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NBA - Gewinner und Verlierer der Trade Deadline: Ein Team begegnet den KD-Suns auf Augenhöhe

Von Robert Arndt
Platz 3: ISAIAH STEWART - Ein Pick später ging Stewart zu den Pistons. Dort legte er sich mit LeBron an und überzeugte sportlich, jetzt will er zum Stretch-Big werden. Im High-School-Ranking landete er vor Anthony Edwards (4) oder LaMelo Ball (21).
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Was war das wieder für eine Deadline? Mega-Trades, überraschende Trades, aber auch Teams, die keine Deals einfädeln konnten. Wir küren die Gewinner und Verlierer eines wilden Deadline Days.

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Der Trade von Kevin Durant war noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Die großen Namen fehlten am Deadline Day zwar, dennoch war mal wieder ordentlich Bewegung zur Deadline drin.

Kevin Durant und Stephen Curry werden sich von nun an in der Pacific Division wieder öfters sehen.
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GEWINNER: Der Westen

Wie war das noch einmal? Der Westen ist in dieser Saison schwach besetzt? Nach dieser Deadline stimmt das nicht mehr. Vielmehr war es ein Wettrüsten, da sich gleich mehrere Teams auf den hinteren Positionen der Conference noch immer Titelchancen ausrechnen. Phoenix, Dallas, Golden State und die beiden Teams aus L.A. legten alle ordentlich nach und sollten Memphis und Denver das Leben so schwer wie möglich machen.

Es ist beinahe lachhaft, wie viel Qualität nun alleine in der Pacific Division versammelt ist. Stephen Curry, Klay Thompson, Draymond Green, LeBron James, Anthony Davis, Kawhi Leonard, Paul George, Chris Paul, Devin Booker und natürlich Kevin Durant - das alleine sind zehn Hall of Famer, ohne auch nur einen Akteur des Divisionsführenden Sacramento genannt zu haben.

Es wird ein Hauen und Stechen um die beste Ausgangsposition geben, vor allem Golden State und die Lakers müssen dringend Boden gutmachen. Das könnte noch richtig spaßig werden.

Die Konkurrenz der Kings ist auf einmal deutlich stärker geworden.
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VERLIERER: Sacramento Kings

Stell dir vor, du liegst nach 17 Jahren erstmals wieder auf Playoff-Kurs und dann pimpen um dich herum alle ihre Teams auf. So ähnlich geht es den Kings, die im Moment Platz drei im Westen belegen und eine der positiven Überraschungen der Saison sind. Zur Deadline hielten die Kings dagegen mit Ausnahme des kleinen Deals für Kessler Edwards von den Nets die Füße still.

Ob sich das rächen wird? Wer weiß, noch beträgt der Vorsprung auf Platz sieben drei Partien und einen Vorteil haben die Kings zumindest im Vergleich zu den meisten Konkurrenten. Während andere ihre Teams fast komplett umkrempelten, sind die Kings eingespielt. Das kann ein großes Faustpfand sein, auch wenn ein Backup-Center hinter Domantas Sabonis Sacramento gut zu Gesicht gestanden hätte.

Giannis Antetokounmpo und die Bucks wollen nach der Trade Deadline nochmal angreifen.
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GEWINNER: Die Spitze im Osten

Während sich also im Westen die Teams die Köpfe einschlagen, sind die Verhältnisse im Osten deutlich klarer. Boston schnappte sich mit Mike Muscala noch einen soliden Big, der aber für die Playoffs keine Rolle spielen sollte. Die Rotation der Celtics steht, auch wenn der Buyout-Markt weiter eine Option bleibt.

Etwas umtriebiger waren die Bucks, die doch noch einen Weg fanden, um Jae Crowder nach Wisconsin zu locken. Fünf Zweitrundenpicks waren der Preis (dazu später mehr), das ist verschmerzbar. In Milwaukee erhofft man sich, einen zweiten Tucker-Coup wie 2021 gelandet zu haben, letztlich können die Bucks jegliche Hilfe auf dem Flügel dringend gebrauchen.

Crowder kehrt damit nach Wisconsin zurück, einst spielte er auf dem College für Marquette. Und dem 32-Jährigen scheint das zu gefallen, wie er mit dieser - nennen wir es interessanten - Aussage via Social Media verbreitete: "Ich muss mir einen Finger abschneiden, um meine Hand zu retten." Lassen wir so stehen.

Aber um noch einmal auf den eigentlichen Punkt zurückzukommen: Mit Boston und Milwaukee gibt es im Osten zwei absolute Contender, wirklich gefährlich können ansonsten eigentlich nur die Sixers werden, die zwar keinen großen Move machten, dafür aber smart die eigenen Finanzen bereinigten. Durch den Abgang von Matisse Thybulle schaffte es Boss Daryl Morey mal wieder die Luxussteuer zu vermeiden und erhielt in dem Deal sogar noch in Person von Jalen McDaniels einen interessanten 3-and-D-Spieler. Wie macht er das bloß immer?

Donovan Mitchell und die Cavs haben erfolglos auf Unterstützung für den Flügel gehofft.
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VERLIERER: Cleveland Cavaliers

Wir haben es in der Analyse zum Durant-Trade angerissen, dass Cleveland dringend mit Brooklyn telefonieren sollte. Vermutlich haben sie das getan, dennoch schafften es die Cavs nicht, den dringend benötigten Forward zu erhaschen. So wird es hart, den Schwergewichten der Conference Paroli zu bieten.

Stattdessen sitzen die Nets nun weiter auf ca. neun 3-and-D-Spielern. Womöglich rächte es sich, dass die Cavs durch den Mitchell-Trade keinen First Rounder mehr zur Verfügung hatten.

Jalen Brunson ist eine der Erfolgsstorys, wenn man auf die Zweitrundenpicks der vergangenen Jahre blickt.
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GEWINNER: Second Round Picks

Wobei: Selten wurden so viele Zweitrundenpicks in wenigen Stunden verscherbelt wie zu dieser Deadline. Fünf Second Rounder dürften jetzt das neue "ein schwer geschützter First Rounder" sein, man muss eben manchmal nicht nur den Trade, sondern auch die Pressekonferenz gewinnen. Und da klingen fünf Picks eben gar nicht so schlecht.

Gleichzeitig ist es auch die Folge der vielen Star-Trades, in denen zahlreiche First Rounder involviert waren. Irgendwann gibt es eben nicht mehr genügend Teams, die Erstrundenpicks anzubieten haben, entsprechend schlägt sich das auf den Preis nieder.

Und wie wertvoll ist jetzt so ein Second Rounder? Nun, es ist eher eine Lotterie mit jeder Menge Nieten, aber auch einigen Volltreffern. Wir haben mal zufällig den Draft 2018 ausgewählt. Mit Jevon Carter (#32), Jalen Brunson (#33), Devonte' Graham (#34), Gary Trent Jr. (#37), Jarred Vanderbilt (#41), Bruce Brown (#42), De'Anthony Melton (#46) und Shake Milton (#54) war durchaus noch Qualität verfügbar. Die Regel ist es jedoch nicht. Dennoch: Es wird Teams geben, die diese Pick-Verschwendung irgendwann mal ein bisschen bereuen werden.

Pascal Siakam bleibt bei den Raptors - genau wie alle seine Starter-Kollegen.
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VERLIERER: Toronto Raptors

Toronto hat dagegen noch jede Menge Picks in der Schatulle, doch außer dem kleinen Trade für Jakob Pöltl passierte wider Erwarten nicht viel in Kanada. Vieles erinnerte an die Deadline vor zwei Jahren, als die Raptors eine ähnlich enttäuschende Saison spielten, letztlich aber wider Erwarten Kyle Lowry nicht tradeten. Das geschah dann im Sommer via Sign-and-Trade.

Trade-Kandidaten gab es massenweise bei den Raptors. Gary Trent Jr. und Fred VanVleet können im Sommer Free Agents werden und dann ist da noch O.G. Anunoby, den Berichten zufolge die halbe Liga jagte und der gleichzeitig unzufrieden mit der eigenen Rolle ist. Natürlich wissen wir nicht genau, was geboten wurde, doch mit noch 1,5 Jahren Vertrag (plus eine Spieler-Option) dürfte der Wert des Forwards so hoch wie nie zuvor gewesen sein.

Stattdessen haben die Raptors weiter dieses weirde Team, welches im Mittelmaß herumdümpelt. Daran dürfte auch die Rückkehr von Pöltl nichts ändern.

Eric Gordon wurde endlich aus Houston erlöst.
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GEWINNER: Eric Gordon

Ein anderer Rückkehrer ist Eric Gordon. Ja, Eric Gordon, richtig gelesen. Nachdem EG über fast zwei Jahre beim schlechtesten Team der NBA gefangen war, erlösten ihn die Clippers und mit inzwischen 34 Jahren wird der Guard noch einmal nennenswerten Basketball spielen.

Inwieweit Gordon den Clippers noch einmal helfen kann, bleibt die große Frage, dennoch sollte er mit seinem Shooting und seiner Fähigkeit zu switchen recht solide ins System von Coach Ty Lue passen.

Ein besseres Bild mit einem ansatzweise lächelnden Kawhi konnten wir nun wirklich nicht finden.
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GEWINNER: L.A. Clippers

Apropos Clippers. Die Suns haben zwar in Sachen Star-Power mit Durant mächtig geklotzt, die Clippers wählten die andere Variante. L.A. wirbelte die Bank gewaltig durcheinander und schloss eine Baustelle nach der anderen. Reggie Jackson wurde durch den jüngeren Bones Hyland ersetzt, als Backup für Ivica Zubac kam mit Mason Plumlee ein sehr solider Center.

In Verbindung mit der starken Starting Five haben die Clippers nun eine Bank bestehend aus Norman Powell, Hyland, Nicolas Batum, Robert Covington, Gordon und eben Plumlee. Das ist mal eine Ansage und unterstreicht noch einmal die Ambitionen der Kalifornier. Gehen mussten zudem Luke Kennard (sein Shooting soll Gordon ersetzen) und John Wall, der in den Planungen der Clippers keine Rolle mehr spielte und ohnehin eine ganz schwache Saison hinlegte.

Immerhin: Allzu lange wird John Wall in Houston nicht bleiben müssen.
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VERLIERER: John Wall

Und wäre das nicht genug, wurde Wall ausgerechnet nach Houston getradet, jene Franchise, die der Point Guard in einem Interview vor gut einem Monat harsch kritisierte. Zur Erinnerung: Wall wurde 2021/22 einfach nicht eingesetzt, aber auch nicht getradet. Stattdessen einigte man sich erst in der Offseason auf einen Buyout.

"Das ist eine schlechte Organisation. So läuft das in der NBA nicht. Sie müssen langsam ihren Sch*** auf die Reihe kriegen", bilanzierte Wall, um nur mal einen kleinen Auszug zu demonstrieren. Nun ist Wall wieder in Houston, allerdings dürfte es diesmal mit dem Buyout schneller gehen. Der Guard dürfte dann doppelt fürs Nicht-Spielen bezahlt werden. Schon jetzt stottern die Rockets die über 40 Millionen Dollar ab, die Wall noch bis 2023 zustanden.

Wie immer: tonnenweise Trade-Gerüchte, aber kein Trade von John Collins.
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VERLIERER: John Collins

Wir kommen nicht drumherum. Die wievielte Deadline ist das nun, zu der Collins nicht getradet wird? Es dürften Minimum drei sein und nun kann sich der Hawks-Forward nicht einmal mehr mit Eric Gordon die Klinke geben. Sehr ärgerlich. Auf ein Neues in der Offseason!

Ex-Nr.2-Pick James Wiseman bekommt in Detroit eine neue Chance.
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GEWINNER UND VERLIERER: James Wiseman

James Wiseman bekam hingegen seinen Tapetenwechsel und profitierte davon, dass Pistons-GM Troy Weaver ein Faible für zunächst gescheiterte, hohe Draft-Picks hat. Im Vorjahr tradeten die Pistons für Ex-Nr.2-Pick Marvin Bagley, nun ist Wiseman das neuste Projekt in Motown. Das ist für den 21-Jährigen eine gute Sache, aber wie das in Detroit nun alles zusammenpassen soll, ist schwierig zu erklären. In einem anderen Team wäre Wiseman wohl besser aufgehoben.

Detroit hat für die großen Positionen nun mit den eigenen Picks Isaiah Stewart und Jalen Duren sowie den beiden "Projekten" Bagley/Wiseman vier Bigs im Kader, die Spielzeit brauchen. Dazu verpasste es Detroit, Nerlens Noel abzustoßen, der erst recht nicht gebraucht wird. Auch Alec Burks, der sicherlich auch für das ein oder andere Playoff-Team interessant hätte sein können, ist noch da.

Stattdessen tradete Detroit einen der wenigen Forwards im Kader - und dabei handelte es sich nicht einmal um Bojan Bogdanovic, sondern um Saddiq Bey. Auch nach drei Jahren im Rebuild ist für die Pistons noch keine echte Richtung erkennbar, wodurch auch Weavers Sitz allmählich warm werden dürfte. Nächstes Jahr muss fast schon besser werden, aber vielleicht ziehen die Pistons ja in der Draft Lottery das große Los.

Viel passiert ist in Miami zu dieser Deadline nicht.
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VERLIERER: Miami Heat

Selten passierte in Miami so wenig wie bei dieser Deadline. Letztlich verramschte man lediglich Dewayne Dedmon nach San Antonio und das war es auch schon. Für den Moment haben die Heat sogar noch zwei offene Rosterspots und dabei ist bereits Udonis Haslem (42) mit eingerechnet.

Dabei ist es immer wieder witzig, dass Miami Zweitrundenpicks abgibt, um Geld einzusparen, gleichzeitig seit gefühlt sieben Jahren Haslem mit einem Rosterspot belohnt. Macht den Jungen doch einfach zu einem Assistant Coach und bezahlt ihn entsprechend!

Den Chicago Bulls droht mal wieder tristes Mittelmaß.
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VERLIERER: Das Mittelmaß im Osten

Aber nicht nur Miami war untätig. Auch in Chicago oder Washington passierte rein gar nichts. Stattdessen riecht das nach tristem Mittelmaß für die angesprochenen Teams. Wenn es gut läuft, könnte man sich sogar eine Klatsche von den Celtics oder Bucks einhandeln. Ob das als Erfolg zu werten ist, sei jedem selbst überlassen.