum Hinrundenende Ihr Debüt. Bei Ihrem vierten Einsatz standen Sie dann in der Startelf - und zogen sich nach 22 Minuten den nächsten Muskelfaserriss zu. Wie verzweifelt waren Sie?

Tullberg: Sehr. Das war damals mein zehnter Muskelfaserriss. Ich habe wahnsinnig viel Geld ausgegeben, um so etwas wie einen Wunderheiler zu finden, der mir die Ursache für diese Probleme nennen kann. Es war für mich gerade deshalb sehr schwierig, weil ich es zuvor ja geschafft hatte, in jungem Alter von Dänemark ins Ausland zu wechseln. In Oberhausen wurde mir dann erstmals bewusst, dass es eng werden könnte mit einer Fortsetzung der Karriere. Ich musste im Training ständig aufpassen und fühlte mich deshalb ausgebremst. Irgendwann habe ich akzeptiert, dass mich Muskelverletzungen meine Karriere gekostet haben. Das war ein riesiger Schlag ins Gesicht. Doch ich habe zuvor etwas in meinem Privatleben erlebt, das mir gezeigt hat, wie froh man sein muss, wenn man grundsätzlich gesund ist. Ich bitte um Verständnis, dass ich das für mich behalten möchte.

Kennen Sie wenigstens heute den Grund, weshalb ihre Muskeln nie Ruhe gegeben haben?

Tullberg: Nein. Es wurde alles versucht, das herauszukriegen, aber keine der Untersuchungen führte zu einem eindeutigen Ergebnis.

Mike Tullberg zu seiner Zeit als Spieler von Rot-Weiß Oberhausen.imago images

Wären Sie ohne diese Verletzungen nicht der Mensch, der Sie heute sind?

Tullberg: Ja. Ich bin durch meine Laufbahn im Fußball und durch das, was ich privat erlebt habe, so geworden, wie ich jetzt bin. Auch, weil ich schon aufgrund meiner frühesten Vita in einem sehr jungen Alter sehr erwachsen werden musste.

Wie meinen Sie das?

Tullberg: Ich war in Dänemark in einer Fußballschule und zog mir dort bereits mit 18 eine schwere Knieverletzung zu. Ich wohnte dort alleine, fünf Stunden von meinen Eltern entfernt. Damals bin ich einmal in der Woche fünf Stunden mit dem Bus zu einem mir gut bekannten Physiotherapeuten von Bröndby gefahren. Er behandelte mich und gab mir einen Plan mit, den ich dann in den anderen sechs Tagen abgearbeitet habe. Das ging aber nur von vier bis sechs Uhr morgens und von sechs bis acht abends.

Wie bitte?

Tullberg: Ich bin ja neben der Fußballschule auch noch zur normalen Schule gegangen, die fünf Kilometer per Fahrrad entfernt war. Nach sechs Monaten war ich wieder fit, doch im Nachhinein gesehen war es klar, dass der Körper reagieren würde, wenn er wie mein Kopf dauerhaft einer solchen Belastung ausgesetzt ist. Ich war dann auch psychisch angeschlagen. Ich bin mit 15 von zu Hause ausgezogen, ging auf die Fußballschule, hatte diese Verletzung, habe die Reha für mich gemacht, nebenher noch die Schule und war viel auf mich allein gestellt - all dies hat meinen Reifeprozess extrem beschleunigt.

Im Mai 2012 mussten Sie schließlich Ihre Karriere beenden. Ihren ersten Trainerjob starteten Sie nur zwei Monate später, als Sie zusammen mit Christian Petereit beim Kreisligisten SG Schönebeck die erste Mannschaft trainierten. Wieso Trainer?

Tullberg: Der Wunsch, später einmal als Trainer zu arbeiten, kam aufgrund meiner stockenden Spielerkarriere gewissermaßen automatisch. Ich hatte immer Interesse daran, meine eigene Meinungen und Ideen anderen herüber zu bringen und wollte mit jungen Menschen arbeiten.

Nach einer Saison in Schönebeck ging es für Sie zurück nach Oberhausen, wo Sie zwischen 2014 und 2017 die U19 übernahmen. Wie wichtig war dieser Schritt für Ihre weitere Entwicklung als Trainer?

Tullberg: Extrem wichtig. Ich durfte mich dort als sehr junger Trainer austoben und auch Fehler machen. Ich war damals der jüngste Trainer in der U19-Bundesliga, doch der gesamte Verein stand hinter mir. Ich stellte sogar den Kader selbst zusammen. Dafür war und bin ich sehr dankbar. Deshalb bin ich auch nicht sofort gegangen, als damals die ersten Anfragen für mich eintrudelten.

Das taten Sie erst, als Ihr Ex-Verein Aarhus GF anklopfte und Sie zum U19-Trainer machte.

Tullberg: Ich wollte nach Dänemark zurück, um dort meinen Fußballlehrer zu machen. Das Angebot von Aarhus war sportlich sehr attraktiv, weil ich die meisten Nationalspieler des U19-Jahrgangs trainieren und nebenbei auch bei den Profis hineinschnuppern konnte. Das hatte für mich viel Sinn ergeben.

Aber offenbar nur eine Saison lang, denn 2018 schlossen Sie sich Vendsyssel FF an - jedoch als Co-Trainer. Wie kam's?

Tullberg: Ein Trainerkollege von mir, den ich auch privat sehr gut kenne, war dort Co-Trainer. Drei Spieltage vor Schluss, die Mannschaft befand sich im Kampf um den Aufstieg in die erste Liga, wurde der Chefcoach entlassen und er befördert. Bei seiner ersten Anfrage lehnte ich auch ab. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal irgendwo als Co-Trainer an der Linie stehen würde. (lacht) Wir trafen uns aber dann doch zu einem Gespräch, das mich letztlich überzeugt hat. Es war ein Erstligist und da ich meinen Cheftrainer so gut kannte, bekam ich viel Verantwortung übertragen und durfte im Alltag eigentlich so arbeiten, wie ich es auch als Chefcoach getan hätte.

Wie überrascht waren Sie dann, als sich plötzlich Borussia Dortmund bei Ihnen meldete und Sie als Cheftrainer der U23 verpflichten wollte?

Tullberg: Ich stand mit dem BVB schon seit einem Jahr in Kontakt, von daher war das nicht mehr die größte aller Überraschungen. (lacht) Mein damaliger Berater hatte in Dortmund einen Termin bei Chefscout Sven Mislintat. Ich bin mitgekommen und kam dann mit Ingo Preuß, dem sportlichen Leiter der U23, ins Gespräch. Er meinte, es sei möglich, dass sie bald einen neuen Trainer suchen und mich dabei im Auge behalten würden.

Seit Sommer 2019 arbeiten Sie nun für Schwarzgelb. Wie unterscheidet sich die Arbeit in Dortmund von der, die Sie zuvor kannten?

Tullberg: Wir sind hier eine U23. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, auf die erste Mannschaft Rücksicht zu nehmen und sie so gut es geht zu unterstützen. Wir können Spieler von oben zu Spielzeit verhelfen und müssen zudem sicherstellen, dass sich unsere Spieler so entwickeln, damit sie mit der Qualität des Profitrainings klarkommen und idealerweise auch eine Option für die Profis werden.

Inwiefern ist das Ergebnis für eine Zweitvertretung salopp gesagt egal, weil eben die Entwicklung der Spieler im Vordergrund steht?

Tullberg: Bei einem Verein der Größe von Borussia Dortmund können wir nicht 13. werden und sagen, dafür haben wir aber den einen oder anderen Spieler gut ausgebildet. Unser Anspruch ist die Ausbildung der Spieler, doch dazu gehört auch, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Die U23 ist in der letzten Saison Fünfter geworden, doch um aus der Regionalliga West herauszukommen, muss man Millionen in die Hand nehmen. Vereine wie der SC Verl und Rot-Weiss Essen, die in den letzten Jahren eher im Mittelmaß zu finden waren, haben vor der Saison richtig investiert und stehen nun über uns. Das sind sehr erfahrene Teams mit einem hohen Durchschnittsalter, deren Spieler große Erfahrung in höheren Ligen gesammelt haben.

Ihre Mannschaft steht aktuell nach 25 Spielen mit 34 Punkten auf Rang sieben und ist damit die zweitbeste der fünf Profi-Zweitvertretungen. Während einer Schwächephase im Herbst sprach Ingo Preuß bereits von einer "völlig unbefriedigenden Saison". Wie blicken Sie auf die derzeitige Zwischenbilanz?

Tullberg: Wir haben sehr viel Qualität in unseren Reihen, aber bei uns war der älteste Spieler in den meisten Partien 24 Jahre alt. Das Durchschnittsalter unserer Feldspieler lag häufig bei 20,5 Jahren. Damit die gesamte Saison über mitzuhalten, ist für eine U23-Mannschaft extrem schwer. Schwankungen sind ganz normal. Wir wollen dennoch eine gute Rolle spielen. Letztes Jahr ist die U23 von Borussia Mönchengladbach vor uns gelandet, diesmal wollen wir die beste Zweitvertretung sein.

Wie häufig sind Sie denn mit Lucien Favre in Kontakt?

Tullberg: Lucien hat als Cheftrainer der Profis genug zu tun. Der Austausch mit den Profis läuft daher vor allem über Otto Addo, der für den Übergang der Top-Talente zur ersten Mannschaft zuständig ist, und Favres Co-Trainer Edin Terzic. Mit Otto habe ich täglich Kontakt und mit Edin sehr häufig.

Wie sieht dieser Austausch mit Addo genau aus?

Tullberg: Er hat zum Beispiel unter anderem die Aufgabe, mit den Top-Talenten Videos ihrer individuellen Spielszenen anzuschauen. Diese geht er im Vorfeld natürlich erst einmal mit mir durch, damit wir festlegen, welche Botschaft beim Spieler ankommen soll. Otto schaut sich auch alle unsere Spiele an und anschließend sprechen wir über die Mannschaftsleistung sowie über die Leistungen einzelner Spieler. Oder er berichtet mir davon, wie sich die Spieler schlagen, wenn sie mal bei den Profis mittrainieren, beispielsweise im Trainingslager.

Ihre Spielerkarriere dauerte acht Jahre, bald arbeiten Sie dieselbe Zeit als Trainer. Wie würden Sie sich als Coach beschreiben?

Tullberg: Ich verlange immer 100 Prozent und kann sicherlich manchmal laut werden. Mir ist aber wichtig, dass die Spieler merken, ich respektiere sie und sehe in ihnen nicht nur den Fußballer - genauso wie ich von ihnen mir gegenüber Respekt erwarte. Ich will von ihnen als ordentlicher Mensch eingeschätzt werden, der immer ehrlich ist. Das liegt mir am Herzen, weil ich weiß wie es ist, wenn das nicht der Fall ist. Ich möchte keine Spieler verarschen, weil ich glaube, dass sich Ehrlichkeit, auch wenn sie nicht immer angenehm ist, am Ende auszahlen wird.

Gibt es Trainer, die Ihnen unter anderem in dieser Hinsicht als Vorbild dienen?

Tullberg: Wenn ich als Dortmunder Coach Jürgen Klopp sage, hört es sich blöd an, oder? (lacht) Als kleines Kind war ich Liverpool-Fan, deshalb nenne ich ihn. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber die Art und Weise, wie seine Mannschaften Fußball spielen und wie er mit seinen Spielern umgeht, das gefällt mir. Dennoch versuche ich, ich selbst und kein Spiegelbild von jemand anderem zu sein.