2. Akt: Zurück ins Bewusstsein
Hoeneß ist als Präsident bereits wiedergewählt. "Uuuliii Hoeneß, Uuuliii Hoeneß, Uuuliii Hoeneß - du bist der beste Mann", schallt es durch den Dome. Dann nimmt der neue Präsident auf der Bühne Platz - da, wo wenige Momente zuvor noch Karl Hopfner saß.
"So!", sagt Hoeneß, als er sich setzt. Und er grinst. Die Anspannung, die er sich nicht wirklich hat anmerken lassen, fällt deutlich von ihm ab. Er hat es geschafft. Er ist zurück an der Spitze seines Herzensklubs. Die Halle tobt ob seines erleichterten Ausspruchs. Nach kurzem Dank gibt er das Wort direkt weiter an den neuen Vize-Präsidenten Dr. Dieter Mayer, der unter anderem mit der Wahl des Ehrenrats fortsetzt.
Aus dem Nichts schießt Hoeneß los
Mayer hat immer noch die Versammlungsleitung inne, als Hoeneß wenige Minuten später während der Auszählung eines Wahlgangs überraschend wieder das Wort ergreift: "Jetzt, da sich die Möglichkeit ergibt, möchte ich noch zwei, drei Dinge loswerden." Er lobt Hopfner, Dreesen und Rummenigge für deren Arbeit und das "wahnsinnige Ergebnis", welches der Vorstand finanziell erzielt hat. Und Hoeneß ergreift die Möglichkeit, wieder aus seinem eigenen Schatten der letzten Monate zu treten.
"Die ganzen anderen Vereine, die ihre Gelder von irgendeinem arabischen Scheich oder Oligarchen ausgeglichen haben, da werden bei uns mal locker 20 Millionen Euro Gewinn nach Steuern ausgewiesen. Das geht unter, das finde ich nicht fair."
Es ist die erste wirkliche Spitze, die er im Laufe des Abends verteilt - und er macht es ganz bewusst. Es ist die Beschleunigung seiner Akklimatisierung im Verein. Warum nicht gleich das Eis brechen, statt Schritt für Schritt aufzutauen? Hoeneß marschiert voran.
Zurück ins Bewusstsein
"Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Karl-Heinz, weil ich weiß: Wenn wir zwei zusammenstehen, dann müssen sich die anderen Vereine ganz schön anstrengen, um uns wieder einzuholen. Und Eines sage ich Ihnen: Leipzig hat 4:1 gewonnen. Wir haben neben Dortmund einen zweiten Verein, den wir jetzt endlich wieder attackieren können!"
Rumms! Das sitzt - und löst natürlich einen Tsunami der Begeisterung aus. Die "Abteilung Attacke", die am Freitag nicht namentlich Hoeneß' Wortschatz angehört, erhält wieder Einzug. Die Zurückhaltung, die sich anfangs andeutete, ist dahin. Hoeneß gestaltet sein neues altes Image also doch aktiv mit - durchaus aggressiv.
"Wenn man ehrlich ist: Wir mussten unsere Motivation die letzten Jahre immer aus uns selbst holen. Weil uns keiner gereizt hat. Weil uns keiner geärgert hat. Es ist höchste Zeit, dass ein paar kommen, die wir richtig bekämpfen können!" Die Fans bekommen, wonach sie sich sehnten.
"Mehr wollte ich gar nicht sagen. Vielen Dank", schließt Hoeneß seinen spontanen Einruf schelmisch unschuldig. Er ist zurück im Bewusstsein.