Nach dem Debakel bei seinem Ex-Klub Alba Berlin sah sich Svetislav Pesic zu einem Weckruf an seine seltsam lethargische Mannschaft gezwungen. "Meine Spieler scheinen das Basketball-ABC verlernt zu haben. Sie haben vor allem katastrophal gereboundet", polterte der Trainer des deutschenMeisters Bayern München nach der 55:81 (26:39)-Vorführung im Auftaktspiel des Playoff-Halbfinals.
Der komplett chancenlose Titelverteidiger ließ sich am Pfingstsonntag vor 10.345 Zuschauern von den aggressiven Albatrossen von Beginn an den Schneid abkaufen. Bayern steht damit im zweiten Duell der Serie "best of five" am Donnerstag zu Hause schon mit dem Rücken zur Wand. "Wir werden uns nun gut vorbereiten, um vor den eigenen Fans eine Reaktion zu zeigen", sagte Ex-Bundestrainer Pesic und betonte: "Wir wissen, warum wir verloren haben."
Es fehlte den Münchnern an Einsatzfreude - und zwar in allen Bereichen. In jeder wichtigen Statistik wie der Dreier-Quote (18 Prozent zu 36 Prozent), den Rebounds (28 zu 36) und den Ballverlusten (16 zu 10) hatte der Meister in der Neuauflage des Vorjahresfinals das Nachsehen. "Alba hat uns nicht überrascht, sie haben so gespielt, wie wir es erwartet haben. Wir haben nur nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", sagte Bayern-Coach Pesic: "Am Ende hat der letzte Einsatz gefehlt."
Bayern können "schnell zurückkommen"
Ganz anders die Albatrosse, die mit dieser Einstellung ein ganz heißer Titelanwärter sind. Trainer Sasa Obradovic, einst Pesic-Schüler, lebt mit seinem emotionalen Coaching an der Seitenlinie genau diese Leidenschaft vor. Nach dem Spiel gab sich der 46-Jährige aber betont bescheiden. "Ich erwarte ein sehr schweres Spiel am Donnerstag in München", sagte Obradovic: "Die Bayern haben in dieser Saison schon gezeigt, dass sie sehr schnell von solchen Niederlagen zurückkommen können."
Das kraftraubende Spiel der Berliner ist deshalb so erstaunlich, da sie bereits 67 Pflichtspiele in den Beinen haben. Doch Obradovic scheint die Mannschaft immer wieder aufs Neue motivieren zu können. Gegen die Bayern, die in der Finalserie der Vorsaison in der Hauptstadt den ersten Meistertitel seit 59 Jahren gefeiert hatten, überzeugte das gesamte Kollektiv. Kein Spieler ragte heraus, auch wenn Reggie Redding und Jamel McLean mit je 14 Punkten die erfolgreichsten Werfer waren.
Im zweiten Halbfinale hatte sich Hauptrundensieger Brose Baskets Bamberg bereits am Samstag mit einem 99:63 (43:29) gegen ratiopharm Ulm ebenfalls klar durchgesetzt. Vor dem zweiten Duell am Mittwoch (20.30/Sport1) in Ulm warnte Bambergs Trainer Andrea Trinchieri jedoch vor Selbstzufriedenheit: "Egal, was auf der Anzeigentafel steht, es steht nur eins zu null für uns. Wir müssen unsere beste Leistung bringen und als Einheit auftreten."
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