Friedhelm Funkel wirkte gleich Wunder. Als während des ersten Trainings des Abstiegskampf-Experten beim 1. FC Kaiserslautern plötzlich das Flutlicht den Himmel erhellte, ging ein leises Raunen durch die fast 1000 neugierigen Fans. Der 70-Jährige nahm es mit Humor. "Vom Heiland" sei er "ganz schön weit entfernt", sagte Funkel, als er nur wenige Stunden nach seiner Rückkehr auf den Betzenberg seine erste Pressekonferenz gab.
Doch die Erwartungen an den Feuerwehrmann, der die Roten Teufel vor dem erneuten Absturz in die 3. Liga retten soll, sind riesig. Nach der ersten Einheit bei typischem Fritz-Walter-Wetter auf dem Nebenplatz 4 klopften ihm viele Fans aufmunternd auf die Schulter. "Es ist schön, wenn die Leute einen nach all den Jahren nicht vergessen haben", sagte der frühere FCK-Profi (1980 bis 1983).
Nur wenige Stunden zuvor hatte Kaiserslautern die Trennung von Dimitrios Grammozis verkündet, nun soll es Funkel richten. Sein Vertrag beim Pokal-Halbfinalisten und viermaligen Meister läuft bis Saisonende. "Die Vita von Friedhelm Funkel spricht für sich. Er ist genau der richtige Mann am richtigen Ort. Er brennt für die Aufgabe", sagte Geschäftsführer Thomas Hengen.
Funkel hatte bei seiner bisher letzten Rettungsmission den 1. FC Köln 2021 in der Relegation vor dem Abstieg aus der Bundesliga bewahrt. Ein Jahr zuvor hatte er noch erklärt, die Düsseldorfer Fortuna sei seine "letzte Trainerstation". Doch es kam anders. "Das Feuer ist wieder entfacht worden. Ich habe wirklich Lust, wieder eine Nannschaft zu trainieren", sagte er am Mittwochabend.
Funkel und der FCK müssen am Sonntag (13.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg antreten. "Ich will in die Mannschaft hineinhören und viele Gespräche führen", sagte der Rückkehrer und machte angesichts des 16. Tabellenplatzes klar: "Das Ziel ist der Klassenerhalt, um nichts anderes geht es in den nächsten Wochen. Wir werden hart arbeiten und verschiedene Dinge anpacken. Damit wollen wir schon in Nürnberg anfangen."
Nach dem 1:2 (1:0) am Samstag gegen den SC Paderborn hatte Geschäftsführer Hengen ein Bekenntnis zu Grammozis vermieden, die Fans hatten zuvor lautstark die Entlassung des ehemaligen Lauterer Profis (2000 bis 2005) gefordert. Nur 73 Tage dauerte letztlich die Amtzeit von Grammozis, nie zuvor in der FCK-Geschichte musste ein Coach nach so kurzer Zeit inmitten einer Saison gehen.
Trotz der verfahrenen Lage hatte Grammozis am Dienstag noch das Training leiten dürfen, am Abend senkte die Klubspitze dann den Daumen. Erst Anfang Dezember hatte Grammozis die Nachfolge von Dirk Schuster angetreten. In sechs Ligaspielen unter seiner Regie gelang dem FCK nur ein Sieg bei fünf Niederlagen, im DFB-Pokal führte Grammozis die Pfälzer mit zwei Erfolgen jedoch ins Halbfinale.
Auch unter Schuster war es schon steil bergab gegangen. Von den vergangenen zwölf Punktspielen verloren die Pfälzer zehn. Wenn die Trendwende unter Funkel nicht gelingen sollte, dürfte es auch für Hengen eng werden. Ein erneuter Abstieg in die 3. Liga wäre der GAU für den Klub, der sich eigentlich schon wieder auf dem Weg Richtung Bundesliga gesehen hat.