Ist er auch so wichtig für den Golfsport, weil er ihn moderner macht?
Borgmeier: Absolut. Wir sehen ja bei jedem Turnier, wie die Fans auf ihn reagieren. Ich erwarte ja nicht, dass es beim Golf so zugeht wie beim Long Drive. Bei uns wird die ganze Zeit geschrien, wir hatten schon verkleidete Fans, alle sind die ganze Zeit am Saufen - beim Long Drive ist es echt so ähnlich wie beim Darts. Aber darum geht es gar nicht. Wenn ich Bryson sehe, fühle ich mich extrem an Tiger Woods erinnert. An Tigers Anfangszeit, als zum ersten Mal ein richtiger Athlet in den Golfsport kam und keiner, der auf dem Platz Burger in sich reingeschoben hat. Tiger hat den Sport revolutioniert und bei Bryson sehe ich auch so ein Potenzial. Zumal die Menschen polarisierende Charakter lieben, wenn diese erfolgreich sind. Wir sehen jetzt schon, wie die Boulevard-Presse wegen Bryson Golf neu entdeckt. Wir müssen schauen, dass die Leute sehen, dass Golf nicht gleichbedeutend mit Karo-Hosen und alten Säcken ist. Jungs und Mädels müssen sehen, was für tolle Athleten und coole Persönlichkeiten das sind, damit sie Lust bekommen, in den Golfclub zu kommen und auf die Pille zu hauen. Wenn wir das nicht schaffen, stirbt Golf aus. Wir müssen da echt aufpassen.
Den Einfluss von Bryson auf seine Konkurrenz sieht man alleine daran, dass mit Rory McIlroy der vielleicht talentierteste Golfer auf dem Planeten und mehrfacher Major-Sieger zugegeben hat, dass er auf Brysons US-Open-Sieg mit eigenem Speed-Training reagiert hat, was ihm gar nicht gut bekommen ist. Was hat er falsch gemacht?
Borgmeier: Das Interessante ist ja, dass Rory selbst im mittleren 180er Meilen-Bereich liegt und es an sich gar nicht nötig hätte. Aber auch er sieht, wie sich Golf entwickelt und dass aus den Colleges fast nur noch Jungs nachkommen, die brutale Athleten sind. Wenn er jetzt stehen bleibt, verliert er in zehn Jahren den Anschluss. Er hat einfach eins plus eins zusammengerechnet. Aber während Bryson die Coronapause genutzt hat, hat Rory mitten in der Saison versucht, etwas zu machen. Und als es die normalen Probleme gab, hat er nicht durchgepusht, sondern abgebrochen. So kann es nicht gehen.
"Für mich ist das in erster Linie eine Neid-Diskussion"
Durch Bryson kocht die Diskussion auch ständig hoch, ob nicht am Equipment oder am Ball etwas gemacht werden muss. Dabei wäre doch Bryson derjenige, der am meisten davon profitieren würde. Wie sehen Sie diese Diskussion?
Borgmeier: Ich glaube, dass es viele nicht kapieren, dass Bryson am meisten profitieren würde. Wenn irgendwas am Equipment oder am Ball gemacht wird, wird es nur den kurzen Spielern schaden. Dazu kommt, dass die Regulierungen beim Trampolin-Effekt seit 2008 gleichgeblieben sind. Was sich verändert hat, ist die Fehlerverzeihung. Aber das ist ein Thema, bei dem die Amateurspieler profitieren. Die Jungs auf der Tour treffen den Ball ja meistens in der Mitte. Insofern ist diese ganze Diskussion völlig absurd. Wenn ich viel Arbeit in meinen Körper stecke und mir dadurch einen Vorteil ergattere, warum bitte soll ich dafür denn bestraft werden? Ich habe noch nie einen Longhitter gehört, der sagt: Diese Typen, die so gut putten oder so gut aus dem Bunker sind, das ist so gemein, wir müssen etwas verändern! Für mich ist das in erster Linie eine Neid-Diskussion, weil sie nur in eine Richtung geführt wird. Zumal auch immer vergessen wird, dass Bryson die US Open nur gewonnen hat, weil er überragend geputtet und alles gestopft hat.
Der Traum der DeChambeaus sind Majors, was ist denn Ihrer abgesehen vom Gewinn der World Long Drive Championship?
Borgmeier: Neben dem Sportlichen stehen zwei Sachen auf meiner Liste. Ich habe noch nie im Mekka des Long Drives gespielt. Das ist in Mesquite in Nevada und gilt als geilster Grid in der Szene. Man muss sich das wie mehrere Fußballplätze hintereinander vorstellen hinter einem orange leuchtenden Berg, du knanst den Ball 500 Yards schlagen, weil es auch richtig hart ist - da muss ich unbedingt bald mal spielen. Und dann will ich das machen, was Bryson in Bay Hill an der 6 gemacht hat, nur krasser. Ich will von hinten das Grün driven, also ganz links über Wasser. Am besten wäre es, wenn noch ein Kamerateam dabei wäre. Diesen Traum würde ich mir gerne erfüllen.
Letzte Frage, die Sie sicher jeden Tag fast hören: Was ist der beste Tipp an einen Amateur, der an Länge gewinnen will?
Borgmeier: (lacht) Das will natürlich jeder von mir wissen, das stimmt. Die schlechte Nachricht vorneweg: Es gibt keine magische Pille oder einen bestimmen Tipp, da muss ich immer alle enttäuschen. Drei Dinge sind wichtig: Zuerst muss ich ein Verständnis für die Ballflugparameter entwickeln, für die Ballgeschwindigkeit, den Abflugwinkel und die Spin-Rate. Wenn ich das verstanden habe, kann ich mich aufs Speed Training fokussieren und da verstehen, was es für Möglichkeiten gibt wie zum Beispiel Speed Sticks, die aktuell in aller Munde sind. Und der dritte Punkt ist technischer Natur. Ich muss es mir vorstellen wie ein Top-Spin beim Tennis. Wenn ich den Ball von unten nach oben schlage, kreiere ich weniger Spin und kann meine Länge optimieren, selbst wenn ich nicht so viel Geschwindigkeit habe. Ich weiß, dass ich da sehr theoretisch unterwegs bin, aber das wären meine Tipps.