Vor 69.112 Zuschauern im ausverkauften Estadio Nacional de Brasília brachte Neymar die Elf von Luiz Felipe Scolari in Führung (17.), ehe Schalkes Joel Matip ausglich (26.).
In der 34. Minute war es abermals Neymar mit einem Flachschuss, der Brasilien auf die Siegerstraße zurückbrachte. Nach der Pause besorgte Fred per Kopfball das 3:1 (49.). Fernandinho machte kurz vor Schluss mit dem 4:1 (83.) den Deckel drauf.
Brasilien zieht damit mit sieben Zählern und dem besseren Torverhältnis vor den punktgleichen Mexikanern ins Achtelfinale ein, wo die Selecao auf Chile trifft (Samstag, 18 Uhr).
Mexiko wirft schwache Kroaten raus
Reaktionen:
Luiz Felipe Scolari (Trainer Brasilien): "Es gibt ein Sprichwort: Die Natur macht keine Sprünge. Wir entwickeln uns langsam, von Tag zu Tag, von Spiel zu Spiel. Wir haben uns gegenüber dem Mexiko-Spiel wieder gesteigert, und das müssen wir auch gegen Chile tun."
Neymar (Brasilien): "Das war unser bestes Spiel bisher. Der Sieg gibt uns Ruhe, wir haben alles dafür getan, ihn uns zu verdienen."
Marcelo (Brasilien): "Es fehlte zuletzt noch das letzte Stückchen. Heute haben wir mehr Intensität gezeigt, der Ball ist besser gelaufen. Alle haben mitgeholfen, wir haben heute großartig gespielt."
Volker Finke (Trainer Kamerun): "Wir sind natürlich enttäuscht, aber wir haben vor allem Erfahrung für die nächsten Wettbewerbe gesammelt. Unglücklicherweise haben wir nicht auf dem Niveau einer Weltmeisterschaft gespielt. Die erste Halbzeit war gut, aber Brasilien hat sich den Sieg klar verdient."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Brasilien wie im Auftaktspiel, mit einer Änderung im Vergleich zur Partie gegen Mexiko: Hulk kehrt für Ramires zurück in die Startelf. Sonst alles wie gehabt.
Finke wirbelt sein Team ordentlich durch: N'Guemo ersetzt den rotgesperrten Song auf der Sechs, dazu beginnen Bedimo und Nyom auf den Außenverteidiger-Positionen. Assou-Ekotto und Chedjou müssen dafür weichen.
3.: Alves mit dem 50-Meter-Pass auf Neymar, der steckt toll durch auf den rechts in den Sechzehner gestarteten Hulk - doch dessen Querpass kann Matip gerade noch vor dem einschussbereiten Fred klären.
17., 0:1, Neymar: Luiz Gustavo erobert sich links den Ball gegen Moukandjo und geht die Linie entlang. Sein Anspiel an den Elfmeterpunkt kommt im perfekten Moment, Neymar steht völlig frei - und kann halbhoch rechts einnetzen!
19.: Marcelo beackert seine Seite wie wild, bringt die Kugel in die Mitte, wo Neymar mit einem technisch hochanspruchsvollem Volley aus 17 Metern am gut reagierenden Keeper Itanjde scheitert.
25.: Ecke von rechts auf Matip, der den Ball mit Umweg über Oscars Kopf an den Pfosten nickt!
26., 1:1, Matip: Nyom auf links am Ball, er lässt Alves auf dem Weg an die Grundlinie wie einen Schülerspieler stehen und gibt den Ball mustergültig an den langen Pfosten, wo Matip nur den Fuß hinhalten muss.
34, 1:2, Neymar: Marcelo startet nach vorn und steckt durch für Neymar, der von links in den Raum in der Mitte startet, zwei Gegenspieler stehen lässt und den Ball aus 12 Metern cool einschiebt. Itandje lässt sich dabei allerdings auch sehr schnell in die lange Ecke fallen, sodass der Ball fast zentral seinen Weg ins Netz findet.
47.: Guter Versuch von Fred, der da aus 17 Metern halblinker Position aufs lange Eck abzieht - und Itanjde zur nächsten guten Parade zwingt.
49., 1:3, Fred: Marcelo kommt nach einer abgewehrten Ecke von rechts über links zum Flanken, in der Mitte verpassen Matip und Silva mit dem Kopf - doch Fred steht am langen Pfosten ganz allein und kan den Ball mit dem Kopf ins Netz drücken.
83., 1:4, Fernandinho: Oscar mit dem Ballgewinn am Sechzehner des Gegners, Fernandinho startet aus dem Rückraum, über Fred landet der Ball wieder bei Oscar, der nur in den Lauf von Fernandinho prallen lässt - und der netzt aus 13 Metern halblinker Position mit der Pieke unten rechts ein.
Fazit: Absolut verdienter Sieg für eine Selecao, die sich zwar defensiv in Halbzeit eins einige Auszeiten gönnte, aber dafür mit jeder Menge Offensivpower die passende Antwort parat hatte.
Der Star des Spiels: Neymar. Nicht nur, dass er zwei Tore erzielt und die Führung in der Torschützenliste übernommen hat. Neymar reißt seine Kameraden mit, kämpft, ackert, bietet sich an. War abermals die prägende Figur im brasilianischen Offensivspiel und an nahezu jeder gefährlichen Aktion beteiligt.
Der Flop des Spiels: Benjamin Moukandjo. Erwischte einen bitteren Tag auf der rechten Außenbahn. Vor dem 0:1 verlor er den Ball gegen Luiz Gustavo, vor dem 1:2 ließ er Marcelo allen Platz der Welt. Auch sonst oft geistig wie körperlich einen Schritt zu spät. Wurde in der 58. Minute mit der Auswechlsung erlöst.
Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden): War nicht immer auf der Höhe und in der Zweikampfbewertung inkonsequent. Nyom hätte für seinen Schubser gegen Neymar Gelb sehen müssen (15.), ebenso wie Dani Alves für die Grätsche gegen Bedimo (56.). Vor dem 3:1 bewies sein Assitent gutes Auge, als er zurecht keine Abseitsstellung sah.
Das fiel auf:
- Es entwickelte sich von Beginn an ein wildes, temporeiches Spiel. Brasilien zeigte unbändigen Willen, spielte schnell und zielstrebig in die Spitze, wo vor allem Neymar die Bälle forderte und gefährlich abschloss. Kamerun war speziell auf den Außenbahnen mit dem Hochgeschwindigkeitsfußball überfordert.
- Kamerun war jedoch keineswegs passiv und versuchte über schnelles Umschaltspiel Brasiliens Schwachstellen zu nutzen. Denn die Selecao praktizierte ein ziemlich konfuses Pressing, einzelne Spieler rannten den Ballführenden an, jedoch ohne sinnvolle Abstimmung mit den Nebenmännern.
- So war es für Kamerun möglich, das Mittelfeld mit klugen Vertikalpässen rasch zu überspielen. Einmal geschehen, hielt sich Brasiliens offensives Quartett mit jeglicher Defensivarbeit zurück. Die Löwen versuchten vor allem über die Seite des bei dieser WM anfälligen Dani Alves, Nadelstiche zu setzen - mit Erfolg: Der Ausgleich wurde über links vorbereitet.
- Im zweiten Durchgang ließ Kameruns Engagement merkbar nach, mit dem 1:3 schien der Wille der Löwen gebrochen. Den Brasilianern eröffneten sich riesige Räume bei Kontern, die jedoch nur inkonsequent genutzt wurden.