Nach der Rückkehr aus dem Urlaub hat sich Aigner in der tz erstmals über die desaströse Saison der Münchner Löwen geäußert. Darin resümierte der eingefleischte Sechziger, dass der Verein "völlig verdient abgestiegen" sei. Nachdem Teamkollege Sascha Mölders vor allem Vitor Pereira stark kritisiert hatte, nahm Aigner den Trainer wiederum in Schutz.
"Es ist mir zu einfach, jetzt alles auf Pereira zu schieben. Ich glaube nach wie vor, dass er ein guter Trainer ist", verteidigte Aigner den Ex-Coach und lobte zudem dessen Fähigkeiten als Motivator: "Seine Ansprachen waren emotional und präzise, auch wenn er alles auf Englisch gemacht hat." So habe es vielmehr eine Reihe an Gründen gegeben, die letztlich für den Abstieg gesorgt hätten.
Chemie in der Mannschaft stimmte nicht
Ein großes Problem war demnach "die Masse an Veränderungen im Winter." Nachdem Kosta Runjaic als Coach gefeuert wurde, hatten die Löwen einen Neuanfang gewagt und neben Pereira auch einige neue Spieler verpflichtet, die jedoch weder mit der zweiten Liga noch der deutschen Sprache vertraut waren.
"Das ist alles kein Problem, wenn du Erfolg hast und vorne mitspielst. Aber wenn du halt unten nicht wegkommst und die Punkteabstände immer kleiner werden, dann entwickelt das Ganze irgendwann eine andere Dynamik", sagte Aigner. Letztlich musste der Löwe feststellen, dass "wir keine echte Mannschaft waren, keine Einheit."
Dies sei auch "der große Unterschied zu Bielefeld oder Aue" gewesen, die zwar nicht die spielerische Qualität wie der TSV 1860 besaßen, dafür aber eine eingeschworene Truppe darstellten, erklärte Aigner. Daniel Bierofka hatte dem Team vier Wochen vor Saisonende ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt und die Profis als "tote Mannschaft" bezeichnet. Aigner stimmte Bierofka im Interview nun nachträglich zu.
Relegation als Katastrophe
"Pereira hat uns genau das in seinen Ansprachen auch vorgeworfen. Dass wir uns auf dem Platz zu wenig unterstützen, dass diese Undiszipliniertheiten wie im Trainingslager in Bad Wörishofen allen schaden. Aber da war es eigentlich schon zu spät", sagte der Rechtsaußen weiter. Über jene Undiszipliniertheiten wollte Aigner nicht ins Detail gehen, er monierte jedoch, dass es plötzlich weder einen Mannschaftsrat noch eine Mannschaftskasse gab und so alles "nach und nach zerfallen" sei.
Die Relegation bezeichnete er als "eine einzige Katastrophe. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir Regensburg schlagen können. Egal, wie wir attackiert haben, die hatten immer Überzahl und für fast jede Situation eine Lösung", erzählte Aigner und traf ein vernichtendes Fazit: "Das war ein Klassenunterschied - oder eigentlich zwei."
Auch selbst machte Aigner sich Vorwürfe und konstatierte, dass er nie "den Erwartungen gerecht werden" konnte. "Ich habe zu selten an meine Form vor der Verletzung anknüpfen können, auch wenn ich immer alles versucht habe", schilderte Aigner.
Aigner schließt Verbleib aus
Seinen überraschenden Wechsel zu den Löwen begründete er zudem in der Tatsache, "dass erfahrene Leute da waren wie Kosta Runjaic und Thomas Eichin, die gesagt haben, dass hier eine Mannschaft für den Aufstieg aufgebaut wird." Mit dem soliden Fundament, das aufgebaut werden sollte, konnte er sich letztlich "identifizieren." Stattdessen folgte der Abstieg.
Eine Weiterbeschäftigung in der dritten Liga hätte sich der Löwen-Akteur dann durchaus vorstellen können. "Aber Regionalliga ... Ich bin 29, Sport ist mein Beruf. Ich will mich nicht kleiner machen als ich bin und auf höchstmöglichem Niveau spielen", erteilte Aigner einen Verbleib bei 1860 eine Absage. Einen konkreten Plan für den weiteren Karriereverlauf habe er aber noch nicht gefasst.
Aigner kündigte an, demnächst mit seinem Berater telefonieren zu wollen. Eine Beschäftigung in der Bundesliga oder bei einem guten Verein im Ausland stehe im Raum. Der FC Augsburg soll offenbar schon Interesse signalisiert haben.
Stefan Aigner im Steckbrief