SPOX: Sie waren in bislang allen 13 Saisonspielen der Phoenix Suns Starter und haben es dabei unter anderem auf durchschnittlich 9,6 Punkte und eine beeindruckende Dreier-Quote von 54,0 Prozent gebracht. Sehen die Basketball-Fans derzeit den bislang besten PJ Tucker?
P.J. Tucker: Ja, ich denke schon, dass man das so sagen kann. Ich bekomme von unserem Trainer Jeff Hornacek viel Spielzeit, was natürlich für das Selbstvertrauen sehr wichtig ist. Momentan fühle ich mich auf dem Court einfach richtig wohl.
SPOX: Vor allem Ihre hochprozentige Trefferquote von jenseits der Drei-Punkte-Linie sticht dabei ins Auge. Was sind die Gründe dafür?
Tucker: Nun, ich habe im Sommer sehr intensiv an meinem Wurf gearbeitet. Ein großer Vorteil ist sicherlich auch, dass wir mit Jeff Hornacek einen neuen Head Coach bekommen haben, der als Spieler selbst ein überragender Shooter war. Er hat mir schon sehr viele wichtige Tipps gegeben - sowohl was die Technik als auch die Wurf-Auswahl betrifft.
SPOX: Wie würden Sie grundsätzlich die Zusammenarbeit mit Hornacek beschreiben, der ja in dieser Saison bei den Suns seine erste Stelle als Cheftrainer in der NBA angetreten hat?
Tucker: Ich bin begeistert von ihm. Für mich ist Jeff sicherlich einer der besten Coaches, unter denen ich bislang gespielt habe. Schon alleine aufgrund seiner großartigen Vergangenheit als Spieler haben alle großen Respekt vor ihm. Aber auch seine Ansprache in der Kabine oder wie er die Dinge im Training erklärt und rüberbringt, ist einzigartig. Daher bin ich wirklich sehr froh, unter ihm zu spielen.
SPOX: Sie absolvieren derzeit Ihre zweite Saison bei den Suns. Hat sich Ihre Rolle innerhalb des Teams im Vergleich zum Vorjahr verändert?
Tucker: Schon ein bisschen, ja. Gerade in der Offensive bekomme ich durch einige Plays oder Post-ups mehr Optionen als noch in der vergangenen Spielzeit und damit auch mehr Verantwortung übertragen. Es ist natürlich ein gutes Gefühl, wenn du von deinen Mitspielern auf dem Court gesucht wirst und sie dir vertrauen.
SPOX: Sie scheinen Ihre momentane Situation in der NBA richtig zu genießen. Dabei sah es noch vor einigen Jahren ganz anders aus. Nach Ihrer Rookie-Saison 2006/2007 bei den Toronto Raptors haben Sie sich entschieden, Ihre Karriere zunächst in Europa fortzusetzen. Wie schwer ist Ihnen damals diese Entscheidung gefallen?
Tucker: Eigentlich war sie relativ einfach. Meine Überlegung war: Was kann ich tun, damit ich mich und mein Spiel verbessere, um möglichst gestärkt in die NBA zurückzukehren. Nachdem mir auch mein damaliger Raptors-Coach Sam Mitchell zu diesem Schritt geraten hat, habe ich mich dafür entschlossen.
SPOX: Im Grunde war es ja sogar so etwas wie eine Rückkehr nach Europa...
Tucker: (lacht) Ja, das stimmt. Unmittelbar nach meiner Geburt bin ich mit meinen Eltern nach Mannheim gezogen, wo mein Vater bei der US-Army stationiert war. Nach drei Jahren sind wir dann aber wieder zurück in die Staaten gegangen. Viele Erinnerungen an diese Zeit habe ich allerdings nicht mehr.
SPOX: Die meisten Spieler, die den Sprung von Europa in die NBA schaffen, berichten von der anfangs riesengroßen Umstellung vom europäischen zum nordamerikanischen Basketball. Sie selbst haben den umgekehrten Weg eingeschlagen. Hatten Sie zu Beginn auch entsprechend zu kämpfen?
Tucker: Oh ja, auf alle Fälle. Vor allem mit den Schiedsrichtern hatte ich in der Anfangsphase doch das eine oder andere Problem (lacht). Aber auch das Zusammenspiel mit den europäischen Teamkollegen hat natürlich nicht auf Anhieb funktioniert. Es hat schon eine gewisse Zeit gedauert, bis ich mich auf die neuen Gegebenheiten eingestellt hatte.
SPOX: Insgesamt haben Sie dann fünf Jahre in Europa, genauer gesagt in Israel, Ukraine, Griechenland, Italien und Deutschland verbracht. Was haben Sie in dieser Zeit am meisten gelernt?
Tucker: (überlegt lange) Ich würde sagen, dass Spiel insgesamt mit seinen vielen Facetten besser zu verstehen und sich immer wieder bestimmten Situationen anzupassen. Ich war ja, wie Sie bereits aufgezählt haben, in mehreren Ländern aktiv, wo im Grunde immer ein etwas anderer Basketball beziehungsweise anderes System gespielt wurde. Im Nachhinein war das für meine weitere Entwicklung sicherlich sehr wichtig.
SPOX: Gab es dennoch in diesem langen Zeitraum mal die eine oder andere Phase, in der Sie Ihr großes Ziel, die Rückkehr in die NBA, zumindest angezweifelt haben?
Tucker: Ich hätte eigentlich in jedem Jahr die Chance gehabt, es wieder in der NBA zu versuchen. Zum einen wollte ich es aber nicht überstürzen und eben in Europa meine Erfahrungen sammeln. Zum anderen hat es auch jeweils aus meiner Sicht nicht richtig gepasst. Mir war immer klar, dass ich als kompletter und besserer Spieler in die NBA zurückkehren und dann meine Chance nutzen wollte. Im vergangenen Jahr war dann der richtige Zeitpunkt gekommen sowie das richtige Team mit den Phoenix Suns da.