Rachegelüste in der Haupstadt

Von Thorben Rybarczik
Bei der Final-Revanche zwischen Berlin und Bayern wird ein harter Kampf erwartet
© imago
Cookie-Einstellungen

Alba Berlin (2) - FC Bayern Basketball (3)

Saison-Bilanz: 1:1

Ausgangslage: Alba gegen Bayern, das ist das Spitzenduell der diesjährigen Playoffs. Die Berliner Eurofighter, die um ein Haar den Einzug ins Viertelfinale der Turkish Airlines Euroleague geschafft hätten, gegen den amtierenden deutschen Meister. Die Final-Revanche aus dem Vorjahr, der zweite gegen den dritten. Beide Teams lösten ihre Viertelfinalaufgabe souverän, wenngleich ohne Spektakel.

Alba gelang ein Sweep über Oldenburg und konnte sich dabei vor allem auf die Offensive verlassen. Obwohl die Hauptstädter die meisten Punkte aller Playoff-Teams erzielten (90), kommt kein Spieler auf mehr als 15 Punkte im Schnitt - Team-Basketball lautet weiterhin die Devise. Gegen die Bayern wird es wie in der regulären Saison aber um einiges härter und körperbetonter zugehen als zuletzt gegen Oldenburg: "Die Spiele gegen Bayern in dieser Saison waren alle sehr physisch. Wir müssen die Zone kontrollieren und als Team beim Rebound dagegenhalten", weiß Captain Alex King.

Head Coach Sasa Obradovic sieht das ähnlich: "Ich kenne die Informationen, die Pesic an die Spieler weiter gibt. Ich weiß, was man auf dem Feld von Bayern zu erwarten hat. Die werden alles auf dem Tisch bringen. Es werden Ellenbogen und Knie fliegen. Es ist wichtig, dass wir auf keine Provokation der Bayern eingehen."

Bayern hingegen gab ein Spiel an Frankfurt ab, der Halbfinal-Einzug war letztlich aber trotzdem ungefährdet. Mit dem Ex-Berliner Nihad Djedovic haben sie ihren Playoff-Anführer gefunden, zudem zeigten sich die Münchner von der Dreierlinie (40,4 Prozent) so treffsicher wie kein anderes Team in der Postseason. So viele offene Würfe wie gegen Frankfurt wird es im Halbfinale aber nicht mehr geben. Heiko Schaffartzik sieht den Schlüssel zum Erfolg unter den Brettern: "Gegen Berlin wird es erneut auf unsere Reboundarbeit und die Defense ankommen", so der Guard.

Key-Stats: Beide Seiten haben es angekündigt: Die Reboundarbeit wird entscheidend sein. Kein Team erarbeitete sich mehr zweite Chancen durch Offensiv-Rebounds als die Bayern (12 pro Spiel), insgesamt holen die Münchner deutlich mehr Rebounds pro Partie (38,8) als die Berliner (31,7). Vor allem John Bryant und Vladimir Stimac sind unterm Korb kaum zu kontrollieren.

Die Bayern spielen zudem einen sehr schnellen Ball, hatten in der regulären Saison mit 74,2 Ballbesitzen pro Spiel den zweithöchsten Wert der Liga. Berlin muss die Münchner also ins Halbfeld zwingen und das Spiel der Bayern bremsen, gerade einmal 9,7 Ballverluste pro Spiel (bester Playoff-Wert) sind dafür schon mal eine gute Basis.

In der Verteidigung schenken sich beide Teams nichts, das Defensiv-Rating der Berliner von 102,9 (kassierte Punkte bei 100 gegnerischen Ballbesitzen) war in der Saison der zweitbeste Wert, die Bayern kamen mit 103,9 nur knapp dahinter. Was zudem für die Berliner spricht, ist das angesprochene Teamplay: Kein Team verteilte im Viertelfinale mehr Assists (22,7 pro Spiel), während sich die Münchner (15,0) häufig auf Einzelaktionen verließen. Gegen Albas Verteidigung könnte das zum Problem werden.

Key-Player: Alex Renfroe verleiht seinem Team eine gesunde Portion Unberechenbarkeit und ist vor allem im Eins-gegen-Eins kaum zu stoppen. Auch wenn der Linkshänder im Viertelfinale "nur" auf 12,7 Punkte kam, war er der Motor der Alba-Offensive: Mit 9,3 Assists pro Spiel ist er der beste Vorlagengeber der Playoffs und reißt die gegnerische Verteidigung immer wieder auseinander.

Vor allem die Scharfschützen Berlins (Niels Giffey, Cliff Hammonds, Reggie Redding) sind auf seine Cuts angewiesen, müssen allerdings weiter hochprozentig treffen. Denn: Kann sich Münchens Verteidigung zu sehr auf Renfroe konzentrieren, wird Albas Offense aus dem Konzept gebracht.

Auf der anderen Seit stellt sich die Frage: Wie reagiert Berlin auf Djedovic? Er war der überragende Akteur im Viertelfinale (16,8 Punkte), der vor allem von Downtown die Lichter ausschoss (62,5 Prozent). Mit dieser Treffsicherheit sorgt er auch für das so wichtige Spacing für Bayerns Big Men. Aber: Mit Akeem Vargas und Hammonds reiben sich bei den Berlinern schon zwei Defensivspezialisten die Hände, die die Herausforderung Djedovic nur zu gern annehmen werden...

SPOX-Prognose: Bayerns Serie gegen Frankfurt hat gezeigt: Das Team von Svetislav Pesic ist eine Wundertüte, die ihren Gegner in Grund und Boden rennen kann, ein paar Tage später aber selbst einfachste Dinge nicht mehr umsetzt. Gegen die zuletzt deutlich konstanteren Albatrosse könnte das zum Verhängnis werden. Gepaart mit dem Heimvorteil und der kleinen Portion Extra-Motivation durch das verlorene Finale im letzten Jahr wird das den Unterschied machen. Tipp: Berlin in 5.

Seite 1: Bamberg - Ulm

Seite 2: Berlin - Bayern

Die BBL-Halbfinals im Überblick

Artikel und Videos zum Thema