Der angesehene US-Journalist Grant Wahl stirbt während des WM-Spiels zwischen den Niederlanden und Argentinien. Sein Bruder glaubt an Mord.
Während der WM-Viertelfinalpartie zwischen den Niederlanden und Argentinien ist es zu einer Tragödie gekommen. Der bekannte US-amerikanische Journalist Grant Wahl brach während der Verlängerung auf der Tribüne des Lusail Stadiums zusammen und konnte nicht wiederbelebt werden.
Das WM-Organisationskomitee teilte mit, Wahl habe "sofort notärztliche Behandlung erfahren", diese sei auch auf dem Weg ins Hamad General Hospital im Krankenwagen fortgesetzt worden. "Wir sprechen Grants Familie, seinen Freunden und seinen zahlreichen engen Freunden unter den Medienschaffenden unser tiefes Beileid aus", hieß es in dem Statement des WM-OKs.
Sein Bruder Eric Wahl meldete sich später in einem Video und äußerte einen schlimmen Verdacht: Seiner Meinung nach sei sein Bruder umgebracht worden.
"Mein Name ist Eric Wahl und ich bin der Bruder von Grant, ich bin schwul, ich bin der Grund, warum er ein Regenbogen-Shirt getragen hat", sagte er in dem Video: "Mein Bruder war gesund, er sagte mir, er bekam Todesdrohungen, ich glaube nicht, dass mein Bruder nur gestorben ist, ich glaube, er wurde umgebracht." Auf Twitter wandte sich Wahl zudem an die US-Regierung und bat um Unterstützung.
Grant Wahl: Bei WM in Katar schon länger krank
Grant Wahl trug zu Beginn des WM-Turniers bei der Partie zwischen den USA und Wales ein Regenbogen-Shirt und wurde 25 Minuten von Sicherheitskräften festgehalten. Berichten zufolge fühlte sich Wahl bereits mehrere Tage nicht gut und begab sich in Doha in ein Krankenhaus. Dort spekulierten die Ärzte über eine Bronchitis und verschrieben ihm Antibiotika und einen starken Hustensaft.
"Drei Wochen mit wenig Schlaf, viel Stress und viel Arbeit können einem das antun", schrieb Wahl der Nachrichtenagentur AP zufolge. Er hatte unter anderem für Sports Illustrated gearbeitet. Noch wenige Augenblicke vor seinem Tod hatte sich Wahl auf Twitter zu dem Spiel geäußert und unter anderem den niederländischen Ausgleichstreffer gelobt.
Wahls Ehefrau Céline Gounder schrieb auf Twitter, sie stehe völlig unter Schock. Der US-Verband sprach davon, der "ganzen US-Fußballfamilie" sei "das Herz gebrochen". Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, erklärte auf Twitter, man habe mit großer Betroffenheit vom Tod Wahls erfahren. "Wir arbeiten mit hochrangigen katarischen Beamten zusammen, um sicherzustellen, dass die Wünsche seiner Familie so zügig wie möglich erfüllt werden", schrieb er.
FIFA-Präsident Gianni Infantino drückte in einer öffentlichen Erklärung seine "immense Betroffenheit" aus: "Seine Liebe für den Fußball war groß und seine Berichterstattung wird allen, die das globale Spiel verfolgen, fehlen."
Grant Wahl: In Katar bei achter Weltmeisterschaft im Einsatz
Bei der Weltmeisterschaft in Katar war der US-Journalist im Auftrag von CBS Sports im Einsatz. "Grant hat den Fußball zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Wir sind erschüttert, dass er und sein brillanter Schreibstil uns nicht mehr beglücken werden", schrieb der US-Verband.
Der Princeton-Absolvent hatte seine journalistische Laufbahn 1996 beim Miami Herald begonnen. Wahl war Berichterstatter bei mehreren Olympischen Spielen und Fußball-Großereignissen. Die WM in Katar war bereits seine achte Endrunde, wofür er am Rande des Turniers in Doha vom zweimaligen brasilianischen Weltmeister Ronaldo zusammen mit anderen Journalisten mit einer Replika des WM-Pokals ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2009 schrieb Wahl den Bestseller "The Beckham Experiment".
Die FIFA hat ihm mit einer besonderen Geste gedacht. Beim europäischen Klassiker am Samstag zwischen Frankreich und England (2:1) im Al-Bayt-Stadion von Al-Khor lagen auf der Pressetribüne an einem Arbeitsplatz Blumen neben einem Bild von Wahl.
Das US-Außenministerium stand laut Sprecher Ned Price in "enger Kommunikation" mit der Familie Wahls: "Wir arbeiten mit hochrangigen katarischen Beamten zusammen, um dafür zu sorgen, dass die Wünsche seiner Familie so schnell wie möglich erfüllt werden."