Zuletzt hatte die "Welt am Sonntag" einen hochrangigen FIFA-Mitarbeiter zitiert, der erklärte, dass auf dem FIFA-Kongress 2015 über eine Neuvergabe der WM 2022 entschieden werde. Zuletzt hatte die internationale Kritik am WM-Gastgeber aufgrund zum Teil unmenschlicher Bedingungen für die zahlreichen Gastarbeiter zugenommen.
Blatter vertritt eine andere Auffassung: "Allein die Diskussion zeigt, wie wichtig der Fußball sein kann, um Öffentlichkeit zu erzeugen und so auch nachhaltige Veränderungen anzustoßen." Ungefähr wortgleich hatte sich FIFA-Exekutivmitglied Theo Zwanziger in der vergangenen Woche nach der Anhörung zu den Menschenrechtsverletzungen in Katar vor dem EU-Parlament geäußert. Der einstige DFB-Präsident war von Blatter als FIFA-Gesandter in die belgische Hauptstadt geschickt worden.
"Man macht es sich zu einfach"
Blatter nahm die FIFA in Schutz: "Mann macht es sich bisweilen zu einfach, wenn man die gesamte Verantwortung ausschließlich auf die FIFA schiebt. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch große europäische Unternehmen vor Ort investiert haben, und auch diese sind für menschenwürdige Arbeitsbedingungen verantwortlich."
Den Verantwortlichen von Champions-League-Sieger Bayern München, die heftig die WM-Vergabe an Katar kritisiert hatten, die letzten Jahre aber regelmäßig ihr Wintertrainingslager in Doha abhielten, schrieb der FIFA-Präsident ins Stammbuch: "Es gibt ein lateinisches Sprichwort: Quod licet Iovi, non licet bovi. Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt. Vielleicht ist es in diesem Fall umgekehrt."
Blatter will unter allen Umständen die Olympischen Winterspiele 2022 schützen und machte klar, dass eine Verlegung der WM in den Januar oder Februar nicht infrage komme: "Das wäre respektlos gegenüber der Olympischen Familie und Organisatoren, da im Februar die Olympischen Winterspiele stattfinden."
Keinen Gedanken verschwendet der FIFA-Chef daran, die Teilnahme der A-Nationalteams an den Olympischen Sommerspielen zu erlauben, wie es IOC-Präsident Thomas Bach vorgeschlagen hatte. Blatter dazu knapp: "Das ist für die FIFA kein Thema."
Fünfte Amtszeit wird wahrscheinlicher
Eine fünfte Amtszeit für Blatter ab 2015 scheint indes immer wahrscheinlicher. Der Walliser will 2015 voraussichtlich wieder antreten, er wiederholte in der Sport Bild sein Ansinnen: "Wenn mich die Mitgliedsverbände anfragen, ob ich weiter ihr Präsident sein soll, werde ich nicht Nein sagen."
Blatter, seit 1998 auf dem FIFA-Thron, wäre zum Zeitpunkt der Wahl auf dem Kongress bereits 79. Der Eidgenosse fühlt sich allerdings topfit: "Wenn ich tatsächlich noch bei bester Gesundheit sein werde - und im Moment bin ich es tatsächlich -, dann sehe ich keinen Grund, warum ich meine Arbeit nicht fortführen sollte."
Möglicher Gegenkandidat könnte UEFA-Präsident Michel Platini (58) sein. Seinen Hut bereits in den Ring geworfen hat Platinis französischer Landsmann Jerome Champagne (55). Er gilt jedoch als Ziehsohn von Blatter, ob er gegen Blatter antritt, erscheint fraglich.
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