"Aber eines steht unabhängig davon fest: Grundsätzlich sollte sich die Fußballgemeinschaft weltweit darauf verständigen, dass große Turniere nicht in Ländern gespielt werden können, die aktiv den Terror unterstützen."
Das Königreich Saudi-Arabien und die drei anderen Staaten haben am Wochenende in einer konzertierten Aktion die diplomatischen Beziehungen und die Verkehrsverbindungen zu Katar, Ausrichter der Fußball-WM 2022, gestoppt. Die vier Länder werfen dem Emirat vor, den islamistischen Terror zu unterstützen. Das diplomatische Personal soll aus Katar abgezogen werden. Alle Bürger aus Katar wiederum hätten binnen zwei Wochen Bahrain, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zu verlassen.
Nach Ansicht der Vorsitzenden des Bundestag-Sportausschusses, Dagmar Freitag, wird die Isolation Katars seitens des Weltverbandes FIFA jedoch kaum Folgen haben. "Die Tatsache, dass Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen haben, wird nach meiner Einschätzung keinen großen Einfluss auf die Entscheidung der FIFA haben", sagte die SPD-Politikerin dem SID am Montag.
Die 64-Jährige begründete ihre Meinung mit einem politischen Vergleich. "Schließlich wurde auch an Russland als Ausrichter der nächsten WM nicht gerüttelt, obwohl die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und der nach wie vor schwelende Ukraine-Konflikt ebenso Anlass zu einem Umdenken hätten sein können", sagte Freitag.
Bedeckt hielt sich die FIFA. Auf SID-Anfrage teilte der Weltverband mit, man habe Kontakt zu den verantwortlichen Stellen in Katar. Ansonsten gebe es im Moment zu dieser Angelegenheit "keinen Kommentar".
Özcan Mutlu, der sportpolitische Sprecher der Grünen, sprach dagegen von einer "neuen Eskalationsstufe", denn: "Das Land ist jetzt isoliert." Mutlu forderte erneut eine Prüfung der WM-Neuvergabe und nahm dabei den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Pflicht: "Reinhard Grindel hat einen Exekutiv-Sitz in der FIFA und ich fordere, dass der DFB als weltgrößter Fußballverband vorangeht und sich für eine Neuvergabe einsetzt."
Grindel kündigte an: "Wir werden uns über die neue, komplexe politische Lage in der Region und speziell in Katar zunächst mit der Bundesregierung austauschen. Zudem wolle er sich "sehr eng innerhalb der UEFA" abstimmen.
Die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA erklärte, Katar verbreite die Botschaften zahlreicher Terrorgruppen über seine Medien. Dazu zählten neben der Muslimbruderschaft auch al-Qaida und die Extremistenmiliz IS. Das gefährde die Stabilität in der Region. Saudi-Arabien steht allerdings selbst unter Verdacht, den IS zumindest indirekt zu unterstützen.
Das Außenministerium Katars wehrt sich gegen die Vorwürfe: "Diese Kampagne der Aufwiegelung fußt auf Lügen, die das Niveau vollständiger Erfindungen erreicht haben."