BBL-Masterplan: "Die Nummer eins in Europa!"

Von Interview: Haruka Gruber
Jan Pommers Vertrag mit der BBL wurde letztes Jahr bis 2015 verlängert
© spox

Ambitioniert, ehrgeizig und fast schon revolutionär: Bei SPOX verrät Geschäftsführer Jan Pommer, dass zukünftig in Deutschland nach der NBA der beste Basketball der Welt geboten werden soll. Eine Schlüsselrolle spielen der FC Bayern und Dirk Bauermann - der aber im Zuge dessen womöglich als Bundestrainer aufhören muss.

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Hintergrund: Pommer erklärt gegenüber SPOX, dass ein "Bundestrainer keine Doppelfunktion ausüben sollte" und beide Aufgaben "von einer Person nicht ohne Weiteres gestemmt werden" können. Pommer weiter: "Es wäre doch wohl übertrieben zu sagen, dass Dirk Bauermann der Einzige ist, der die Nationalmannschaft erfolgreich führen kann."

Auf SPOX-Nachfrage gab sich Bauermann kurz angebunden und beließ es bei einem: "Kein Kommentar."

Das gesamte Interview mit Jan Pommer über mögliche Interessenskonflikte von Bauermann, den Allen-Iverson-Deal und neue deutsche Helden.

SPOX: Letztes Jahr haben Sie sich öffentlich mit Dirk Bauermann gestritten und ihn als "respektlos" bezeichnet, nachdem der Bundestrainer die BBL wegen der Dominanz ausländischer Spieler als "entfremdetes Produkt" bezeichnet hatte. Vor drei Wochen hielt jedoch ausgerechnet Bauermann die Laudatio auf Sie, als Sie zum "Sportmanager des Jahres" gekürt wurden. Wie passt das zusammen?

Jan Pommer: Wir verstehen uns seit vielen Jahren wirklich gut, und eine stabile Freundschaft hält auch mal einen deftigen Streit aus. Dem Bundestrainer ist eine große Ungeduld zu Eigen, und ich verstehe, dass es ihn als Bundestrainer nicht übermäßig freut, wenn viele Leistungsträger in der BBL aus dem Ausland stammen. Aber er erkennt mittlerweile sehr viel stärker unsere erheblichen Anstrengungen und Erfolge in der Nachwuchsförderung an und dass sie uns alle einen Haufen Geld kostet. Der Streit vom letzten Jahr ist dementsprechend beigelegt.

SPOX: Bauermann sagte bei Ihrer Ehrung, dass die BBL "nach der spanischen ACB die erfolgreichste und am professionellsten aufgestellte in Europa" ist. Starke Worte, die auch berechtigt sind?

Pommer: Ja, das Selbstbewusstsein haben wir. Ungeachtet aller Wirtschaftskrisen entwickeln wir uns kraftvoll nach oben, wir haben in den letzten fünf Jahren über 30 Prozent an Zuschauern hinzugewonnen, es ist fast 70 Prozent mehr Geld im System, wir haben eine deutlich höhere TV-Reichweite und einen sehr ausgeglichenen Wettbewerb. Das alles führt dazu, dass sich der Basketball in seiner Nische immer weiter ausbreitet.

SPOX: Wirtschaftlich hat sich die BBL im internationalen Vergleich behauptet, aber sportlich ist sie nach wie vor zweitklassig.

Pommer: In der Breite haben wir mit Berlins Eurocup-Finaleinzug und Göttingens Triumph in der EuroChallenge das international erfolgreichste Jahr der Liga hinter uns. Aber es stimmt: Es fehlt der große Erfolg in der Euroleague. In der absoluten Spitze regieren neben Spanien nun mal Klubs aus Russland, der Türkei und Griechenland, die ihr Geld eben nicht am freien Markt erwirtschaften wie wir, sondern die Gehälter aus den tiefen und gelegentlich dunklen Taschen von Mäzenen bestreiten. Es ist jedoch erkennbar, dass selbst die Superreichen unter der Wirtschaftskrise zu leiden haben und weniger in den Sport investieren - was uns entgegenkommt. Mit unserem in Europa mit Abstand arriviertesten Lizenzierungsverfahren haben wir anders als viele ausländische Ligen ein Fundament, auf das sich bauen lässt.

SPOX: Aber wenn ein Milliardär wie Roman Abramowitsch Interesse an einem BBL-Klub zeigen würde, wären Sie nicht abgeneigt?

Pommer: Da muss man differenzieren. Anders als in der Fußball-Bundesliga ist es bei uns grundsätzlich formal möglich, die Mehrheit eines Klubs zu erwerben,wenn der Klub dies denn wollte. Der Sport ist ein faszinierendes Betätigungsfeld, in dem einem Investor hohe soziale Reputation und eine große mediale Aufmerksamkeit gewiss sind. Warum sollte sich ein wohlhabender Unternehmer dies nicht zu Nutze machen? Das Interesse eines Mäzens wäre entsprechend erfreulich, weil es die Attraktivität des Produktes unterstreichen würde. Voraussetzung ist aber natürlich, dass man uns genauestens nachweisen kann, dass der Investor kein Hasardeur ist, der nur aus kurzfristigen oder gar bedenklichen Interessen einsteigen will. Nachhaltigkeit, Langfristigkeit und Seriosität müssen die obersten Prämissen sein.

SPOX: Auch ohne Großinvestoren sprach Alba-Geschäftsführer Marco Baldi im SPOX-Interview davon, dass die BBL zur "besten Liga Europas" aufsteigen könnte. Ist das realistisch?

Pommer: Wir wollen und können selbstbewusst und ehrgeizig auftreten und unsere Ziele klar formulieren. Eines unserer Ziele lautet: In zehn Jahren wollen wir die Nummer eins unter den nationalen Ligen in Europa sein. Sicherlich ist es ambitioniert, aber ich halte es für aussichtsreich, alleine wenn man sieht, was alles durch den FC Bayern angestoßen werden könnte. Wir gehen mit großen Schritten in die richtige Richtung und wollen in Europa eine sehr gewichtige Rolle spielen.

SPOX: Sollte der Plan aufgehen, wäre die BBL im weltweiten Vergleich direkt hinter der NBA anzusiedeln. Dementsprechend unliebsam müssten Ihnen die Pläne der NBA sein, eine Europa-Division ins Leben zu rufen und so zur BBL in direkte Konkurrenz zu treten.

Pommer: Ich höre die Ankündigung von Commissioner David Stern seit vielen Jahren, geschehen ist aber nie etwas Substantielles. Das heißt nicht, dass eine Expansion ausgeschlossen ist, aber ich halte sie für doch eher unwahrscheinlich. Die NBA hat offenbar ausreichend eigene Herausforderungen wie den auslaufenden Tarifvertrag mit den Spielern und die möglichen Verluste in Höhe von einigen hundert Millionen Dollar. Bevor sie sich mit einem weiteren Großprojekt auseinandersetzt, sind sicher gravierende Vorarbeiten zu erledigen. Und für ein Wachstum der NBA bieten sich womöglich Indien oder der gesamte asiatische Markt inklusive China mehr an als Europa.

Teil II: Pommer über den Iverson-Deal und Bauermans problematische Doppelfunktion

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