"Müller hat einen Brief geschrieben"

GoDeutschland22! Marco Kaussler gab in Wentworth das Bid Book ab
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SPOX: Viel hängt natürlich auch davon ab, wie viel Golf in den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen ist. Gibt es da schon das Bekunden von Interesse?

Kaussler: Der Solheim Cup, also das weibliche Pendat zum Ryder Cup, findet in diesem Jahr in St. Leon-Rot statt. Dafür haben wir von den Öffentlich-Rechtlichen schon die Zusage, dass sie insgesamt 23 Stunden lang über die Sportart berichten werden. Die ARD will auch den Finaltag am Sonntagnachmittag in Auszügen zeigen, da tut sich also etwas. Ich würde annehmen, dass der Ryder Cup 2022 auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden würde. Vielleicht nicht live, weil es doch viele Stunden sind, aber bestimmt in Auszügen.

SPOX: Sie binden Martin Kaymer und Co. ja auch in die Bewerbung ein, wie wichtig sind die Botschafter-Rollen?

Kaussler: Es gibt unserer Bewerbung natürlich einen großen Schub, wenn wir einen zweifachen Major-Sieger wie Martin Kaymer im Boot haben. Botschafter zu sein, ist aber nur eine Seite. Bei Martin ist es ja so, dass er 2022 noch auf dem Höhepunkt seiner Karriere sein könnte. Für uns ist es wichtig, dass wir aufzeigen können, dass wir 2022 auch Spieler aus dem eigenen Land im europäischen Team haben könnten. Das wäre fantastisch. Mit Martin Kaymer, Marcel Siem und den anderen, aber auch mit der nächsten Generation, sind wir sehr gut aufgestellt. Die Chancen stehen wirklich gut, dass wir 2022 einen Deutschen im Team sehen könnten.

SPOX: Und auch einen Captain? Wenn es Bernhard Langer in diesem Fall dann noch einmal machen würde, hätte das ja auch seinen Reiz.

Kaussler: Das stimmt. Bernhard hätte es zweifellos auch verdient, aber es wird schwer, dass er nochmal Kapitän wird. In den letzten Jahren gab es die Policy, dass es keiner werden kann, der es schon einmal war. Bis 2022 wird es dann auch eine neue Generation geben an Spielern, die jetzt Mitte 30 oder ein bisschen älter sind und dann infrage kämen. Einen deutschen Kapitän kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, einen deutschen Spieler dagegen wie gesagt sehr wohl.

SPOX: Kaymer ist sicher ein Top-Botschafter für die Bewerbung. Gibt es auch Überlegungen, Stars aus anderen Sportarten für die Sache zu gewinnen?

Kaussler: Im Fußball läuft gerade die heiße Phase, aber wenn die Saison vorbei ist, wollen wir hier nach und nach einige Jungs einbinden. Wir haben da schon sehr viel Unterstützung bekommen. Thomas Müller hat uns einen Brief geschrieben. Er hat sogar direkt an Ryder Cup Europe geschrieben, dass er uns und die Bewerbung total unterstützt. Thomas ist ja selbst ein begeisterter Golfer, der auch mit Martin Kaymer gerne mal eine Runde spielt. Er ist auf jeden Fall jemand, der uns helfen will.

SPOX-Par-10: Ich will Golf sehen, verdammt!

SPOX: Kommen wir noch zur European Tour: Sie sind ja auch Turnierdirektor der BMW-Turniere, also auch der BMW International Open, die im Juni wieder in Eichenried ausgetragen wird. Das Teilnehmerfeld wird wieder sehr gut sein, aber gibt es auch Bestrebungen, mal einen der ganz großen Namen nach München zu bekommen, Phil Mickelson beispielsweise?

Kaussler: Wir müssen erkennen, dass es sich durch die hohen Preisgelder so entwickelt hat, dass sich viele Spieler auf die US-Tour konzentrieren. Außerdem geht der Trend dahin, dass die Topstars weniger spielen als früher. Früher waren es vielleicht 27, 28 Turniere im Jahr, jetzt sind es eher 21 oder 22. Die besten Jungs versuchen, sich ihren Plan so zu machen, dass sie bei den Majors und den weiteren ganz großen Turnieren auf dem Höhepunkt sind. Dazu kommt der Termin direkt nach der US Open, da nehmen sich viele eine Woche frei. Deshalb ist es schwer, die ganz Großen nach Deutschland zu bekommen. Aber wir haben Martin Kaymer, wir haben mit Henrik Stenson die Nummer drei der Welt und mit Camilo Villegas zum Beispiel einen charismatischen Spieler, der normal nur in den USA spielt. Und viele andere. Aber ich will nicht ausschließen, dass Phil Mickelson auch mal nach München kommt.

SPOX: Mit den Porsche European Open in Bad Griesbach gibt es im September jetzt wieder ein zweites European-Tour-Event auf deutschem Boden. Ansonsten geht die Entwicklung ja auch im Golf eher von Europa weg, sehen Sie das kritisch?

Kaussler: Nein, das spiegelt einfach nur die Stärke der Wirtschaft wider. In vielen Ländern, speziell in China, boomt Golf. Mit Ashun Wu hatten wir jetzt auch einen chinesischen Sieger auf der European Tour. Aber ich bin sehr glücklich, dass wir wieder ein zweites Turnier in Deutschland auf der Tour haben. Das ist auch für die Bewerbung ein wichtiges und extrem positives Zeichen.

SPOX: Der Nachfolger von George O'Grady und ab Sommer der neue Boss der European Tour kommt aus Kanada und heißt Keith Pelley. Was erhoffen Sie sich von ihm?

Kaussler: Grundsätzlich halte ich es für gut, dass es jetzt einen Generationenwechsel gibt. Mit Pelley hat die Tour einen Medienexperten (Boss von Rogers Media, dem größten kanadischen Medienunternehmen, Anm. d. Red.) gefunden, der auch in anderen Sportarten schon erfolgreich gearbeitet hat. Ich bin sehr gespannt, wie seine Strategie aussehen wird und welche Schritte er einzuleiten gedenkt. Auch in Anbetracht dessen, dass die European Tour ja im Endeffekt eine Rest of the World Tour ist. Ganz wichtig ist aus meiner Sicht ein intensiver Dialog mit den Spielern. Um die European Tour zu stärken, aber auch um den Spielern trotzdem die Möglichkeit zu geben, für die Major-Turniere entsprechend ausgeruht sein zu können.

SPOX: Letzte Frage: Wir springen ins Jahr 2022, der Ryder Cup ist tatsächlich in Deutschland. Wovon träumen Sie?

Kaussler: Vor irgendwelchen Träumen ist jetzt erst einmal harte Arbeit angesagt bis zur Entscheidung im Herbst. Wir müssen allen klarmachen, dass Deutschland bereit ist für den Ryder Cup 2022. Teil des Konzepts ist es, den Golfsport in Deutschland zu aktivieren und ihn mehr Leuten zugänglich zu machen. Wenn wir dann 50.000 Fans vor Ort hätten und wir eine ähnliche Atmosphäre entstehen lassen wie bei der WM 2006, dann hätten wir sehr viel erreicht. Dazu noch der Faktor Berlin mit dem Brandenburger Tor und all seiner Geschichte zu den USA, der Ryder Cup im Herzen Europas - das wäre schon eine ganz tolle Geschichte.

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