Die einen sagen, die Last der gesamten Welt liege auf den Schultern der Ryder-Cup-Teams. Für Bubba Watson ist das Duell "so wichtig wie der Kriegseinsatz meines Vaters in Vietnam". Und Danny Willetts Bruder beleidigt Gastgeber und deren Fans dermaßen, dass es in den sozialen Medien nur so rauscht.
Dabei wird beim Wettstreit der Kontinente Etikette groß geschrieben - und nicht einmal ein Preisgeld ausgelobt. Es geht nämlich um viel mehr: um Ehre, um Patriotismus, um Prestige. Beim Ryder Cup verlieren selbst sonst sehr besonnene Golfer schon mal Nerven und Contenance.
Geschichte
Die Geburtsstunde des Ryder Cup liegt im Jahre 1927. Bei der Premiere setzten sich die Amerikaner gegen die Briten mit 9½ zu 2½ durch. Auch in den Folgejahren konnte das US-Team meist Siege einfahren, obwohl in der Mannschaft Großbritanniens ab 1973 auch Iren mitspielen durften.
Da das Turnier durch die Dominanz Amerikas seinen Anreiz verlor, wurde aus dem Team GB und Irland 1979 Team Europa.
Nach Startschwierigkeiten brachten die Europäer die US-Boys 1983 an den Rand einer Niederlage, was einen Wendepunkt darstellte. Denn von da an hatte Team Europa immer öfter die Nase vorn und gewann 1985 zum ersten Mal, bevor man dieses Kunststück zwei Jahre später auf amerikanischem Boden wiederholte.
So war die Attraktivität des Cups wiederhergestellt. Seitdem begeistert das Duell alle zwei Jahre Millionen von Fans, auch solche, die normalerweise nichts mit dem Golfsport zu tun haben.
Austragungsort
Die Golferelite trifft sich in diesem Jahr erstmalig im Hazeltine National Golf Club in Chaska, Minnesota. Der Kurs am Stadtrand von Minneapolis wurde 1962 von Robert Trent Jones entworfen und 1986 leicht umgestaltet.
Seit 2016 ist er neben Pinehurst No. 2 der einzige Platz in Amerika, der sowohl bei allen Meisterschaften der United States Golf Association (USGA) als auch der Professional Golfers Association (PGA) Gastgeber war. Zuletzt gewann Y.E. Yang 2009 die PGA Championship in Hazeltine.
Der Kurs zeichnet sich durch seine engen Fairways, seine Hügellandschaften und Waldstücke aus. An neun Löchern ist Wasser im Spiel. Auch die malerische Aussicht auf Lake Hazeltine macht den Golf Club besonders.
Modus
Beide Teams bestehen aus zwölf Golfern, die sich innerhalb von drei Tagen in 28 Partien gegenüberstehen - jeweils vier Foursomes und Fourballs am Freitag und Samstag sowie zwölf Einzel am Sonntag.
Das Besondere am Ryder Cup ist, dass im Lochspielmodus - dem klassischen Matchplay-Format - gespielt wird. Es wird also gezählt, welches Team an wie vielen Löchern weniger Schläge benötigt hat. Eine Runde ist beendet, sobald der Gegner auf den verbleibenden Löchern einen Rückstand nicht mehr aufholen kann.
Die Schlusswertung einer Partie lautet dann beispielsweise "3&2" ("3 und 2"): drei Löcher Vorsprung bei noch zwei ausstehenden Löchern. Fällt erst am letzten Loch die Entscheidung durch einen Lochgewinn, heißt das Ergebnis "1 up" (1 auf).
Für jedes gewonnene Spiel gibt es einen Punkt. Das bedeutet, dass man mindestens 14 ½ Punkte braucht, um die begehrte Trophäe mit nach Hause zu nehmen. Bei einem Gleichstand von 14:14, der denkbar ist, bleibt der Cup im Besitz des Titelverteidigers.
Die Teamwettbewerbe am Freitag und Samstag teilen sich in sogenannte Foursomes und Fourballs auf. Die ersten Spiele am Freitag werden als Foursomes ausgetragen. Dafür wählen die beiden Mannschaftskapitäne vier Mannschaften aus, die aus jeweils zwei Personen bestehen. Bei dieser Spielform schlagen die Spieler eines Teams abwechselnd den gleichen Ball, solange bis sie einlochen.
Die Spielpaarungen im Überblick
Auch beim Fourball treten vier Zweier-Mannschaften gegeneinander an. Der Unterschied zum Foursome ist allerdings, dass jeder Spieler seinen eigenen Ball spielt. Nur derjenige, der am Ende die wenigsten Schläge benötigt, holt einen Punkt für sein Team. Die ersten Fourball-Sessions finden am Freitagnachmittag (Ortszeit) statt. Am Samstag wiederholt sich dieses Prozedere, bevor dann am Sonntag noch zwölf Einzelduelle im Matchplay-Modus anstehen, um den Gesamtsieger zu ermitteln.
Die Mannschaftskapitäne haben ihre Teams durch die Vergabe von Wildcards vervollständigt. Am Ryder-Cup-Wochenende sind sie für die Zusammenstellung und die Reihenfolge ihrer Teams bei den Wettbewerben verantwortlich.