Von der unangenehmen, weil so aggressiven, harten und teils wilden Spielweise der Ägypter war in der Färs & Frosta Sparbank Arena in Lund zwar so manches zu sehen. Jörn-Uwe Lommel musste aber dennoch mit anschauen, wie die von ihm trainierten Ägypter kein echter Prüfstein für das DHB-Team waren.
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Als besten Torschützen zeichneten sich bei Deutschland Uwe Gensheimer (9), Pascal Hens und Holger Glandorf aus (beide 5).
Reaktionen:
Heiner Brand (Bundestrainer): "Ich hatte vor dem Spiel einige Bedenken, doch die hat die Mannschaft schnell zerstreut. Von den letzten fünf Minuten abgesehen haben wir insgesamt ein sehr konzentriertes Spiel gezeigt. Wir haben die Ägypter schlechter aussehen lassen, als sie tatsächlich sind."
Uwe Gensheimer: "Durch den Sieg haben wir uns Sicherheit geholt. Wichtig war, dass die Deckung gut gestanden ist. So konnte ich die Gegenstöße laufen."
Pascal Hens: "Jeder war heiß und voll motiviert. Obwohl wir einige Fehler gemacht haben, hatte ich nie das Gefühl, dass wir das Spiel verlieren könnten."
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Vor dem Spiel: Brand startet nur mit einem 15er Kader ins Turnier und will sich so mehr Optionen für etwaige Nachnominierungen offen halten. Neben Lichtlein bleibt auch Groetzki vorerst im Wartestand, das DHB-Team also nur mit einem echten Rechtsaußen (Sprenger). Pfahl hat aber auch Erfahrung auf dieser Position. Die wichtigste Personalie: Heinevetter erhält im Tor wie vermutet erst mal den Vorzug vor Bitter. Im Angriff beginnt Deutschland mit Gensheimer, Hens, Haaß, Glandorf, Sprenger und Preiß.
6.: Defensiv ist das bisher gut vom DHB-Team. Die Ägypter werden zu schwierigen Würfen gezwungen. Ballbesitz Deutschland und zwei Tore Vorsprung.
10.: Ausgleich! Das DHB-Team agiert in Unterzahl nicht clever. Ägypten gleicht aus.
17.: Gensheimer mit einer super Vorstellung. Sechster Wurf, sechster Treffer. Deutschland mit drei Toren vorne.
20.: Also: Für ein Auftaktspiel läuft es bislang nicht so schlecht. Obwohl es hier und da schon noch ganz schön hapert. Trotzdem: eine ordentliche Vorstellung bisher.
26.: Endlich auch eine gute Aktion von Hens. Gewaltiger Wurf aus dem Rückraum - drin. Die deutsche Bank wird ermahnt, weil Heiner Brand sich beschwert. Und das schon zum zweiten Mal.
37.: Siebenmeter für Ägypten. El Ahmar versenkt. Interessant bisher: Roggisch war bisher noch gar nicht auf dem Feld.
40.: Jetzt darf erstmals in dieser Partie Bitter ran. Und der hält den Siebenmeter von El Ahmar. Sauber so.
43.: Ägyptens Abwehr löst sich auf. Haaß geht einfach durch und wird nicht gestört. Das lässt er sich nicht nehmen - Deutschland jetzt sechs Tore vorne. Es sieht sehr gut aus. Der erste Sieg steht kurz bevor.
53.: Schlag auf Schlag. Gensheimer mit seinem neunten Treffer, im Gegenzug lässt Heinevetter einen harmlosen Ball ins Tor. Wechsel: Bitter kommt für Heinevetter. Außerdem nimmt Brand eine Auszeit.
60.: Noch ein Tor von den Ägyptern. Jetzt ist aber Schluss. Deutschland ist mit einem souveränen 30:25-Sieg in die WM gestartet. Das war wichtig, auch wenn die Ägypter kein Maßstab waren.
Deutschland - Ägypten: Das Spiel im Re-Live zum Nachlesen
Der Star des Spiels: Uwe Gensheimer. Spätestens jetzt sollte jeder gesehen haben, warum der Mann von den Rhein-Neckar Löwen die unumstrittene neue deutsche Nummer eins auf Linksaußen ist. Weil er wie kein anderer deutscher Feldspieler in Moment Weltklasse-Formart verkörpert. Phasenweise war es in Lund die reine Gense-Show. Er traf von Außen, per Einzelaktion, nach Einlaufen in die Mitte oder im Tempo-Gegenstoß. Er traf einfach immer. Und: Er stand auch in der Abwehr seinen Mann. Grandioser Auftritt. Punkt.
Der Flop des Spiels: Mohamed El Nakib. Der erfahrene Torwart der Ägypter ist so was wie der Star im Team der Afrikaner. Aber davon war gegen Deutschland nichts zu sehen. Egal wie aggressiv Ägypten auch verteidigt, es war vorher klar, dass sie nur mit einer sehr starken Torhüterleistung eine Chance haben würden. Diese bekamen sie von El Nakib aber nicht. Zweiter Flop-Kandidat war Leon Kalin. Der Mann am Schiedsrichtertisch, der sich in der ersten Halbzeit mehrfach mit Brand und der deutschen Bank anlegte und sie ermahnte, weil sie zu heftig gestikulieren oder aufspringen würden. Es gab sogar die Gelbe Karte für Brand. An Lächerlichkeit nicht zu überbieten, der gute Herr aus Slowenien.
Analyse: Als sich das DHB-Team zum Anwurf bereit machten, hatte die Aufstellung eine durchaus große Aussagekraft. Silvio Heinevetter ist die 1a im deutschen Tor und im Angriff begann Michael Haaß auf Rückraum Mitte. Nicht der in den letzten Vorbereitungsspielen so starke Michael Kraus.
Der Grund war denkbar einfach. Brand wollte zwischen Angriff und Abwehr nicht wechseln. Der defensivstarke Haaß bildete mit Sebastian Preiß den Mittelblock einer aggressiven 6-0-Abwehr. Eine 6-0-Abwehr mit einem offensiv deckenden Gensheimer auf der Halbposition, aber ohne Oliver Roggisch. Der etatmäßige Abwehrchef blieb draußen, was nach den Eindrücken der letzten Zeit nicht völlig überraschend kam.
Dass Roggisch im Turnierverlauf noch extrem wichtig sein kann, ist unbestritten, aber die Variante ohne ihn funktionierte gegen Ägypten zumindest über weite Phasen ordentlich. Haaß und Preiß - das passt.
Im Angriff war das Bemühen geduldiger und disziplinierter zu spielen klar zu erkennen - teilweise wurden die Systeme gut durchgespielt. Hens, Glandorf, Kraus, auch Sprenger, Preiß und später Pfahl - jeder trug seinen Teil zum Sieg bei. Dass aber auch noch einiger Sand im Getriebe war, ist ebenso klar.
Es war am Ende ein nie wirklich gefährdeter, souveräner Arbeitssieg und eine Leistung, die durchaus Mut macht. Die vielleicht sogar besser war, als man es erwarten durfte. Als nächstes steht die Pflichtnummer Bahrain auf dem Programm, danach geht die WM mit den Spielen gegen Spanien, Frankreich und Tunesien erst richtig los.
Der Spielplan der Handball-WM 2011