SPOX: Ihre letzte Saison in Europa haben Sie 2011/2012 in der deutschen BBL bei den Brose Baskets Bamberg verbracht, mit denen Sie Meisterschaft und Pokal gewonnen haben. Wie wichtig war diese Spielzeit gerade auch im Hinblick auf Ihr NBA-Comeback?
Tucker: Für mich war sie absolut entscheidend. Ob die Coaching-Staff um Head Coach Chris Fleming und seinen Assistenten Arne Woltmann oder auch die gesamte Organisation drum herum - sie alle haben entscheidend dazu beigetragen, dass ich jetzt wieder die Möglichkeit habe, in der NBA zu spielen.
SPOX: Vor einigen Monaten sagte Bambergs Geschäftsführer und Manager Wolfgang Heyder in einem Exklusiv-Interview mit SPOX über Ihre Person wörtlich: "Ich habe noch nie einen Spieler kennengelernt, der sich im Basketball so gut auskennt und fokussiert ist. Er weiß jeden Namen, jede Stärke, jede Schwäche." Können Sie diese Aussage bestätigen?
Tucker: (lacht) Ja, das stimmt schon. Das ist einfach ein Teil meiner Vorbereitung beziehungsweise meines Spiels. Ich möchte immer besser sein als mein Gegner und bereite mich daher so gut es geht darauf vor. Wenn ich seine Stärken und Schwächen genau kenne, dann ist das sicherlich ein großer Vorteil und bringt mich auf dem Court in eine bessere Position.
SPOX: Eine weitere Aussage von Heyder lautet: "Geholfen hatte sicherlich, dass er (PJ Tucker) von Chris Fleming trainiert wurde, der es so gut wie kein anderer versteht, die Spieler zu verbessern."
Tucker: Keine Frage, auch das kann ich zu 100 Prozent bestätigen! Ich habe mit ihm beziehungsweise der gesamten Trainer-Staff Tag für Tag an meinen Skills gearbeitet und mich dadurch stetig verbessert. Chris sieht selbst die kleinsten Fehler und arbeitet nahezu besessen an jedem Detail. Das hat mich ungemein fasziniert und beeindruckt.
SPOX: In Ihrer ersten Saison bei den Phoenix Suns (2012/2013) haben Sie mit einem Teamkollegen zusammengespielt, der einst auch den direkten Sprung von der deutschen Bundesliga in die NBA geschafft hat: Marcin Gortat (mittlerweile in Washington). Haben Sie mit ihm über diese "gemeinsame Vergangenheit" einmal gesprochen?
Tucker: Ja, wir haben uns tatsächlich immer wieder mal darüber unterhalten. Marcin hat mir erzählt, dass es ihm in Köln sehr gut gefallen hat und es auch für ihn ein perfektes Sprungbrett für die NBA war. Von dem her haben wir beide also alles richtig gemacht (lacht).
SPOX: Lassen Sie uns zum Abschluss nochmals auf die Gegenwart kommen! Vor Saisonbeginn haben viele NBA-Experten die Phoenix Suns als "Punktelieferanten" oder auch "Tanking-Team" bezeichnet, um die Chancen auf einen vorderen Pick beim Draft 2014 zu erhöhen. Können Sie diese Einschätzungen nachvollziehen?
Tucker: Na ja, diese Experten müssen ja auch ihr Geld irgendwie verdienen. Und dann werden eben solche Aussagen getroffen. Uns Spieler interessiert das überhaupt nicht - zumal wir darauf ohnehin keinen Einfluss haben. Wir können uns nur auf die Arbeit im Training oder Spiel konzentrieren und versuchen, unseren Job so gut und erfolgreich wie möglich zu erledigen. Alles andere liegt nicht in unseren Händen.
SPOX: Angenommen, die Phoenix Suns würden - wider Erwarten - den Sprung in die Playoffs schaffen: Wäre das aus Ihrer Sicht eine Sensation oder Normalität?
Tucker: Ich würde mal sagen: Eine Mischung aus beidem! Wir haben ein junges Team und wollen uns weiterhin Spiel für Spiel verbessern. Was dann am Ende dabei heraus kommt, wird man sehen.