Bis zum dritten Spieltag hat es gedauert, am Donnerstag ist es nun endlich so weit: Stephanie Frappart wird als erste Schiedsrichterin ein WM-Spiel bei den Männern leiten - und zwar Deutschlands Gruppenfinale.
Nicht nur Fußball-Deutschland horchte auf, als es endlich so weit war - Stephanie Frappart allerdings bekam vom Rummel auf Twitter, Instagram und Facebook rund um ihre Nominierung nichts mit. Am Donnerstag wird die Französin das deutsche Gruppenfinale gegen Costa Rica pfeifen und damit in die Geschichte eingehen: Als erste Schiedsrichterin leitet sie ein Spiel bei einer Männer-WM.
Dem Internet-Getöse um diesen historischen Moment schob sie aber ganz bewusst einen Riegel vor. "Ich bin nicht in den sozialen Netzwerken aktiv", sagte Frappart: "Ich möchte da nicht in alles hineingezogen werden."
Diese Haltung hat den großen Vorteil, dass Frappart auch von einem möglichen Shitstorm im Anschluss an das Spiel, das für den deutschen Fußball so wichtig ist, zumindest auf direktem Wege nichts mitbekommen wird - was sie sehr begrüßt. "Selbstkritik sollte das Ergebnis einer Analyse von Experten sein", sagte die 38-Jährige: "Ich ziehe das Feedback von Leuten vor, die sich auskennen."
Es ist nicht verwunderlich, dass Frappart auf die Rückmeldungen der Vorgesetzten setzt. Schließlich waren diese Kritiken in den vergangenen Jahren derart beeindruckend, dass sie nun Geschichte schreiben darf. Noch weit mehr als ihre frühere deutsche Kollegin Bibiana Steinhaus-Webb ist Frappart bereits daran gewohnt.
WM 2022: Stephanie Frappart schreibt Geschichte
In den vergangenen dreieinhalb Jahren leitete Frappart als erste Frau ein Spiel der französischen Ligue 1, eine Partie der Champions League und eine Begegnung in der WM-Qualifikation. Bei den meisten ihrer Auftritte auf den großen Bühnen erhielt die 1,64 m große Unparteiische, die ihre Autorität durch die stets streng gekämmten Haare unterstreicht, gute Kritiken.
"Ich habe erst Fußball gespielt, dann wollte ich die Regeln genauer kennenlernen", erklärte Frappart ihren Werdegang - und fügte mit einem Augenzwinkern an: "Aus der Sicht der Fans ist es sicher besser, dass ich pfeife anstatt zu spielen."
Das sahen auch die Verantwortlichen des Weltverbands FIFA so - nach einer ziemlich langen Bedenkzeit. Elf Tage gingen bei dieser WM ohne Einsatz einer Frau ins Land, am zwölften wird es so weit sein. Damit wird Frappart vor den ebenfalls für die WM nominierten Salima Mukansanga (Ruanda) und Yoshimi Yamashita (Japan) eingesetzt. "Es ist sehr emotional, denn die WM ist die wichtigste Sportveranstaltung der Welt", sagte Frappart: "Ich fühle mich sehr geehrt, ausgewählt worden zu sein."
Neben den drei Schiedsrichterinnen hat die FIFA die drei Assistentinnen Neuza Back (Brasilien), Karen Diaz Medina (Mexiko) und Kathryn Nesbitt (USA) nach Katar geholt. Sie gehören zu der erlesenen Gruppe von 36 Schiedsrichtern, 69 Assistenten und 24 Video-Offiziellen.