Elfenbeinküste: Didier Drogba
Der erste Schock saß tief. Mittlerweile sind die Ivorer aber wieder optimistisch, dass ihr Superstar spielen kann. "Wir wissen noch nicht, ob er im ersten Spiel auflaufen kann. Aber er ist definitiv nicht raus aus der WM", teilte ein Verbandssprecher mit. Nach seinem Ellenbogenbruch im Testspiel gegen Japan wird sich Drogba schnellstmöglich operieren lassen und soll dann auch bei der WM auflaufen können.
Und falls es nicht klappt? Dann fehlt den Ivorern der Kapitän, Kopf und Torjäger in einem. 44 Treffer erzielte der 32-Jährige in 67 Länderspielen, für Chelsea traf er in dieser Saison 29 Mal. "Natürlich mache ich mir jetzt Sorgen", sagte Nationalcoach Sven-Göran Eriksson nach der Schocknachricht. "Er ist unser Kapitän und einer der besten Stürmer der Welt." Und Kolo Toure ergänzt: "Wenn Didier nicht spielen kann, sind wir nicht dasselbe Team."
Wie wird der Ausfall personell kompensiert? Sollte sich Drogba tatsächlich für eine Operation und eine anschließende WM-Teilnahme entscheiden, wird kein Spieler nachnominiert. Falls sich aber noch vor Turnierbeginn herauskristallisiert, dass Drogba nicht spielen kann, rutscht wohl Bakary Kone (Marseille) in den Kader. Der Platz in der Startelf ginge dann wahrscheinlich an den 22-jährigen Seydou Doumbia, der in dieser Saison 30 Treffer für Young Boys Bern erzielte.
Was heißt der Ausfall für das Spiel der Elfenbeinküste? Eriksson wird wohl an seinem 4-3-3 festhalten. Als Option bietet sich ein 4-4-2 mit Kalou und Doumbia/Dindane und offensiven Außen an. Drogba ist die erste Option im Offensiv-Spiel der Ivorer. Kommt der Ball in die gegnerische Hälfte, ist es das Ziel, ihn zu Drogba zu bringen. Kaum ein anderer Stürmer in der Welt behauptet den Ball mit dem Rücken zum Tor derart stark wie Drogba. Mit einem simplen langen Ball überbrücken die Ivorer so schnell das Mittelfeld und haben, während Drogba den Ball sichert, die Chance, mit mehreren Akteuren nachzurücken. Und: Drogba ist weltweit einer der besten Kopfballspieler. Fällt der Eriksson-Elf mal nichts mehr ein, ist die Brechstange mit Flanken auf Drogba ein viel versprechendes Mittel.
Was ändert sich durch den Ausfall im Team? Die Kapitänsbinde würde wohl Kolo Toure von Manchester City übernehmen. Auch Sevillas Didier Zokora rückt nun mehr in die Verantwortung. Doch das Vakuum, das Drogba als Kopf der Mannschaft hinterlässt, kann auch dieses Duo nicht füllen. In der Vergangenheit hatte Drogba häufig einen größeren Einfluss auf seine Mitspieler als der jeweilige Nationalcoach. Eriksson pflegt deshalb einen engen Draht zu seinem Kapitän. Aber: Zuletzt berichteten Beobachter auch von Spannungen im Kader. Drogbas Popularität habe bei dem einen oder anderen Spieler Eifersüchteleien ausgelöst, heißt es.
England: Rio Ferdinand
Dass Fabio Capello nicht mit seinem Wunschkapitän in die WM gehen kann, steht schon seit einigen Monaten fest. Im Februar musste sich der Italiener dem öffentlichen Druck beugen und Spielführer John Terry wegen dessen Affäre mit der Frau von Nationalmannschaftskollege Wayne Bridge die Binde abnehmen. Nun muss Capello auch ohne Terrys Nachfolger auskommen. Rio Ferdinand verletzte sich im Training schwer am Knie und fällt damit für die WM aus.
"Das ist natürlich eine schlechte Nachricht und jeder in der Mannschaft ist sehr enttäuscht", sagte Capello. Mit Ferdinand fehlt den Engländern einer ihrer erfahrensten Akteure. Der 31-Jährige spielt seit 1997 in der Nationalmannschaft, absolvierte 76 Länderspiele und bildete zusammen mit Terry ein hochklassiges Innenverteidiger-Duo.
Wie wird der Ausfall personell kompensiert? Capello hat schon unmittelbar nach der Verletzung reagiert und Michael Dawson nachnominiert. Durch den definitiven Ausfall von Ferdinand rückt der Innenverteidiger von Tottenham Hotspur nun endgültig in den 23er-Kader auf. Den Platz von Ferdinand in der Startelf nimmt wohl Dawsons Spurs-Kollege Ledley King ein. Der 29-Jährige überzeugte im Test gegen Mexiko und erzielte sogar einen Treffer beim 3:1-Erfolg. Als Alternative zu King stünde Matthew Upson (West Ham) bereit.
Was heißt der Ausfall für Englands Spiel? Das Duo Terry/Ferdinand spielt in der Nationalmannschaft mittlerweile seit Jahren zusammen und ist folgerichtig bestens aufeinander abgestimmt. Vor allem in der Luft ist dieses Duo kaum zu bezwingen. Aber: Auch King ist ein guter Kopfballspieler, der zudem auch bei eigenen Standards Gefahr ausstrahlt. Und: King ist Linksfuß und damit in der Spieleröffnung eine gute Ergänzung zu Rechtsfuß Terry. Die große Frage bleibt allerdings, wie sich King auf internationaler Bühne präsentiert, schließlich absolvierte er vor dem Mexiko-Spiel drei Jahre lang kein einziges Länderspiel.
Was ändert sich durch den Ausfall im Team? An echten Führungsspielern mangelt es den Engländern auch nach Ferdinands Ausfall nicht. Der United-Star wurde von Capello auch deshalb zum Kapitän gemacht, weil er abseits des Rasens eine gute Figur abgibt und sich unter anderem für verschiedene soziale Projekte engagiert. Auch ohne Binde ist Terry noch immer einer der Chefs im Team. Darüber hinaus geben Lampard, Rooney und Gerrard, der neuer Kapitän wird, die Richtung vor. Nach wie vor hat Capello eher zu viele starke Charaktere im Kader als zu wenige.
Was machen die Elfenbeinküste und England ohne Drogba und Ferdinand?
