"Kevin Durant ist mein Vorbild"

Marc-Oliver Robbers
12. November 201414:26
Isaiah Hartenstein (r.) war für Deutschland bei der U-16-EM dabeiimago
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Isaiah Hartenstein ist eines der größten Talente in Deutschland. Der 16-jährige Forward der Artland Dragons spricht im Interview über Tribünengast Michael Jordan, ein Treffen mit Carmelo Anthony und den Traum von der NBA.

SPOX: Isaiah, Du hast einen ziemlich aufregenden Sommer hinter Dir. Erst das Jordan Brand Classic in Barcelona und später in New York, dann das Eurocamp in Treviso und abschließend die U-16-EM. Merkst Du so langsam, dass es ernst wird und die Profi-Karriere greifbar ist?

Isaiah Hartenstein: Ja, das merkt man schon ein wenig. Vor allem dann, wenn man gegen bessere Spieler spielt und nicht nur auf Gegner aus der näheren Umgebung trifft. Dort sind die besten Spieler Europas und man trifft auch auf ältere Gegenspieler, die schon mehr Erfahrung haben. Das ist schon anders.

SPOX: Was war Dein persönliches Highlight?

Hartenstein: Brooklyn! Das hat mir riesigen Spaß gemacht. Es war toll, sich mit den ganzen Spielern aus Europa, Afrika und Kanada auszutauschen. Einfach zu erfahren, wie die sich vorbereiten und trainieren und welche Vor- und Nachteile das hat. Da habe ich viel gelernt.

SPOX: Ist es nicht komisch, dort hinzukommen und niemanden zu kennen?

Hartenstein: Ach, ich kannte die meisten Jungs aus Europa. Die aus Afrika und Kanada jetzt nicht, aber eigentlich ist es auch egal. Wir waren alle wegen Basketball da und das verbindet uns. So gab es immer ein Gesprächsthema.

SPOX: Du hast in Brooklyn vor den Augen von Michael Jordan gespielt. Warst Du ein wenig nervöser als sonst?

Hartenstein: Ein bisschen schon. Wenn man auf die Tribüne schaut und dort das Kindheitsidol sitzt, dem man immer nachgeeifert hat und dessen Schuhe man sich gekauft hat, dann ist das schon etwas Besonderes. Immerhin saß er da und hat sich mein Spiel angeschaut.

SPOX: In New York hast Du auch Knicks-Star Carmelo Anthony getroffen. Was hat er Dir mit auf den Weg genommen?

Hartenstein: Er hat mir gesagt, dass ich versuchen soll, so hart wie möglich zu arbeiten und mich auch nicht von anderen Leuten beeinflussen lassen soll, egal, was sie auch sagen. Ich soll meinen Weg einfach weiterverfolgen.

SPOX: Du hast sicher auch gesehen, welche Spieler in der Vergangenheit bei der Veranstaltung dabei waren. Anthony, LeBron James, Kevin Durant zum Beispiel. War das eine zusätzliche Motivation?

Hartenstein: Vorher habe ich mich gar nicht so damit beschäftigt, aber als ich dann da war, war das natürlich schon ein Thema. No.1-Pick Andrew Wiggins war ja 2013 auch dabei. Man hat schon gemerkt, was man geschafft hat und wo man auch noch hinkommen kann.

SPOX: Trotz Deiner Größe bist Du ein sehr beweglicher Spieler. Hast Du das spezifisch trainiert?

Hartenstein: Eigentlich nicht. Wir trainieren zwar auch Athletik, aber ich mache das nicht spezifisch. Ich denke, dass ich auch eine Menge von meinem Vater (Vater Florian spielte von 2001 bis 2012 als Center in der BBL, Anm. d. Red.) geerbt habe. Er war sehr athletisch und beweglich als Spieler.

SPOX: Wo siehst Du noch Verbesserungsbedarf?

Hartenstein: Auf jeden Fall in der Defense. Im Post kann ich sicher auch noch besser werden.

SPOX: Dein Vater kam als Center eher über die Physis. Inwieweit kann er Dir weiterhelfen?

Hartenstein: Mein Vater ist mir natürlich eine Hilfe, aber das geht auch über das tägliche Training hinaus. Er unterstützt mich auch in anderen Bereichen, damit ich mich zurechtfinde. Außerdem war er auch nicht immer so breit, wie er jetzt ist. (lacht) Er war früher eher so schlaksig wie ich. Das zeigt, dass ich dort auch noch hinkommen kann. Ich habe aber eine Spannweite von 2,20 Meter. Da ist es nicht so leicht, Masse aufzubauen. Er gibt mir ein paar Tipps. SPOX

SPOX: Du spielst als Forward. Gerade in der NBA gibt es auf dieser Position eine Fülle an guten Spielern. Hast Du ein Vorbild?

Hartenstein: Kevin Durant. Er ist auch sehr groß und beweglich und ist innen und außen gefährlich. Ich versuche deshalb, mir Dinge abzuschauen und mein Spiel so zu gestalten wie er.

SPOX: Wie schwer ist eigentlich nach den ganzen Highlights, die Du hattest, wieder nach Deutschland zu kommen und vor vielleicht 100 Zuschauern in der JBBL zu spielen?

Hartenstein: Das ist eigentlich nicht schwer. Wir haben auch meistens mehr Zuschauer. (lacht) Das Publikum unterstützt uns großartig, deswegen spiele ich auch einfach gerne in Quakenbrück. Es macht immer Spaß.

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SPOX: Du bist in dieser Saison erstmals im Profikader der Artland Dragons. Wie hast Du die Vorbereitung erlebt?

Hartenstein: Es ist auf jeden Fall physischer. In der NBBL weiß ich, wie ich spielen muss. Jetzt im ersten Jahr im Profibereich muss ich mich erst mal zurechtfinden. Ich versuche einfach, so viel wie möglich zu lernen. Ich weiß, dass ich wahrscheinlich nicht so viel spielen werde, versuche aber von den erfahrenen Teamkollegen viel anzunehmen. Gerade von Guido Grünheid und Lawrence Hill, die auf meiner Position spielen, kann ich viel lernen.

SPOX: In der NBA gibt es das berühmte Rookie Hazing. Wurde mit Dir in Quakenbrück auch schon etwas angestellt?

Hartenstein: (lacht) Bislang noch nicht. Natürlich muss ich mal die Taschen tragen oder die Kabine aufräumen. Aber zum Glück sind mir so Sachen wie in der NBA bislang erspart geblieben.

SPOX: Hast Du im Kader eine Bezugsperson?

Hartenstein: Ja, Guido hilft mir sehr. Ich war in der Preseason aufgrund der EM nicht so viel da. Wenn ich mal Fragen zu den einzelnen Spielzügen habe, kann ich immer zu ihm kommen. Er hilft mir viel in Sachen Defense. Anthony King versucht auch immer, mich zu unterstützen.

SPOX: In der Nowitzki-Doku "Der perfekte Wurf" gibt es eine Szene, in der sein Cousin berichtet, dass Nowitzki bereits früher immer den Verlockungen wie Partys und Alkohol besser widerstehen konnte als andere und das ein Grund für seinen Erfolg ist. Siehst Du das ähnlich?

Hartenstein: Ja, total. Trinken, Rauchen, Feiern, das mache ich eigentlich gar nicht. Ich weiß, dass es mich daran hindern würde, was ich machen will. Basketball ist meine Zukunft. Deswegen trainiere ich lieber, als mit meinen Freunden feiern zu gehen. Natürlich frage ich mich manchmal: Willst du jetzt feiern gehen oder nicht? Aber in diesen Momenten halte ich mir vor Augen, warum ich das Ganze mache, dann stellt sich mir die Frage gar nicht mehr.

SPOX: Du spielst in dieser Saison unentgeltlich, um Dir die Chance aufs College zu wahren. Wie konkret sind die Pläne?

Hartenstein: Das weiß ich noch nicht. Ich werde im Sommer einfach schauen, welche Colleges Interesse haben, und mir dann sicher auch das eine oder andere College anschauen. Ich will mir einfach alle Möglichkeiten offen lassen.

SPOX: Gab es schon Kontakt?

Hartenstein: Ja, es gab auch schon Angebote. Vor allem nach dem Jordan Brand Classic gab es viele Anfragen. Das lief dann aber eher über meinen Vater, weil ich damals auch noch keine 16 war. Vorher dürfen sie gar keinen Kontakt zu mir aufnehmen, deswegen wurde ich nicht direkt angesprochen.

SPOX: Aber es war noch niemand in Quakenbrück?

Hartenstein: Nein, bislang nicht, aber einige Colleges haben schon gesagt, dass sie während der Saison vorbeikommen wollen, um sich Spiele von mir anzuschauen.

SPOX: Ist das eine Ehre oder empfindest Du das auch ein wenig als störend?

Hartenstein: Nein, störend ist das nicht. Natürlich gibt es ein paar Colleges, die nicht für mich in Frage kommen, die sich aber dennoch immer wieder melden. Daran habe ich mich aber gewöhnt, ich sehe es schon eher als eine Ehre. Immerhin kommen die nur wegen mir nach Deutschland.

SPOX: Magst Du die Colleges verraten?

Hartenstein: (lacht) Lieber nicht.

SPOX: Ist die NBA das Ziel, das danach kommt?

Hartenstein: Die NBA oder die Euroleague. Die NBA ist nun mal die beste Liga der Welt, die Euroleague hat auch ein sehr hohes Niveau. Dort spielen die besten Spieler Europas und auch viele gute Amerikaner, die bereits in der NBA aktiv waren. Aber mein Ziel ist schon die NBA.

SPOX: Kommen wir abschließend noch einmal zurück ins Artland. Was ist in dieser Saison für die Dragons drin? Oldenburgs Big Man Philipp Neumann sagte vor der Saison im SPOX-Interview, dass er das Team noch nie so stark gesehen hat.

Hartenstein: Wir haben auf jeden Fall unsere Bank extrem verbessert. Wir sind tiefer als im Vorjahr und haben zudem viele Spieler aus der letzten Saison gehalten. Ich traue uns schon das Halbfinale zu, vielleicht sogar das Finale.

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