Serbiens Tiefe zahlt sich aus

Tomas Satoransky hielt die Tschechen zeitweise im Alleingang im Spiel
© getty

Der Favorit ist durch - muss dafür aber mächtig schwitzen. Serbien steht nach dem 89:75-Sieg über Tschechien im Halbfinale, hat mit Tomas Satoransky allerdings lange Zeit große Probleme.

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Vor der Partie galt es bereits als so gut wie sicher, dass Serbien ins Halbfinale einziehen würde - aber diese Rechnung wurde ohne Tomas Satoransky und Jan Vesely gemacht. Vor allem Satoransky zeigte trotz Problemen in der ersten Hälfte insgesamt eine großartige Partie und beendete das Spiel mit 20 Punkten, 4 Rebounds und 4 Assists. Vesely steuerte 23 und 10 dazu.

Das Problem der Tschechen war allerdings, dass ihr Kader nicht ansatzweise die Tiefe des serbischen Teams aufwies. Die beiden besten Scorer Serbiens waren in Zoran Erceg (20) und Miroslav Raduljica (16) jeweils Bankspieler, insgesamt sorgte die Bank für 50 Zähler - im Vergleich zu bloß 14 Punkten von der tschechischen Bank.

Dazu kamen wie üblich starke Leistungen der serbischen Superstars Milos Teodosic (12 Punkte, 14 Assists) und Nemanja Bjelica (14 Punkte, 10 Rebounds). Für den Favoriten geht es also weiter - am Freitag trifft auf Litauen.

Die Reaktionen:

Sasha Djordjevic (Coach Serbien): "Teodosic ist ein unglaublicher Spieler, er tut Dinge im Training, die ich in meinem Leben noch nicht gesehen habe. Er ist ein atemberaubender Passer. Er hat die letzte Dekade geprägt. Es ist unglaublich, wie gut er das Spiel sieht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Bei Serbien nichts Neues: Es starten Markovic, Teodosic, Kalinic, Bjelica und Kuzmic. Auch Tschechien beginnt wie gewohnt: Satoransky und Pumprla im Backcourt, dazu Schilb, Benda und natürlich Vesely auf den großen Positionen.

3.: Komischer Beginn hier. Tschechien hat den Ball schon dreimal verloren, die Serben zweimal - dann leistet sich Kalinic ein Technical. Schild nimmt den Bonus-Freiwurf gerne, danach folgt allerdings ein Airball. 3:2 für Tschechien.

7.: Die Serben haben offensiv noch überhaupt keinen Rhythmus gefunden, allerdings machen die Tschechen das auch stark. Teodosic forciert das Ganze nun mal am Korb und verkürzt auf 9:14 aus Sicht des Favoriten.

10.: Das Spiel nimmt Fahrt auf. Serbien wird dank Teodosic und dem Bench-Mob langsam wach, aber die Tschechen halten weiter dagegen. Vor allem Schilb, der nach einem Dreier bereits bei 11 Punkten steht. 21:21!

15.: Es bleibt eng. Serbien zieht dank Raduljica leicht davon, Houska jedoch antwortet per Dreier und dann trifft sogar Vesely mal einen Freiwurf. 32:29 für Serbien.

20.: Serbien ist kurz auf 6 Punkte weg, aber Vesely und Welsch verkürzen sofort wieder. Teodosic trifft nur einen Freiwurf, Bogdanovic blockt Jelineks Dreier kurz vor der Sirene. 45:42 für Serbien zur Pause.

23.: Serbien beginnt die zweite Halbzeit mit neuer Starting Five und die Offense läuft jetzt wie geschmiert. Nacheinander findet Teodosic Bjelica, Nedovic und Raduljica am Korb - money! Satoransky antwortet per And-1, Raduljica tut es ihm allerdings gleich. 54:47 für Serbien.

26.: Der Favorit übernimmt jetzt so langsam die Kontrolle - bei den Tschechen leistet derzeit nur Satoransky Gegenwehr. Bogdanovic sorgt mit Freiwürfen für die höchste Führung Serbiens: 63:53.

30.: Dieser Satoransky ist Wahnsinn! Seine letzten sechs Würfe hat er alle getroffen, den letzten behalten wir in Erinnerung: Am Perimeter lässt er Markovic stehen, zieht zum Korb - und nimmt Simonovic per Tomahawk aufs Poster! Vesely legt nach, und da waren es nur noch 4: 67:63 für Serbien.

36.: Vesely macht es wieder spannend. Kurz führte Serbien mit 10, doch dann drückt der Big Man erst einen Alley-Oop rein und hängt dann noch Bjelica dessen viertes Foul an. Nur an den Freiwürfen hapert es wieder... 80:72 für die Serben.

39.: Und so schnell kann es gehen - Bogdanovic und Erceg legen einen 7:0-Run hin und schon ist das Spiel außer Reichweite. Schade für die Tschechen, die sich hier sehr gut verkauft haben. Serbien steht im Halbfinale!

Serbien vs. Tschechien: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Zoran Erceg. Das nennt man Instant Offense. Erceg kam von der Bank, traf 4 seiner 5 Dreier, alle 5 Freiwürfe und alle 3 Würfe aus dem Zweipunkteland. Defensiv zeigte er in den Minuten gegen Vesely zumindest einen soliden Job. Gemeinsam mit Raduljica führte er einen richtig starken Bench-Mob an, der in dieser Partie den Unterschied machte.

Der Flop des Spiels: Blake Schilb. Neben Vesely und Satoransky war der Forward bisher die große Konstante der Tschechen. Auch in dieser Partie ging es für ihn richtig gut los, im ersten Viertel legte er direkt mal 11 Punkte auf. Danach jedoch tauchte er vollkommen unter, vor allem Simonovic meldete ihn fast vollständig ab.

Das fiel auf:

  • Die beste Offense des Turniers kam in den Anfangsminuten so gar nicht ins Rollen. Aus der Distanz funktionierte nichts, außerdem bewegten sich die Spieler viel zu wenig - so wurde es den aggressiv verteidigenden Tschechen leicht gemacht. Erst nachdem Djordjevic außer Teodosic alle Starter rausnahm, kam mehr Energie und auch mehr Punch ins Spiel der Serben.
  • Nach seiner Gala im Spiel gegen Finnland hatten einige Raduljica in der Starting Five erwartet, stattdessen erhielt aber wieder Kuzmic den Vorzug. Das hatte einen ganz simplen Grund: Kuzmic mag offensiv weniger Gefahr ausstrahlen, er ist allerdings ein deutlich besserer Verteidiger. In den ersten Minuten war Vesely bei ihm abgemeldet. Als dann Raduljica für ihn reinkam, wurde der tschechische Center sofort involviert und legte 6 schnelle Punkte auf. Insbesondere gegen das Pick'n'Roll fehlte es Raduljica da an Beweglichkeit.
  • Offensiv war der Big Man hingegen wieder einmal sehr wertvoll. Gemeinsam mit dem starken Erceg und Teodosic sorgte er vor allem in Halbzeit eins für die serbischen Punkte. Seine Fußarbeit gepaart mit dem massigen Körper waren am Brett auch von Vesely nicht zu kontrollieren.
  • Um Teodosic nicht zu viel Energie in der Defense verschwenden zu lassen, übernahm vor allem Markovic Satoransky. Und das mit Erfolg: Der beste Vorbereiter des Turniers hatte bis zur Halbzeit bloß 1 Assist auf dem Konto und das Spiel nicht so unter Kontrolle wie in den vorigen Runden - dazu kam auch noch Foul-Trouble. In der zweiten Halbzeit legte der Barca-Guard die Fesseln dann allerdings ab und hielt die Tschechen fast im Alleingang im Spiel.
  • In der ersten Halbzeit hatte die serbische Starting Five nur bedingt überzeugt, also nahm Djordjevic ein paar Änderungen vor und ließ neben Teodosic und Bjelica im dritten Viertel Nedovic, Simonovic und Raduljica starten. Eine gute Entscheidung, da Simonovic den zuvor sehr starken Schilb fast komplett abmeldete - und offensiv lief es mit der neuen Truppe ohnehin wesentlich besser. Nur Satoransky hielt die Serben in dieser Phase mit 9 Punkten im Spiel.

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