Stuttgart, Porsche-Arena - die Form hält: Drei Wochen nach seinem zweiten Platz im WM-Mehrkampf der Kunstturner war Vize-Weltmeister Philipp Boy auch beim Auftakt des DTB-Pokals in Top-Verfassung.
Mit zwei souveränen Übungen am Barren (15,350 Punkte) und am Reck (15,500) nutzte der Zeitsoldat aus Cottbus die Abwesenheit des verletzten Fabian Hambüchen (Achillessehnenreizung), um seine Popularität zu steigern und mühelos in zwei Gerätefinals am Samstag einzuziehen.
"Das Training hat in den vergangenen Tagen durch viele Termine schon ein wenig gelitten. Deshalb freue ich mich, dass ich den Schwung von der WM in Rotterdam noch mitnehmen konnte zu einer maximalen Ausbeute", sagte der 23-Jährige, der kurz vor Abschluss seines bislang erfolgreichsten Wettkampfjahrs steht: "Es war eine gigantische Saison, alles Weitere ist jetzt nur noch eine Zugabe."
Weber fällt vom Reck
Im Sog von Boy gelang auch Sebastian Krimmer aus Backnang am Barren der Sprung ins Finale. Robert Weber aus Ehmen hingegen, zweiter deutscher Turner am Reck, musste vor 2000 Zuschauern das "Königsgerät" vorzeitig verlassen. Wie Hambüchen musste auch Boden-Europameister Matthias Fahrig aus Halle verletzungsbedingt (Adduktorenprobleme) seine Teilnahme am Stuttgarter Weltcup-Turnier absagen.
Auch die Finalkämpfe am Boden, am Seitpferd und an den Ringen finden mit deutscher Beteiligung statt. Thomas Taranu aus Straubenhardt kam am Boden auf Rang sechs, Fünfter am Pauschenpferd wurde Sebastian Krimmer (Backnang).
Robert Weber aus Ehmen überzeugte das Publikum mit einem vierten Platz an den Ringen, direkt vor Taranu. Beendet ist das Traditionsturnier nur für Steve Woitalla aus Cottbus, der weder am Boden noch beim Sprung den Vorkampf überstand.
Seitz mit 14,600 Punkten
Bereits am Nachmittag hatte deutsche Mehrkampf-Meisterin Elisabeth Seitz hat der Qualifikation der Frauen ihren Stempel aufgedrückt. Die Mannheimerin erturnte am Stufenbarren mit 14,600 Punkten die Tageshöchstnote und erreichte zusammen mit Anja Brinker aus Großburgwedel leicht das Finale am Samstag.
Auch am Boden überzeugte Seitz mit Rang zwei, geschlagen nur von Weltmeisterin Lauren Mitchell aus Australien. Weniger gut lief es hingegen für die 17-Jährige am Schwebebalken, nach einem zwischenzeitlichen Sturz reichte es an diesem Gerät nicht zum Sprung in den Endkampf.
Nicht viel besser erging es am "Zitterbalken" Olympia-Teilnehmerin Marie-Sophie Hindermann, nach längerer Verletzungspause und einigen Wacklern schied die Tübingerin ebenfalls aus.
"Am Stufenbarren werde ich hier aber nicht mehr volles Risiko turnen. Es wäre ärgerlich, sich im letzten großen Wettkampf der Saison noch zu verletzen", sagte Seitz, die ihren achten WM-Platz an diesem Gerät unter anderem dem Def, einer absoluten Höchstschwierigkeit, zu verdanken hatte.
Schwache Besetzung
Am Sprung wird der Deutsche Turner-Bund (DTB) im Endkampf von WM-Teilnehmerin Pia Tolle vertreten, die Tübingerin konnte sich darüber hinaus auch für die Entscheidung am Boden qualifizieren.
Die deutschen Athletinnen profitierten allerdings von einer eher schwachen Besetzung. Viele Athletinnen aus Asien und den USA hatten es vorgezogen, drei Wochen nach den Welttitelkämpfen in Rotterdam in ihre Heimat zurückzukehren und eine Wettkampfpause einzulegen.
Der DTB-Pokal wird am Samstag (13.00 Uhr) mit den zehn Gerätefinals abgeschlossen. Am Sonntag (10.00 Uhr) steht die Champions Trophy der Mehrkämpfer auf dem Programm, für den Sieger steht eine Prämie von 15.000 Schweizer Franken bereit.