Als Memphis Depay vor rund einem Monat beim brasilianischen Traditionsklub Corinthians Sao Paulo unterschrieb, kannte die Euphorie keine Grenzen. Zwischenzeitlich brach sogar die klubeigene Website zusammen. Seine Bilanz seitdem ist aber eher ernüchternd: Depay wurde lediglich dreimal eingewechselt, kam dabei nur auf 78 Minuten sowie einen Assist und überzeugte keineswegs.
Auch nach seiner Einwechslung in der 60. Minute beim prestigeträchtigen Derby gegen den FC Sao Paulo am vergangenen Wochenende blieb der 30-jährige Stürmer, einst für Manchester United und den FC Barcelona aktiv, blass. Die Corinthians verloren mit 1:3, in den sozialen Netzwerken kursiert seitdem ein hämischer Video-Zusammenschnitt seiner zahlreichen Fehler während des Kurzeinsatzes.
Niederlande: Ronald Koeman verzichtet abermals auf Memphis Depay
Nun fehlt Depay auch im Kader der niederländischen Nationalmannschaft für die anstehenden Nations-League-Spiele gegen Ungarn am Freitag und Deutschland am Montag. Bei der EM war Depay noch gesetzt. Mit 46 Treffern ist er zudem zweitbester Torjäger der Elftal-Geschichte nach Robin van Persie (50).
Schon bei den September-Länderspielen hatte Bondscoach Ronald Koeman auf seinen damals vereinslosen Stürmer verzichtet. "Memphis muss fit sein und Spiele spielen. Ich habe Kontakt zu ihm gehabt", sagte Koeman damals und versicherte, dass er "immer noch Teil des niederländischen Teams" sei. Nachdem Depay infolge seines Abschieds von Atletico Madrid keinen passenden Klub in Europa gefunden hatte, kursierten damals schon Gerüchte über einen Wechsel nach Brasilien.
Koeman wollte darauf nicht näher eingehen. Seine Kritik an Steven Bergwijns Wechsel zu Al-Ittihad nach Saudi-Arabien hatte zuvor in einer öffentlichen Schlammschlacht resultiert. "Ich beiße mir auf die Lippe", erwiderte Koeman, gefragt nach Depays Zukunft. "Wenn ich sehe, wie alle reagieren, wenn ich etwas über Bergwijn sage, denke ich, dass ich ab und zu vielleicht etwas vorsichtiger sein muss."
Glücksspiel-Plattform übernimmt wohl Großteil des Gehalts - aber wie lange?
Kurz danach unterschrieb Depay tatsächlich bis Ende 2026 bei den hochverschuldeten Corinthians. In diesem Zeitraum soll er rund 11,3 Millionen Euro verdienen. Wobei die Glücksspiel-Plattform Esportes da Sorte dem Vernehmen nach 81 Prozent seines Gehalts übernimmt. Wie UOL Esporte nun aber berichtet, wurde Esportes da Sorte wegen des Verdachts der Geldwäsche kürzlich gesperrt - womöglich müssen die Corinthians letztlich das gesamte Gehalt stemmen.
Der traditionsreiche Klub - einst Heimat von Stars wie Socrates, Rivaldo, Roberto Carlos oder Ronaldo - kriselt aktuell aber nicht nur finanziell, sondern auch sportlich. In der brasilianischen Meisterschaft rangieren die Corinthians auf dem Abstiegsplatz 18. Dafür stehen sie immerhin sowohl im brasilianischen Pokal als auch in der Copa Sudamericana (vergleichbar mit der Europa League) im Halbfinale.
Das Hinspiel des Pokal-Halbfinals gegen Flamengo Rio de Janeiro ging jedoch verloren - ohne Depay, der über keine Spielberechtigung für den Wettbewerb verfügt. Sollten die Corinthians in einem der beiden Cups den Titel holen, wäre es der erste Titel seit der siebten brasilianischen Meisterschaft 2017. Als größte Erfolge der Klubgeschichte gelten die Triumphe in der Copa Libertadores 2012 und Klub-WM 2013.