Gegen 4.30 Uhr setzte Brittney Griner ihren Fuß auf US-amerikanischen Boden. Nach dem spektakulären Ende ihres monatelangen Martyriums in russischer Gefangenschaft erreichte die Basketballerin am frühen Freitagmorgen Ortszeit San Antonio, wo für die 32-Jährige im Brooke Army Medical Center Berichten zufolge ein medizinischer Check anstehen sollte.
In der Dunkelheit verließ Griner mit einem Lächeln im Gesicht ihren Flieger in die Freiheit, der auf dem Kelly Field der texanischen Stadt gelandet war. Szenen, auf die nicht allein Präsident Joe Biden und Griners Ehefrau Cherelle nebst ihrer Familie hingefiebert hatten. Nach dem aufsehenerregenden Gefangenenaustausch atmete auch die Sportprominenz des Landes um Tennis-Ikone Billie Jean King tief auf, Basketball-Topstar Stephen Curry fand emotionale Worte.
"BG, wir lieben dich. Wir danken Dir für Dein Opfer und Deine Beharrlichkeit, diesen Prozess zu überstehen. Wir hoffen, dass Du die Rückkehr zu Deiner Familie genießen kannst", sagte der zweimalige wertvollste Spieler der NBA (MVP) am Rande einer Award-Veranstaltung von Sports Illustrated: "Wir sind immer bei Dir, BG."
Vorausgegangen waren bemerkenswerte Szenen am Ende eines dramatischen Politikums, das am 17. Februar begonnen hatte. Die Profispielerin von Phoenix Mercury, die in der Pause der WNBA seit Jahren in Russland spielte und an jenem Tag am Moskauer Flughafen Scheremetjewo wegen des Mitführens von Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl festgenommen worden war, wurde nun Teil eines vielbeachteten Gefangenenaustauschs in den Vereinten Arabischen Emiraten.
Die USA ließen im Gegenzug den früheren russische Waffenhändler Wiktor But frei. Der "Händler des Todes", ein Schwerverbrecher, saß seit 2010 in einem US-Gefängnis.
Barkley: "Wir lassen einen Drecksack auf die Straße"
Nun kreuzten sich auf dem Rollfeld des Flughafens von Abu Dhabi seine Wege mit Griner, wie Bilder der russischer Staatsmedien zeigten. Die US-Amerikanerin ging mit kurzgeschorenen Haaren anstelle ihrer charakteristischen Dreadlocks neben drei Männern auf But und einen Begleiter zu und dann weiter zur Maschine, in der sie angab, "glücklich zu sein". Auch der Russe wirkte gelöst.
Es ist ein hoher Preis, den die Biden-Administration für die Freilassung der zu neun Jahren Haft verurteilten zweimaligen Olympiasiegerin Griner zahlte, die zuletzt nach Mordowien in die IK-2-Strafkolonie verlegt worden war. "Es ist ein wunderschöner Tag für die WNBA- und NBA und natürlich für ihre Familie", sagte der frühere Basketball-Profi Charles Barkley bei CNN: "Aber es ist auf der anderen Seite auch ein bittersüßer Tag. Wir lassen einen Drecksack zurück auf die Straße."
Zudem wurde auch das Schicksal des früheren US-Marines Paul Whelan, der weiter in russischer Gefangenschaft sitzt, immer wieder thematisiert. Biden, der Griners Ehefrau Cherelle zu sich ins Oval Office geholt hatte und die spektakuläre Rückhol-Aktion gemeinsam mit ihr feierte, versprach, auch um seine Heimkehr weiter zu kämpfen.