Der berauschende Sieg der deutschen Nationalmannschaft im EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland brachte viele Gewinner hervor - der größte ist aber Bundestrainer Julian Nagelsmann. Ein Kommentar.
Vielleicht Florian Wirtz, Schütze des so wichtigen 1:0? Oder Jamal Musiala, letztlich zum Spieler des Spiels gekürt? Was ist mit Kai Havertz, als einziger mit zwei Scorerpunkten? Oder mit Toni Kroos, dem unumstrittenen Strategen? Nicht zu vergessen Kapitän llkay Gündogan, nach viel Kritik pünktlich zum EM-Start in Topform?
Nein, Julian Nagelsmann wollte bei seiner Analyse dieses berauschenden 5:1-Sieges zum EM-Auftakt gegen Schottland partout keinen einzelnen Spieler herauspicken. "Es ist wertvoll, wenn wir es ein bisschen verteilen können und nicht nur einer die Blumen kriegt", sagte der Bundestrainer diplomatisch. Den größten Blumenstrauß hätte an diesem Abend aber eh kein Spieler verdient, sondern er selbst. Unter all den Gewinnern ist Nagelsmann der größte Gewinner.
Auf dem Weg zu seinem ersten Turnier ging der erst 36-jährige Bundestrainer große Risiken ein. Bei seiner Kader-Nominierung verzichtete Nagelsmann zugunsten der Harmonie auf die alteingesessenen Routiniers Leon Goretzka und Mats Hummels und berief stattdessen unerfahrene Neulinge. Gewagt war es auch, seine angedachte Startelf schon Wochen vor Turnierstart offen zu kommunizieren und trotz Formschwäche einiger Spieler und zwei mäßig überzeugenden Testspielen konsequent daran festzuhalten.
Ein finales Urteil gibt es nach dem Turnier, zumindest fürs Erste darf man dem Bundestrainer zu seinen Maßnahmen aber gratulieren. Beim Eröffnungsspiel präsentierte Nagelsmann eine rundum funktionierende Mannschaft, die ansehnlichen Fußball spielte und erstmals seit 2016 mit einem Sieg in ein Turnier startete. Die DFB-Kicker spielten mutig, aber nicht übermütig. Sie wirkten fokussiert, aber nicht übermannt von der gewaltigen Erwartungshaltung. Nagelsmann scheint sie mit seiner Ansprache perfekt eingestellt zu haben und auch die Taktik funktionierte.