Bachramow und die Gefallenen

David Kreisl
10. Juli 201422:39
Deutschland steht bei der WM 2014 in Brasilien zum achten Mal im Endspielgetty
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Dem DFB-Team winkt bei der WM in Brasilien gegen Argentinien der vierte Stern. Sieben Mal stand Deutschland bislang in teilweise legendären Finals der Weltmeisterschaft. Ob Wunder von Bern, Wembley-Tor oder Geburt des Titanen - SPOX blickt zurück auf alle WM-Endspiele mit deutscher Beteiligung.

1954: Deutschland - Ungarn 3:2

Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball verloren, diesmal gegen Schäfer. Schäfer nach innen geflankt - Kopfball - abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen- Rahn schießt - Tooooooor! Tooooooor! Tooooooor!

NWDR-Reporter Herbert Zimmermann machte sich an diesem verregneten 4. Juli im Berner Wankdorf-Stadion unsterblich. Sein legendärer Radio-Kommentar, der fälschlicherweise immer gemeinsam mit den Fernsehbildern gezeigt wird, wird auf ewig mit dem Wunder von Bern verknüpft bleiben.

So war der Sieg der bundesdeutschen Auswahl gegen Ungarn so viel mehr als "nur" der erste WM-Titel für die Truppe von Sepp Herberger. Das deutsche Volk litt zu dieser Zeit unter den Entbehrungen und der Depression nach dem Zweiten Weltkrieg, der Fußballbund wurde aufgelöst und die deutsche Auswahl lange von anderen Nationen boykottiert. Doch mit diesem Triumph sollte sich alles ändern.

"Wir sind wieder wer", jubelten die Deutschen neun Jahre nach Kriegsende. Es setzte eine kollektive Aufbruchstimmung ein, jetzt, wo man Weltmeister war. Wo man das seit viereinhalb Jahren ungeschlagene Wunderteam der Ungarn besiegt hatte. Obwohl man in der Vorrunde mit 3:8 gegen Ferenc Puscas und seine scheinbar übermächtigen Mitstreiter verloren hatte. Obwohl man im Finale von Bern nach acht Minuten 0:2 in Rückstand war.

Das Wunder von Bern und die Helden um Trainer Herberger gingen in die Geschichte ein. Unzählige Mythen und Anekdoten ranken sich noch immer um eines der bedeutendsten Fußballspiele der Geschichte. Der Mannschaftsgeist von Spiez, das genau vor dem Spiel einsetzende Fritz-Walter-Wetter - und natürlich der legendäre Herbert Zimmermann.

Die Ungarn erhalten einen Einwurf zugesprochen, der ist ausgeführt, kommt zu Bozsik - Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern! Nach diesen 30 Sekunden, die Sie dem Reporter verzeihen müssen, wollen wir versuchen, in normaler Lautstärke und einigermaßen ruhig Ihnen das weitere Geschehen hier zu schildern.

1954: Der unsterbliche Zimmermann1966: Pickles und Bachramow
1974: Der schlimmste Start von allen1982: Nach der Nacht von Sevilla
1986: Toni, halt den Ball!1990: Rubenbauer rollt zum Titel
2002: Die Geburt des Titanen

1966: England - Deutschland 4:2 n.V.

Am Schluss reichte es nicht. Die Deutschen mussten sich geschlagen geben. Hoffnungen hatte man sich gemacht, doch gegen diese Engländer - vergeblich. 34:27 hieß es am Ende. Der FIFA-Kongress hatte 1960 in Rom abgestimmt: Die WM sechs Jahre später wird nach England gehen und nicht nach Deutschland.

Ob es bereits ein Omen für das war, was am 30. Juli 1966 im Wembley-Stadion folgen sollte? Auf jeden Fall ist es eine der vielen Geschichten der WM im Mutterland des Fußballs, die fast niemand kennt.

Vielleicht weiß man von der WM 1966, dass Ken Aston an einer Kreuzung an der Kensington High Street die Gelben und Roten Karten erfand. Doch wer weiß schon vom 1:0 Nordkoreas gegen Italien - einem der größten Sensationssiege der WM-Geschichte. Davon, dass der Lufthansa-Kapitän der deutschen Nationalmannschaft im Landeanflug über dem Wembley-Stadion eine Durchsage machte: "Hier möchten wir sie spielen sehen." Oder, dass der WM-Pokal im März 1966 gestohlen - und von einem Hund namens "Pickles" in einer Hecke versteckt wiedergefunden wurde.

Doch das alles und viel mehr rückte in den Schatten einer der größten Fehlentscheidungen in der Geschichte des Weltfußballs. Das Tor, das "das meistdiskutierte der Fußball-Geschichte bleiben wird", wie der italienische "Corriere della Sera" schon damals wusste.

Auch vom Endspiel im Wembley-Stadion vor 96.924 Zuschauern und der Queen blieb nicht viel anderes in Erinnerung. Die fatale Entscheidung, den neuen Stern am deutschen Fußballhimmel Franz Beckenbauer als Bobby Charltons Leibwächter einzusetzen? Makulatur. Dass bei Geoff Hursts entscheidendem 4:2 in der Nachspielzeit der Verlängerung schon jubelnde Fans auf dem Rasen waren? Nicht mal eine Randnotiz.

Doch die 101. Minute, die kennt jeder. Flanke von rechts. Hurst nimmt den Ball sechs Meter vor dem Tor an. Dreht sich nach links. Schießt im Fallen. Der Ball donnert gegen die Unterkante der Latte, kommt auf der Linie auf und springt wieder ins Feld.

Die Engländer jubeln, und hätte Wolfgang Weber den Ball nicht ins Aus, sondern zurück ins Spielfeld geköpft, Schiedsrichter Gottfried Dienst hätte wohl einfach weiterspielen lassen. Doch so bekam sein Assistent Tefik Bachramow aus der Sowjetunion seinen großen Auftritt.

Hatte er das Tor gesehen? Die Szene, die das WM-Finale entschied? Keineswegs. "Natürlich habe auch ich nicht gesehen, dass der Ball hinter der Linie war. Doch aus den Reaktionen der Spieler schloss ich, dass es wohl ein Tor gewesen war." Später soll der Linienrichter auch noch Folgendes von sich gegeben haben: "Als ich die Fahne hob, dachte ich an alle sowjetischen Gefallenen und das Leid des Zweiten Weltkriegs."

1954: Der unsterbliche Zimmermann1966: Pickles und Bachramow
1974: Der schlimmste Start von allen1982: Nach der Nacht von Sevilla
1986: Toni, halt den Ball!1990: Rubenbauer rollt zum Titel
2002: Die Geburt des Titanen

1974: Deutschland - Niederlande 2:1

Von allen möglichen Szenarien, wie man möglichst nicht in ein WM-Finale startet - die deutsche Elf erwischte an diesem Juli-Nachmittag 1974 gegen die Elftal das Schlimmste. Dabei war alles angerichtet: Heim-WM, 77.800 Zuschauer, den großen Coup vor Augen. Doch dann der Anstoß der Niederlande. 16 Ballkontakte, ohne deutsche Intervention. Das Leder gelangt im Mittelkreis zu Johan Cruyff, Nummer 17. Der Holländer nimmt Tempo auf, geht in den deutschen Strafraum - und Zack! Uli Hoeneß grätscht unbeholfen von links heran und bringt Cruyff zu Fall.

53 Sekunden ist das WM-Endspiel alt, als Schiedsrichter Jack Taylor strammen Schrittes in den deutschen Sechzehner marschiert und sich auf den Elfmeterpunkt stellt. Strafstoß! Zu der Zeit der erste in einem WM-Endspiel. Der früheste bis heute. Genau wie die Führung durch Johan Neeskens nach eineinhalb Minuten. SPOX

Der Horrorstart - und die große Blamage für Helmut Schöns Truppe? Von wegen! Das hatten die Kicker der Bundesrepublik zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich. Im letzten Gruppenspiel gegen die DDR. Die Schmach von Hamburg. Jürgen Sparwasser schoss die DDR im einzigen deutsch-deutschen Duell der Geschichte zum 1:0.

Es war eine Demütigung, auf dem Weg ins Finale aber im Endeffekt nur ein kleiner Schönheitsfehler. In der ersten Runde Gruppenzweiter vor Chile und Australien, in der zweiten Runde Gruppensieger vor Polen, Schweden, Jugoslawien. Und jetzt also das Finale.

"Wenn die Mannschaft das Anfangstempo durchgehalten hätte, wäre sie Weltmeister geworden", sollte "De Telegraaf" später titeln. "Holland musste teuer bezahlen für Arroganz und Dummheit", der "Daily Telegraph". Denn die Niederländer schafften es tatsächlich, das Spiel trotz ihrer Überlegenheit, trotz des für sie perfekten Starts aus der Hand zu geben - und das noch in der ersten Halbzeit.

Den zweiten Strafstoß des Spiels, verursacht an Bernd Hölzenbein, verwandelte Paul Breitner lässig, kurz vor dem Halbzeitpfiff war es der Müller Gerd, der in seiner unnachahmlichen Weise zum 2:1 traf. Es folgte eine dramatische Schlussphase, ein zu Unrecht wegen Abseits aberkanntes Müller-Tor sowie ein klarer Elfer an Hölzenbein, der den Deutschen verwehrt wurde. Und Oranje, das den Ball nicht im deutschen Tor unterbrachte. Dank eines überragenden Sepp Maier. Und vielleicht auch der eigenen Arroganz und Dummheit.

1954: Der unsterbliche Zimmermann1966: Pickles und Bachramow
1974: Der schlimmste Start von allen1982: Nach der Nacht von Sevilla
1986: Toni, halt den Ball!1990: Rubenbauer rollt zum Titel
2002: Die Geburt des Titanen

1982: Italien - Deutschland 3:1

Wer hätte damit nur rechnen können? Zweimal waren sie als Gruppensieger bis ins Halbfinale gestürmt. Sie hatten sich in der Nacht von Sevilla in die Geschichtsbücher eingetragen. Nur einmal hatten sie verloren bei diesem Turnier, gekämpft hatten sie wie die Löwen. Und jetzt? Spielten die Italiener Katz und Maus mit ihnen.

Scirea, Conti, Rossi, Scirea, Gentile, Scirea, Tardelli, drin! Sogar Staatspräsident Sandro Pertini erhob sich mit seinen stolzen 84 Jahren auf der Ehrentribüne jubelnd von seinem Sitz. Die Squadra Azzurra führte schon mit 2:0 - der Wille der Deutschen war längst gebrochen.

Paolo Rossi hatte die Italiener nach 57 Minuten zur hochverdienten Führung geköpft. Danach waren Enzo Bearzots Mannen zu frisch, zu clever und zu schnell. Nach Marco Tardellis Tor war es Allessandro Altobelli, der den Sack endgültig zumachte. Paul Breitners Treffer kurz vor Schluss war so schön wie unbedeutend. Hochverdient reckte Dino Zoff den WM-Pokal vor 90.000 Zuschauern im aus allen Nähten platzenden Estadio Santiago Bernabeu in den Nachthimmel von Madrid.

Die Deutschen? Chancenlos. Am Ende. Fertig. Zuviel Kraft hatten sie gelassen, drei Tage zuvor, in der Nacht von Sevilla, einer unvergleichlichen Schlacht gegen Frankreich. 120 Minuten Kampf bis auf die Knochen. Toni Schumacher schlug Patrick Battiston krankenhausreif, es ging in die Verlängerung. Frankreich führte dort schon 3:1, doch Karl-Heinz Rummenigge und Artist Klaus Fischer per Fallrückzieher schossen die BRD ins Elfmeterschießen. Dort glänzte Sünder Schumacher auf der Linie - gegen Six und Bossis.

Dieses Halbfinale - es war der positive Gegenentwurf zum Jahrhundertspiel gegen Italien, das man 1970 auf irre Weise in der Verlängerung verlor. Jetzt stand man auf der anderen Seite - zumindest für drei Tage. Denn gegen dieses Italien war man nach all dem machtlos. Scirea, Conti, Rossi, Scirea, Gentile, Scirea, Tardelli - drin...

1954: Der unsterbliche Zimmermann1966: Pickles und Bachramow
1974: Der schlimmste Start von allen1982: Nach der Nacht von Sevilla
1986: Toni, halt den Ball!1990: Rubenbauer rollt zum Titel
2002: Die Geburt des Titanen

1986: Argentinien - Deutschland 3:2

Gegen diesen Diego Maradona war einfach kein Kraut gewachsen. Der vielleicht beste Fußballer aller Zeiten auf dem Zenit seines Schaffens - da half kein Thomas Berthold, kein Karlheinz Förster und kein Hans-Peter Briegel. Ja nicht einmal Lothar Matthäus vermochte den Kapitän der Albiceleste stoppen.

Wie auch? Fünf Tore schoss die Legende auf dem Weg ins Finale. Im Viertelfinale gegen die Engländer dribbelte er sich durch sieben hilflose Gegner und erzielte das schönste Tor der WM-Geschichte. Mit der Hand Gottes versenkte er die Three Lions. Die Hand Gottes - wie sollte man so jemanden aufhalten? Die Belgier schafften es nicht. Zwei Mal Maradona im Halbfinale zum Endspiel.

Dort warteten jetzt also die Deutschen. Vier Jahre nach dem müden Finale gegen die Squadra Azzurra, wieder im Finale, das zweite Mal in Folge. Die erneute Finalteilnahme war allerdings mehr durch Glück als durch Verstand zu erklären. In der Gruppenphase waren sogar die Dänen zu stark, als Zweiter ging's in die neu eingeführte K.o.-Runde.

Gegen Marokko in der Runde der letzten 16? Magerkost und ein Freistoß-Tor. Glücklich 1:0 gewonnen. Viertelfinale gegen Mexiko? 120 Minuten keine Torchancen, zwei Rote Karten - aber ein Gastgeber, dem im Elfmeterschießen die Nerven versagten. Das Halbfinale gegen Frankreich, die Neuauflage der Nacht von Sevilla. Diesmal blieb das Spektakel jedoch aus. Ein Torwartfehler von Joel Bats, ein Kontertor in der Schlussminute von Rudi Völler und der Finaleinzug war perfekt.

Trainer Franz Beckenbauer hatte sich gegen die torgefährlichen Argentinier dort einen Masterplan zurecht gelegt, wollte Maradonas Kreise einengen. Matthäus sollte den Wachhund spielen. Nur kein Tor bekommen!

Doch nach 21 Minuten war der Plan und alle Taktik schon wieder über den Haufen geworfen. Es war Matthäus, der Maradona im rechten Halbfeld legte. Freistoß. Toni Schumacher segelte unter der anschließenden Flanke hindurch und Jose Luis Brown nickte vor über 114.000 Zuschauern im Azteken-Stadion ein. Jorge Valdano legte nach. 55 Minuten und durch, und die Partie auch.

Denkste! Es hätte das größte Comeback in der Geschichte des deutschen Fußballs werden können. Beckenbauer brachte Rudi Völler und Dieter Hoeneß. Alles auf eine Karte, alles auf die Offensive - und es ging auf. Karl-Heinz Rummenigge zum 2:1, Völler zum 2:2. Wahnsinn!

Die Deutschen waren euphorisiert, die Deutschen wollten jetzt mehr. Das Momentum war auf ihrer Seite, der Triumph im mexikanischen Hexenkessel zum Greifen nah. Die Deutschen stürmten weiter, bis Maradona in der 84. Minute an den Ball kam und Jorge Burruchaga auf die Reise schickte. "Toni, halt den Ball!", flehte der Fernsehkommentator. "Toni, halt den Ball... nein!"

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2002: Die Geburt des Titanen

1990: Deutschland - Argentinien 1:0

16 Jahre hatte es gedauert, bis die schwarz-rot-goldenen Fahnen wieder voller Stolz wehten. Eine Nation war im Rausch, im Freudentaumel. Deutschland war zum dritten Mal Weltmeister. Doch das Bild, das von diesem Abend um die Welt ging, war ein anderes. Ein ruhiges und besonnenes. Franz Beckenbauer wandelte ungläubig und alleine über den Rasen des Römer Olympiastadions.

Was in den 90 Minuten davor, eigentlich der kompletten vorangegangenen Weltmeisterschaft passiert war, war das Negativ der Geschehnisse von vor vier Jahren - im positiven Sinne. Diesmal waren es die Südamerikaner, die sich durchs Turnier quälten. Diesmal gelang es Guido Buchwald, Maradona an die Kette zu legen. Diesmal passte alles.

Und das, obwohl Edgardo Codesal Mendez zunächst einen klaren Elfmeter an Klaus Augenthaler nicht pfiff. "Den muss er pfeifen!", schimpfte Endspiel-Kommentator Gerd Rubenbauer. "Das ist ein ganz klarer Pfiff!", raunzte Karl-Heinz Rummenigge als sein Co. SPOX

Fünf Minuten vor dem Ende waren sich Rubenbauer und Rummenigge abermals einig. Konzessions-Entscheidung! Geschenk! Rudi Völler, der im Achtelfinale noch die legendäre Spuckattacke von Frank Rijkaard über sich ergehen lassen musste, kam im Strafraum zu Fall. Mendez zeigte diesmal auf den Punkt.

An selbigem Stand kurz darauf Andreas Brehme, 73.603 Paar Augen im Römer Olympia-Stadion und Millionen rund um die Welt auf ihn gerichtet. Links unten schlug es ein. "Nicht hart, aber präzise", wie Rubenbauer zelebrierte. Der Siegtreffer, "vierrr Minuten und vierrrzig Sekunden vorrr dem Ende", wie Rubenbauer rollte.

Argentinien gelang, wie schon im kompletten Spiel zuvor, nichts mehr. Pedro Monzon verabschiedete sich schon vor dem Tor mit glatt Rot nach seiner brutalen Grätsche gegen Klinsmann. Wahrscheinlich hat ein Schiedsrichter nie wieder so grazil und formvollendet eine Rote Karte vergeben wie Mendez an diesem Sonntagabend in Rom. Auch Gustavo Dezotti musste nach einer Tätlichkeit noch vorzeitig zum Duschen - sie beide sahen sie vermutlich gar nicht mehr, die Krönung des Kaisers, als er allein und ungläubig über den Rasen des Römer Olympiastadions wandelte.

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1986: Toni, halt den Ball!1990: Rubenbauer rollt zum Titel
2002: Die Geburt des Titanen

2002: Brasilien - Deutschland 2:0

In der Vorrunde musste er noch nicht groß eingreifen, das 1:1 gegen Irland ein Betriebsunfall, die Siege gegen Kamerun und Saudi-Arabien standesgemäß. Doch dann ging es los.

Paraguay wehrte sich lange, doch Oliver Neuville erledigte die Südamerikaner zwei Minuten vor Schluss. Die US-Boys waren sogar überlegen, im Halbfinale erwies sich Gastgeber Südkorea als harte Nuss. Doch Oliver Kahn wehrte alles ab, was auf seinen Kasten kam. Weltklasse! Der beste Spieler des Turniers - er stand zwischen den deutschen Pfosten.

Auch jetzt schrieb er weiter an seiner Legende. Weiter, immer weiter. Mit dem Halbzeitpfiff im Endspiel gegen die Selecao tauchte Ronaldo frei vor seinem Kasten auf. Aber nicht mit dem Titan, der schon längst eine Attraktion war im fernen Osten. Er parierte alles. Er schien unbezwingbar, auch an diesem Abend in Yokohama, auch gegen den großen Favoriten aus Brasilien. Er machte sich dran, schon wieder ein Spiel fast im Alleingang zu gewinnen.

Der ansatzlose Distanzversuch von Rivaldo in der 67. Spielminute war wohl einer der harmlosesten Versuche, die an diesem Abend auf den Kasten Kahns flogen. Und dennoch ließ der Unbezwingbare den Ball fallen. Ronaldo, der neben der hässlichsten Frisur der WM-Geschichte auch mit acht Toren glänzte, beendete den Zauber. Oliver Kahn war bezwungen.

Unvergessen die Szenen, als der Keeper nach Abpfiff fassungslos am Pfosten seines Tores saß. Sechs Spiele und 67 Minuten hatte er alles richtig gemacht. Er wurde zum besten Torhüter des Turniers gewählt. Er wurde als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Der Mythos von Titan Kahn war geboren - der größte Pokal des Fußballs aber verloren.

1954: Der unsterbliche Zimmermann1966: Pickles und Bachramow
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1986: Toni, halt den Ball!1990: Rubenbauer rollt zum Titel
2002: Die Geburt des Titanen