Abraham freut sich auf mehr Essen

SID
Wenn Arthur Abraham das Mittelgewicht verlässt, wird er seinen IBF-Gürtel niederlegen müssen
© Getty

Als die Lehrstunde in der zehnten Runde durch den Handtuch-Wurf aus der gegnerischen Ecke beendet war, dachte König Arthur schon an die Annehmlichkeiten in seinem neuen Reich.

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"Ich werde die Gewichtsklasse wechseln. Dann kann ich endlich mehr Bratkartoffeln essen", sagte der Mittelgewichtler nach seiner Titelverteidigung im WM-Kampf der IBF gegen Mahir Oral vor den Augen prominenter Gäste wie Fußball-Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus oder TV-Comedian Oliver Pocher.

"Ich stimme dem Wechsel zu", meinte Manager Wilfried Sauerland. Dem Promoter sind Abrahams Probleme beim Gewichtmachen auf unter 72,574 kg nicht verborgen geblieben.

Doch es ist nicht allein der schmerzhafte Verzicht auf Bratkartoffen und Süßigkeiten, der das Mittelgewicht für Abraham so unattraktiv macht.

Wegner über Oral: "Respekt. Er hat einen tollen Kampf geboten"

"Er hat keine Gegner mehr. Felix Sturm und Kelly Pavlik wollen nicht, die anderen sind zu schwach", sagt Sauerland. Dabei hätte der 29 Jahre alte Oral beinahe gezeigt, dass es doch noch einen ernstzunehmenden Fighter im fünfhöchsten Limit gibt.

Der Deutsch-Türke mit dem Beinamen Löwe bewies tatsächlich ein Löwenherz und hatte in den ersten drei Runden Vorteile."'Respekt, er hat einen tollen Kampf geboten. Das Publikum war begeistert", sagte Abrahams Trainer Uli Wegner.

Als König Arthur in Runde vier den Turbo einlegte und Oral mangels Kraft immer seltener die Deckung vor dem Gesicht hielt, kamen die Boxfreunde auf ihre Kosten.

Mit blitzschnellen Kombinationen zeigte der 29-Jährige Abraham seine Weltklasse, beförderte Stehaufmännchen Oral bis zum Abbruch gleich fünfmal auf die Bretter und feierte am Ende den 30. Sieg im 30. Profikampf.

Öner fordert Chance gegen Sturm

Welche Dominanz Abraham bei seinem 24. vorzeitigen Sieg besaß, wurde in den letzten Minuten des Kampfes deutlich. Als nach den Niederschlägen Orals Trainer Hans-Jürgen Witte immer noch nicht abbrechen wollte, blickte er mehrmals böse in dessen Ecke.

"Ich habe den Blick verstanden", sagte Witte hinterher, "doch es war schließlich ein WM-Kampf und wir wollten weiterkämpfen."

Orals Manager Ahmet Öner war trotz der Niederlage seines Schützlings aus dem Häuschen und nutzte die Aufmerksamkeit, um für einen weiteren Top-Kampf seines Schützlings etwa gegen Weltmeister Felix Sturm zu trommeln.

"Felix hätte keine Chance gegen Oral. Er hat nicht die Schläge, um Oral gefährlich zu werden." Sollte Abraham, dem Sturm stets aus dem Weg ging, tatsächlich ins Supermittelgewicht aufsteigen, ist der WM-Titel vakant.

Sylvester Kandidat für Abraham-Nachfolge

Dann wäre auch Sebastian Sylvester ein WM-Kandidat. Der Hurrikan aus Greifswald schlug im Vorprogramm den US-Amerikaner Lajuan Simon einstimmig nach Punkten und steht nun in der IBF-Weltrangliste hinter Giovanni Lorenzo (Dominikanische Republik) auf dem zweiten Platz.

Abraham hat sich bereits auf die Gegner in der neuen Gewichtsklasse eingestellt. "Ich weiß, wie ich da kämpfen muss", sagte der gebürtige Armenier, der dann bei einem Limit von 76,2 Kilo die Bratkartoffeln seiner Mutter nicht mehr so oft verschmähen muss.

Manager Sauerland jedenfalls machte sich um seinen Schützling in der neuen Klasse keine Sorgen: "Ich glaube, er könnte sogar im Halbschwergewicht Weltmeister werden."

Abraham schickt Oral mehrfach auf die Bretter