Filip Jicha war außer Rand und Band. Der sonst so zurückhaltende Trainer des THW Kiel stürmte wild jubelnd auf das Feld und schrie seine Freude laut heraus. "Es ist schwer, dieses Spiel in Worte zu fassen", japste Jicha nach den nervenzehrenden Schlusssekunden eines wahren Handball-Dramas.
Sein Fazit nach dem spektakulären 33:32 (17:19) im Rückspiel-Krimi gegen Paris St.-Germain? "Das war für uns alle eine magische Nacht", so Jicha. Der Traum vom fünften Königsklassen-Titel nach 2007, 2010, 2012 und 2020 lebt mehr denn je.
Und so rückte selbst das am Sonntag (14.00 Uhr) bevorstehende 106. Landesderby bei der SG Flensburg-Handewitt, in dem es um Platz zwei in der Liga und damit um die Königsklassen-Qualifikation für die kommende Saison geht, in den Hintergrund.
Gefeierter Held im Kieler Tollhaus mit über 10.000 Zuschauern war einmal mehr Niklas Landin. Mit seiner Parade gegen den Pariser Spielmacher Luc Steins zwei Sekunden vor dem Ende sicherte er dem THW das so wertvolle Ticket für das prestigeträchtige Final Four in der Kölner Lanxess Arena am 18. und 19. Juni.
THW Kiel spielt beim Final Four in Köln
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte Landin völlig euphorisiert. Er sei "unglaublich glücklich, dass wir es wieder nach Köln geschafft haben - und dieses Mal endlich wieder vor Zuschauern dort spielen werden."
Während die Flensburger bei Titelverteidiger FC Barcelona auch im Rückspiel letztlich chancenlos waren (24:27) und weiter auf die erste Endrunden-Teilnahme seit dem Triumph von 2014 warten müssen, fiebert der deutsche Rekordmeister bereits seiner achten Teilnahme beim Endrundenturnier entgegen. "Wir werden in Köln unser Bestes geben, um den deutschen Handball dort bestmöglich zu repräsentieren", versprach Jicha.
Angesichts des hochkarätig besetzten Feldes mit Kielce, Veszprem und Titelverteidiger Barcelona ist der Ausgang völlig offen. Doch nach der doppelten und am Ende erfolgreichen Nervenschlacht gegen das französische Starensemble (Hinspiel: 30:30), nicht bloß Jicha sprach von "denkwürdigen 120 Minuten", ist der nächste ganz große Wurf durchaus realistisch.
Im Saison-Endspurt fehlen wird den Kielern Kreisläufer Hendrik Pekeler. Der langjährige deutsche Nationalspieler und THW-Abwehrchef erlitt am Donnerstagabend einen Achillessehnenriss im linken Fuß. "Ich wünsche ihm nur das Beste und eine baldige Genesung", sagte Jicha. Sein Team habe nach dessen Verletzung in der 25. Minute auch "für Hendrik Pekeler gespielt".