WM

Ghana: Reise zu den Sternen

Von SPOX
Die Ghanaer sind in der Gruppe G eher Außenseiter
© getty

Vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 findet im Land des fünfmaligen Weltmeisters Brasilien die 20. Fußball-WM statt. SPOX stellt die 32 Endrunden-Teilnehmer vor. Dieses Mal: Ghana.

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Land: Ghana

Einwohner: 25,2 Millionen

Weltranglistenplatz: 38

WM-Teilnahmen: 2

Größter WM-Erfolg: Viertelfinale (2010)

Hier geht's zur WM-Gruppe G

Der Star: Kevin-Prince Boateng ist der Anführer der Black Stars. Sowohl auf als auch außerhalb des Platzes ist der gebürtige Berliner der Kopf und das Sprachrohr der Mannschaft. Boateng ist die Schaltzentrale im offensiven Mittelfeld oder sogar im Angriff und der Aggressive Leader. Ohne den 27-Jährigen ist Ghana gefühlt nur die Hälfte wert. Natürlich birgt Boatengs Vergangenheit beim DFB zusätzlichen Zündstoff. "Wenn ich mir ein Los wünschen dürfte für die Gruppenauslosung, dann wäre das Deutschland", hatte Boateng vor der Ziehung im Dezember noch gesagt. Dass er im zweiten Gruppenspiel wohl erneut auf seinen Bruder Jerome auf deutscher Seite treffen wird, ist eine zusätzliche spannende Episode.

Der Trainer: James Kwesi Appiah, der eigentlich nur James Appiah heißt, über 30 Jahre lang aber fälschlicherweise als Kwesi Appiah geführt wurde, ist der erste ghanaische Trainer, der die Nationalmannschaft zu einer Weltmeisterschaft geführt hat. Dafür wurde ihm unter anderem der Doktortitel der Sportpsychologie verliehen. Nach einigen Irrungen und Wirrungen mit Engagements als Co-, U-23- und Interimstrainer wurde er im Frühjahr 2012 endlich Cheftrainer der A-Nationalmannschaft. Wie groß das Vertrauen, aber auch der Druck auf Appiah ist, verdeutlicht die Vertragsverlängerung vor wenigen Wochen bis zum Sommer 2016. Ein ungewöhnlicher Vorgang im afrikanischen Fußball, wo Trainer gerne aus einer Laune heraus auch mal gefeuert werden. "Wir glauben, dass er der richtige Mann für die Black Stars ist", sagt Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi. Dass Appiah damit aber keinen Freifahrtschein besitzt, machte Nyantakyi aber auch gleich klar: "Wir wollen das erste afrikanische Team sein, das die WM gewinnt. Wir haben das Potenzial dafür. Ich bin sehr optimistisch."

Der Kapitän: Asamoah Gyan ist mit 81 Länderspielen der erfahrenste Spieler im Kader - und der Mann für die ganz wichtigen Tore. Seit der WM 2006 besitzt er in der Heimat eine Art unumstößlichen Heldenstatus, damals gelang ihm im Gruppenspiel gegen Tschechien nach 75 Sekunden das erste WM-Tor Ghanas überhaupt. Vier Jahre später war es sein Elfmetertor gegen Serbien, das den ersten Sieg Ghanas beim Endturnier bedeutete, im Achtelfinale gegen die USA schoss er Ghana in der Verlängerung eine Runde weiter. Mit 34 offiziell registrierten Toren ist er mittlerweile Rekordtorschütze der Black Stars. Neben Boateng bietet er seiner Mannschaft Orientierung und Halt und darf auch als einziger im Team zusammen mit Trainer Appiah an der Taktik tüfteln.

Der Spieler im Fokus: Michael Essien ist mit seinen erst 31 Jahren bereits der mit Abstand älteste Spieler im Kader. Vor über zwölf Jahren gab er schon sein Debüt im Dress der Black Stars und ist jetzt über eine Dekade später immer noch der zentrale Punkt im Defensivkonstrukt seiner Mannschaft. Nachdem er die letzte WM vor vier Jahren wegen einer Knieverletzung verpasst hatte, dürfte Essien bei seinem wohl letzten großen Turnier doppelt motiviert sein. Allerdings hat sein Spiel mittlerweile doch merklich an Explosivität und Kampfkraft verloren. Essiens Dynamik, jahrelang sein größtes Plus und im Spitzenbereich in Kombination mit seinen fußballerischen Fähigkeiten nur selten anzutreffen, ist ein wenig verlorengegangen. Auch der Wechsel vom FC Chelsea zu Milan im Winter wurde nach einer erfolglosen Episode in Madrid eher als Abstieg gewertet. Trotzdem ist Titelsammler Essien (neun Trophäen mit Olympique Lyon und Chelsea) neben Torhüter Kwarasey, Abwehrchef Mensah, Boateng und Gyan Mitglied der unverzichtbaren Achse im Spiel der Ghanaer.

Die Wunschelf (4-4-2): Kwarasey - Opare, Mensah, Boye, Inkoom - A. Ayew, Essien, Muntari, Asamoah - Boateng, Gyan

Die Prognose: Ghana ist wieder einmal nur schwer einzuschätzen. Die Einzelspieler bürgen für eine hohe Qualität und zu was die Black Stars imstande sind, hat nicht zuletzt die letzte Weltmeisterschaft gezeigt, als Ghana beinahe sogar unter die besten Vier der Welt vorgedrungen wäre. Es bleiben aber einige Fragezeichen, besonders in der Defensive. Dazu ist Torhüter Kwarasey, der in Norwegen sein Geld verdient, nicht immer ein beständiger Rückhalt. Ghana wird es in der Gruppe sehr schwer haben, sich wie vor vier Jahren wieder für die K.o.-Gruppe zu qualifizieren, auch wenn Boateng behauptet: "Wir sind noch stärker als 2010 und können für eine große Überraschung sorgen!" Immerhin gefällt sich Ghana in der Rolle des Außenseiters ganz gut. "Ich mag es, wenn man unterschätzt wird", sagt Trainer Appiah. Von Platz 38 in der Weltrangliste, noch hinter Armenien, Panama oder dem Iran, sollte sich jedenfalls niemand blenden lassen.

Ghana: Kader, News, Spiele

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