3. Akt: Zurück ins Geschäft
Seine letzte Portion Lockerheit gewinnt Hoeneß beim Tagesordnungspunkt 9 zurück. Ein Mitglied möchte sich für die "etwas stabileren Bayern-Fans einsetzen" und fordert Fankleidung in Übergrößen. Nachdem der Fan seiner Meinung nach alle Möglichkeiten aufzählt, die ein Oversize-Fan in Bezug auf Merchandise-Artikel hat, sagt Hoeneß mit einem großen Schuss Selbstironie: "Sie haben noch eine Möglichkeit vergessen: 21 Monate in Landsberg. Aber die Variante will ich Ihnen nicht nahelegen."
Es ist dieses an nur einem Abend zurückgewonnene Selbstverständnis einer Führungspersönlichkeit, das der FCB-Präsident auch gegen 0.30 Uhr mit in die Pressekonferenz bringt, die trotz der späten Stunde proppenvoll ist.
"Es sind heute viel mehr Mitglieder gekommen, als man vermutet hatte. Es ist kurzzeitig eine schwierige Situation entstanden, da die Leute doch sehr aufgebracht waren. Gott sei Dank haben sie es aber vernünftig abgewickelt. Karl und ich waren im Zelt und haben den Leuten dort versprochen, dass wir zu gegebener Zeit eine Party für sie veranstalten. Sie können dann als kleine Entschädigung einen schönen Abend mit uns verbringen. Eins ist aber auch klar: So etwas darf und wird es in Zukunft nicht mehr geben."
Er wirkt in seinem Auftreten, als sei er nie weg gewesen. Sein Krisenmanagement zeigte an diesem Abend eindrucksvoll Wirkung. Seine Strahlkraft hat in den vergangenen zwei Jahren nicht gelitten. Das beweist das schnelle Nachgeben der wütenden Fans, das verdeutlicht aber auch Hoeneß mit seiner Selbstsicherheit im Umgang mit der Presse. Dann wurde es sportlich.
Schon mittendrin in der Aktualität
"Leipzig hat eine sehr hungrige Mannschaft, die viel rennen kann. Hasenhüttl ist ein hervorragender Trainer. Jetzt müssen wir schauen, wie wir sie wieder kriegen. Ich denke, dass sie in der Winterpause noch einmal zulegen, Herr Mateschitz wird das schon richten. Aber ich muss sagen: Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Spaß kommt auf. Denn ein richtiger Gegner in der Bundesliga war meistens nicht leistungsmindernd, sondern leistungsfördernd für einen Profi beim FC Bayern."
Hoeneß nimmt sich gleich den aktuellen Themen an und unterstreicht, dass diese nun auch wieder in seinen Aufgabenbereich fallen. Vielmehr steckt er schon wieder mittendrin, keine halbe Stunde nach Beendigung der Jahreshauptversammlung.
"Wir müssen uns jetzt erst mal wieder über die Hauptsache definieren und das ist die Leistung auf dem Platz. Wir müssen darüber reden, wie wir die Spiele gewinnen. Jetzt muss ich erst mal das ganz wichtige Spiel gegen Leverkusen über mich ergehen lassen. Daran denke ich jetzt."
Zurück im Geschäft
"Ich werde mich als Aufsichtsratsmitglied in der nächsten Zeit sicherlich wieder in diesen Dingen informieren. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Das ist kein Thema, das wir jetzt vor Weihnachten angehen müssen", machte er auch in der Personalie Lahm deutlich, wer in Sachen Entscheidung ab sofort wieder den Hut aufhat.
Gleiches gilt für weitere bedeutende Ämter im Klub. Auch wenn es eine Nachfrage bedurfte, um Hoeneß' Vorhaben in weiteren Gremien zu entlocken, waren seine Aussagen ebenso vielsagend: "Ich werde als Präsident automatisch Aufsichtsratsmitglied. Wenn ich bei der nächsten Sitzung von den Kollegen gebeten werden, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen, dann werde ich das selbstverständlich machen."
Uli Hoeneß ist zurück im Geschäft.