SPOX: Im Endeffekt hilft einem der enge Terminkalender also.
Pleiß: Genau. Man macht sich vielleicht in den ersten Tagen einige Gedanken. Wenn man dann aber wieder zum Team stößt, muss man den Schalter einfach umlegen. Das gehört zum Profidasein dazu. Manchmal musst du eine Niederlage einfach hinnehmen. Dann darfst du nicht den Kopf hängen lassen, sondern musst nach vorne schauen, um dem Team zu helfen.
SPOX: Trennen Sie denn strikt zwischen Nationalmannschaft und Verein?
Pleiß: Definitiv. Die Systeme, die man im Verein während der Saison gelaufen ist, vergisst man zum Beispiel relativ schnell, wenn man zur Nationalmannschaft stößt. Deshalb schiebe ich alles, was passiert ist, zur Seite, sobald die Saison vorbei ist und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt und das, was gerade ansteht. Das war in diesem Sommer die Nationalmannschaft. Da muss man definitiv differenzieren.
Tibor Pleiß im Steckbrief
SPOX: Zurück zur Euroleague. In Ihrer Gruppe liegen Sie derzeit auf Rang drei, würden damit in die Top16 einziehen. Klappt das am Ende?
Pleiß: Das kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen. Es sind ja noch drei Spiele. Der Sieg gegen Panathinaikos am Freitag war aber extrem wichtig. Zumal Pana momentan nicht schlecht drauf ist und wir gegen Lokomotive Kuban und Roter Stern Belgrad zuvor bereits zwei Spiele verloren haben, die wir hätten gewinnen können oder sogar müssen. Unser Ziel sind aber definitiv die Top16. Jetzt findet sich das Team auch langsam und deshalb hoffe ich, dass es am Ende klappt.
SPOX: Im Endeffekt ist die Gruppe, abgesehen von Lokomotive ja relativ ausgeglichen. Sind Sie ein wenig überrascht, dass ausgerechnet die Russen mit nur einer Niederlage ein wenig vorne weg marschieren?
Pleiß: Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Bis vor zwei Wochen war ja auch Maccabi vorne. Dann haben wir sie schon zum zweiten Mal in dieser Saison geschlagen. Dennoch ist Maccabi extrem stark. Gegen Lokomotive haben wir allerdings nur mit einem Punkt verloren. Schlagbar sind sie also definitiv.
SPOX: Ihre alten Kollegen aus Bamberg haben derzeit relativ große Probleme. Bekommen Sie das noch mit?
Pleiß: Auf jeden Fall. Ich stehe mit den Coaches noch regelmäßig in Kontakt, da bekomme ich schon einiges mit. Ich habe auch das Spiel gegen Strasbourg gesehen. Das war natürlich nicht ganz glücklich. In der zweiten Halbzeit sind sie ziemlich eingebrochen. Mit D'or Fisher bekommen sie jetzt aber einen neuen Center, der ihnen sicherlich helfen kann. Mit Novica Velickovic kommt ein weiterer Spieler zurück. Auch sie sind wahrscheinlich noch ein wenig in der Findungsphase.
SPOX: Am Donnerstag verlor Bamberg zum zweiten Mal gegen Real, das momentan irgendwie alles dominiert. Sie selbst haben in der Liga gegen Madrid gespielt. Was macht das Team aus - abgesehen von den herausragenden Einzelspielern?
Pleiß: Sie haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht großartig verändert, sind sehr ausgeglichen und harmonieren als Team sehr gut. Keiner spielt einfach nur für sich. Jeder versucht, seine Rolle optimal auszufüllen. Zudem ist die Mannschaft sehr vielseitig, besitzt für jede Aufgabe den richtigen Spieler. Real ist schon extrem stark.
SPOX: Auch die Bayern sind sehr gut in die Euroleague gestartet, haben zuletzt allerdings drei Mal in Folge verloren. Wie beurteilen Sie ihre Leistung als Euroleague-Neuling?
Pleiß: Sie machen schon einen sehr guten Job, dominieren ja auch in der BBL. Bayern hat sich extrem gut verstärkt. Viele Topspieler sind dazugekommen. Deshalb haben sie ein sehr hohes Niveau. Es ist aber auch eine Kunst von Svetislav Pesic, all diese Spieler, die natürlich auch individuell glänzen wollen, unter einen Hut zu bekommen, sodass alle für das gleiche Ziel kämpfen und nicht jeder für sein eigenes.
SPOX: Zu Saisonbeginn gab es Gerüchte, Sie könnten selbst in München landen. Woher kam das und wie ist das Ganze tatsächlich abgelaufen?
Pleiß: Eigentlich möchte ich dazu nicht allzu viel sagen. Das liegt schon zu weit zurück. Der Coach wollte mich gerne haben, da er mich bereits von der Nationalmannschaft kannte. Sie sind dann an meinen Agenten und mich herangetreten und haben ihr Interesse geäußert. Ich habe mich dann aber entschieden, in Spanien zu bleiben und meinen Weg weiterzugehen.
SPOX: In Zukunft steht für Sie vielleicht auch noch ein Wechsel in die NBA an. Dennis Schröder hat den Schritt bereits jetzt gewagt. Verfolgen Sie seinen Weg bei den Atlanta Hawks?
Pleiß: Ja. Mich freut es, dass er immer wieder eingesetzt wird. Natürlich hat er es als Neuling nicht leicht. Da muss man sich dann ein wenig hintenanstellen.
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