SPOX: Andreas Wolff wurde bereits während der ersten Halbzeit für Sie eingewechselt. Wie hat er Ihnen gefallen?
Lichtlein: Er hat seine Sache für sein erstes Spiel auf so einem internationalen Parkett gerade in der zweiten Halbzeit sehr gut gemacht. Er hat wichtige Bälle pariert, als wir wieder rangekommen sind und die Chance bekamen, noch mehr zu verkürzen. Das haben wir leider nicht genutzt.
SPOX: Im vergangenen Jahr arbeiteten Sie gut mit Silvio Heinevetter zusammen. Wie läuft das jetzt mit Wolff?
Lichtlein: Wir gehen das ganz ähnlich an, da hat sich nicht viel getan. Ich verstehe mich mit Andi genauso gut, wie es mit Heine der Fall ist. Wir bilden ein gutes Gespann. Jetzt hoffe ich, dass wir gemeinsam unseren Teil dazu beitragen können, noch weit zu kommen.
SPOX: Die Mannschaft ist jung und unerfahren. Sie sind mit Ihren 35 Jahren der Oldie der Truppe. Hat sich dadurch im Vergleich zur WM in Katar Ihre Rolle noch einmal verändert?
Lichtlein: Nein, eigentlich nicht. Weder auf noch außerhalb des Spielfeldes, obwohl ich zum Co-Kapitän ernannt wurde. Schließlich hatten wir auch schon in Katar ein junges Team beisammen, damals war der Umbruch vielleicht sogar noch radikaler als er es gezwungenermaßen jetzt ist. Ich zieh mein Ding jedenfalls genauso durch wie immer, versuche den Leuten zu helfen, spreche viel mit der Abwehr und dirigiere so gut wie möglich.
SPOX: War es eigentlich keine Option, Sie als erfahrensten Mann im Kader sogar zum Kapitän zu machen?
Lichtlein: Es war absolut richtig, Steffen Weinhold dieses Amt zu übergeben. Meiner Meinung nach ist ein Torhüter nicht wirklich dafür geeignet, Kapitän zu sein, weil er dafür nicht genügend Möglichkeiten hat, um auf das Spiel direkt einzuwirken.
SPOX: Uwe Gensheimer, Patrick Wiencek, Paul Drux und Patrick Groetzki - darüber, wie bitter diese Ausfälle sind, muss man nicht mehr reden. Aber ist es nicht so, dass solche Ausfälle heute weniger schlimme Auswirkungen haben, als es noch vor einigen Jahren der Fall gewesen wäre?
Lichtlein: Das sehe ich auch so, ja. Das Reservoir an guten deutschen Spielern ist mittlerweile ein gutes Stück größer geworden.
SPOX: Ganz einfach deshalb, weil in der Bundesliga mehr auf junge deutsche Spieler gesetzt wird?
Lichtlein: Genau. Die Vereine vertrauen deutschen Spielern viel mehr als früher. Damals waren sie manchmal nur Lückenfüller. Eigentlich ist das eingetreten, was Heiner Brand früher immer gepredigt hat.
SPOX: Lassen Sie uns wieder über die anstehenden Aufgaben sprechen. Was erwartet die deutsche Mannschaft gegen Schweden?
Lichtlein: Man hat bei ihrem Sieg gegen Slowenien gesehen, dass sie eine sehr gute Abwehr spielen. Dafür ist in erster Linie die Abstimmung zwischen Tobias Karlsson und Mattias Andersson verantwortlich, die sich sehr gut kennen, weil sie gemeinsam in Flensburg spielen. Wir müssen uns also im Angriff einfallen lassen, wie wir sie knacken. Auf jeden Fall dürfen wir nicht wieder so leichte Fehler machen wie gegen Spanien. Pässe zum Gegner oder ins Aus sollten uns nicht passieren, sonst können die Schweden über ihre schnellen Außen leichte Tore machen. Wenn wir das verhindern bin ich guter Dinge, dass wir sie im 6 gegen 6 in den Griff bekommen.
SPOX: Die Ausgangslage ist für den Rest der Gruppenphase klar, oder?
Lichtlein: Zwei Siege sind Pflicht, das muss man so sagen. Wir müssen zusehen, dass wir mit zwei Punkten auf dem Konto in die Hauptrunde gehen. Dafür werden wir alles tun. Wir würden nach wie vor gerne den positiven Eindruck bestätigen, den wir letztes Jahr in Katar hinterlassen haben. Dort haben wir eine gute Rolle gespielt und wurden am Ende Siebter.
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