SPOX: Haben Sie schon Ihre Startformation für die EM-Qualifikation gefunden oder experimentieren Sie noch?
Fleming: Bisher habe ich mich noch nicht festgelegt und probiere mehrere Formationen aus. Man kann davon ausgehen, dass Maodo Lo, Paul Zipser und Tibor Pleiß dabei sind. Aber wenn es besser für die Mannschaft oder das Matchup ist, kann sich das auch mal ändern. Wir können im Frontcourt mit Danilo Barthel und Daniel Theis klein spielen - oder auch mit Zipser und Robin Benzing groß auf den Flügeln. Ich habe kein Problem damit, die Starting Five zu wechseln. Und die Spieler auch nicht.
SPOX: Welcher Spieler hat Sie in der Vorbereitung am meisten beeindruckt?
Fleming: Johannes Thiemann. Wir mussten ihn leider letzte Woche cutten, aber er hat super trainiert und super gespielt. Ich kenne ihn schon sehr lange, noch aus meinen Zeiten als Coach in Bamberg. Es hat mich sehr gefreut, dass er sich an das DBB-Niveau angepasst hat und ich erwartete, dass er eine starke Saison in der BBL hinlegt. Auch in der Nationalmannschaft hat er definitiv das Potenzial, in das Team hineinzuwachsen.
SPOX: In der EM-Qualifikation trifft Deutschland ab dem 31. August auf Österreich, die Niederlande und Dänemark. Was erwartet die deutsche Mannschaft?
Fleming: Gegen Österreich und die Niederlande haben wir schon in der EM-Vorbereitung im letzten Jahr gespielt. Beide haben keinen großen Namen in Europa, aber ein unterschätztes Spielniveau. Holland hat sich gegen viele gute Teams wie Griechenland sehr teuer verkauft, sie sind gerade auf den Außenpositionen sehr athletisch. Österreich hat keine besondere Tiefe im Kader, aber die Spieler sind schon seit vielen Jahren zusammen. Hut ab, sie spielen guten Basketball und haben mit Kestutis Kemzura einen erfahrenen und sehr guten Coach. Dänemark kann ich am wenigsten einschätzen, das ist so ein bisschen die Wundertüte. Aber auch diese Aufgaben werden nicht so leicht, wie es viele Außenstehende einschätzen. Wir müssen kratzen und beißen.
SPOX: Österreich hat mit Rookie Jakob Pöltl von den Toronto Raptors jemanden, der das Team in Zukunft tragen könnte - auch wenn er in der EM-Qualifikation nicht dabei ist. Wie schätzen Sie sein Potenzial ein?
Fleming: Ich habe ihn am College, in der Nationalmannschaft und auch in der Summer League gesehen und er hat mich beeindruckt. Er ist ein guter Spieler, der Österreich in den nächsten Jahren definitiv weiterhelfen kann. Mit Rashid Mahalbasic hat das Team aber auch in der Quali ohne Pöltl eine gefährliche Waffe unter dem Korb. Er ist wohl der Center, der von allen Teams am meisten Schaden unter dem Korb anrichten kann.
SPOX: Auch Deutschland hat einen neuen NBA-Spieler: Paul Zipser, der von den Chicago Bulls gedraftet wurde. Wie sehen Sie seine Chancen in den USA?
Fleming: Paul hat sich in den letzten zwölf Monaten ungemein verbessert, vor allem offensiv. Ich habe überhaupt keine Zweifel, dass er sich in Chicago durchsetzen wird. Er ist ein Spieler, den sie dort gut gebrauchen können.
Bulls-Insider Johnson: "Zipsers Skill-Set fehlt den Bulls"
SPOX: Tibor Pleiß hingegen hat ein schwieriges Jahr bei den Utah Jazz hinter sich, wo er auch viel in der D-League eingesetzt wurde. Jetzt wurde er auch noch getradet. War es schwer, ihm bei der Nationalmannschaft wieder Selbstbewusstsein zu vermitteln?
Fleming: Ich hatte nicht den Eindruck, als wäre er mit weniger Selbstbewusstsein angereist. Im Gegenteil. Er hat einen guten Fokus und das ist nicht selbstverständlich.
Fünf Fragen zu Pleiß: Over and Out?
SPOX: Am Mittwoch steigt das erste Spiel der EM-Qualifikation (Deutschland vs. Finnland, 20.45 im Liveticker). Darf man nach den Siegen gegen Portugal, England und Finnland vorsichtig optimistisch sein?
Fleming: Ich denke, die Siege sind nicht sehr aussagekräftig. Aber natürlich sind wir optimistisch. Unser Niveau ist stetig gestiegen. Und wenn es drauf ankommt, sind wir bereit.
Das DBB-Team im Überblick