"Hat die Möglichkeiten, sich zum Weltstar zu entwickeln": Manchester City darf sich auf ein Ausnahmetalent freuen

Von Ryan Tolmich / Falko Blöding
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Viele Klubs wollten ihn, Englands Meister Manchester City kriegt ihn: Cavan Sullivans Name ist nicht nur wegen seines Rekorddebüts in dieser Woche in aller Munde.

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Wunderkinder sind im amerikanischen Fußball keine Seltenheit. Das wahrscheinlich bekannteste von ihnen war jahrelang Freddy Adu - bis zu dieser Woche. Adu hatte einst als 14-Jähriger in der MLS debütiert, seine Bestmarke galt als kaum zu knacken. Dann aber kam Cavan Sullivan. Das neueste Supertalent des Soccer debütierte in der Nacht zum Donnerstag für Philadelphia Union in der MLS. Der Jungspund war 14 Jahre und 293 Tage alt und damit 13 Tage jünger als Adu im Jahr 2004.

Sullivan meinte anschließend: "Den Rekord zu haben, ist sehr cool. Da kommen sicher noch Jüngere, aber vielleicht kann ich ihn eine Weile halten. Aber ich genieße auf jeden Fall diesen Moment."

Nicht nur wegen seines Rekorddebüts ist Sullivan in aller Munde. Der Teenager wird als bester Spieler seines Alters überhaupt gehypt und hat schon einen Transfer zu Englands Meister Manchester City in der Tasche.

Philadelphias Sportdirektor Ernst Tanner schwärmte im Interview mit der Mediengruppe Merkur/tz: "Cavan ist sicherlich unter den drei besten Talenten, mit denen ich je gearbeitet habe und ich sehe ihn nicht als Frühentwickler, der irgendwann stagnieren wird. Für mich hat er alle Möglichkeiten, sich zum Weltstar zu entwickeln - auch wenn es noch ein Stück Weg bis dahin ist."

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Auch der BVB und der FC Bayern waren an Cavan Sullivan dran

In den letzten zehn Jahren war Philadelphia Union in der MLS die Nummer eins, wenn es um das Herausbringen vielversprechender Nachwuchskräfte ging: Brenden Aaronson, Paxten Aaronson, Auston Trusty und Mark McKenzie sind einige der Spieler, die in Philly ihre ersten Schritte als Profis machten.

Dazu gesellen sich nun Cavan Sullivan, sein älterer Bruder Quinn (20) sowie die Zwillinge Declan und Ronan (beide 16), die auch in der Union Academy groß wurden. Sie bekamen das fußballerische Talent gewissermaßen in die Wiege gelegt. Ihr Vater Brenden war früher Profispieler, bevor er als Trainer arbeitete. Ihre deutsche Mutter trat auf dem College ebenfalls erfolgreich gegen das runde Leder.

Quinn ist der älteste und erfahrenste. Er hat in den vergangenen vier Jahren bereits mehr als 100 Spiele für Philadelphia absolviert und ist U20-Nationalspieler der USA.

Als Begabtester gilt jedoch Cavan. Vor vier Jahren absolvierte er ein Probetraining beim BVB und vor seiner Entscheidung für Manchester City soll sich neben den Dortmundern auch der FC Bayern um ihn bemüht haben.

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Sullivan eilte früh der Ruf voraus, ein besonderes Talent zu sein. So richtig auffällig war das beim Generation adidas Cup 2023 in Bradenton (Florida). Als 13-Jähriger dominierte er gegen zwei Jahre ältere Gegenspieler Philadelphias Mittelfeld und führte sein Team ins Finale.

Die anwesenden Scouts der europäischen Elite sollen schwer angetan gewesen sein, angeblich spielte sich Sullivan vor allem in die Notizbücher der Beobachter von Real Madrid und Arsenal.

Schon damals hatte ihn Philadelphias Cheftrainer Jim Curtain auf dem Schirm und lobte: "Cavan Sullivan verfügt über das Talent und die Fähigkeiten, ein bekannter Name zu werden und große Taten zu vollbringen."

Seine Erfolge beschränken sich jedoch nicht nur auf die Vereinsebene. Sullivan führte auch die U15-Nationalmannschaft der USA bei den CONCACAF U-15-Meisterschaften 2023 zum Titel und erhielt den Goldenen Ball für den besten Spieler des Turniers. Auch diese Auszeichnung erhielt er, obwohl er erst 13 Jahre alt war.

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© Getty

Cavan Sullivan wechselt 2027 zu Manchester City

Im Frühjahr nahm der Poker um Sullivans Zukunft so richtig Fahrt auf. Philadelphia wollte sein Juwel unbedingt halten und unterbreitete dem Offensivspieler laut The Athletic "das beste Angebot, das je ein Eigengewächs erhalten hat".

Für den Moment gelang es Union, Sullivan vom Verbleib zu überzeugen. Im Mai verlängerte er seinen Vertrag. Langfristig ist der Kampf allerdings verloren, im Arbeitspapier ist bereits ein Wechsel zu Manchester City im Jahr 2027 fixiert. Dort darf er nach dem Brexit erst mit 18 Jahren spielen.

Der Plan ist, dass er bis zur Volljährigkeit in Philadelphia bleibt. Eine andere Variante wäre, dass er mit 16 Jahren auf Leihbasis zu einem anderen Verein der City Football Group wechselt. Der belgische Zweitligist Lommel SK wurde in diesem Zuge häufig genannt. Möglich wäre ein Wechsel nach Europa im September 2025, da Sullivan durch seine Mutter auch einen deutschen Pass hat.

Sein klares Ziel umriss er bereits kurz nach der Verlängerung bei seinem aktuellen Verein: "Wenn ich 18 bin, hoffe ich, dass ich auf dem Niveau der ersten Mannschaft von ManCity bin."

Angesichts Sullivans rasanter Entwicklung und dem Profidebüt dieser Tage wirkt es, als habe City mit Weitblick einen cleveren Transfer getätigt.

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Das erste, was an Sullivan auffällt, ist natürlich seine Reife. Körperlich wirkt er deutlich weiter als es sein Alter vermuten lässt und auch in Interviews gibt er sich schon ziemlich abgezockt. So meinte er zum Beispiel trocken auf die Frage, wie er sein Debüt in Philadelphias erster Mannschaft nun feiern werde: "Wahrscheinlich mit noch mehr Interviews."

Unions Reservetrainer Marlon LeBlanc meint über seinen Schützling: "Er steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Um ihn wird ein großer Hype veranstaltet. Das steigt ihm aber nicht zu Kopf und ich finde, das ist das Tolle an ihm." Sullivan sei "cool und mutig".

Sullivan ist im offensiven Mittelfeld zuhause. Er verfügt über eine große Spielintelligenz und ein glänzendes Passspiel. Dazu ist der Linksfuß stark im Abschluss.

Im Finale der CONCACAF U15-Meisterschaft lieferte er beim 4:2-Sieg gegen Mexiko zwei Assists, nachdem ihm auf dem Weg in das Endspiel drei eigene Treffer gelungen waren.

Sullivan ist furchtlos und hat kein Problem damit, auch gegen ältere Kontrahenten forsch aufzutreten. Beim Generation adidas Cup netzte er gegen Arsenal schon in der ersten Spielminute und jubelte anschließend, indem er tat, als trinke er einen Tee.

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Es liegt in der Natur der Sache, dass die Entwicklung junger Spieler unmöglich zu prognostizieren ist. Gibt es Wachstumsschübe? Gelingt der Sprung in die nächste Altersklasse? Zwischen 14 und 18 Jahren kann eine Menge schiefgehen, das gilt auch für jemanden, der so talentiert ist wie Sullivan.

Er mag zwar körperlich weit sein, doch er muss natürlich noch deutlich robuster werden, wenn er mit 18 im Starensemble von Manchester City und in der Premier League mitmischen will. Spielerisch hat er alle Anlagen, um erfolgreich zu sein. Jetzt geht es darum, auch mental mit allen Anforderungen klarzukommen und seine Fähigkeiten zu polieren.

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Cavan Sullivan könnte auch für Deutschland spielen

Sullivans Aufstieg weckt Erinnerungen an einen anderen aus Pennsylvania stammenden Star, der immer für Größeres bestimmt zu sein schien: Christian Pulisic. Der US-Nationalspieler entschied sich in jungen Jahren, seine Heimat zu verlassen und beim BVB anzuheuern. Dort wurde er mit 17 zum Senkrechtstarter und war eben eines dieser Wunderkinder, die in den Staaten so gefeiert wurden.

Pulisic ist über Chelsea bei Milan gelandet und noch immer erst 25 Jahre alt. Seinen Zenit dürfte er noch nicht erreicht haben, wenngleich hinter ihm eine gute Saison im Dress der Rossoneri liegt.

Neben der Herkunft haben Sullivan und Pulisic auch ihre Position in der Offensive gemeinsam.

Jim Curtin sagte über die beiden Philadelphia-Eigengewächse gegenüber Backheeled: "Sie kommen aus der Nähe Philadelphias, die Vergleiche liegen also auf der Hand. Als ich hier in der Jugendakademie gearbeitet habe, sprachen alle von Christian. Ich habe damals gesagt: 'Ich weiß nicht. Lasst uns abwarten. Er ist offensichtlich unglaublich talentiert. Aber er ist erst zwölf Jahre alt und er hat noch einen langen Weg vor sich.'"

Er führte aus: "Ich denke, dass Cavan noch mehr als Christian heraussticht und noch mehr Aufmerksamkeit erregt. Das ist vielleicht das schönste Kompliment, das ich einem jungen Jungen machen kann, der noch eine Menge Jahre vor sich hat."

Theoretisch könnte Sullivan einen Teil dieser Jahre auch im DFB-Dress absolvieren. Jedenfalls wäre er auch für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt. Ernst Tanner verriet: "Es waren bereits Beobachter aus Deutschland da. Ich habe schon mit Vertretern vom DFB über ihn gesprochen. Die Deutschen haben das Glück, dass seine Mutter deutsche Wurzeln hat. Aber Cavan ist Amerikaner, so fühlt er sich auch."

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Nach seinen starken Leistungen in der zweiten Mannschaft folgte besagtes Debüt bei den Profis. Für Coach Curtin geht es für Sullivan nun darum, "sich Minuten zu verdienen."

Sullivan sagte bei ESPN über seine Ambitionen: "Mein Ziel ist es, innerhalb der nächsten zwei Jahre ein Stammspieler zu werden."

Er betonte: "Ich habe noch nicht wirklich etwas erreicht. (...) Es gibt noch viel Raum für Verbesserungen. Aber ich freue mich auf jeden Fall auf das, was vor mir liegt."

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