Maodo Lo geht auf dem Zahnfleisch. Schon etwas länger. Da war es fast sinnbildlich, dass ausgerechnet der deutsche Nationalspieler den letzten Wurf von Alba Berlin im 75. Match dieser Basketballsaison vergab, der Serienmeister ist raus, so früh wie seit sechs Jahren nicht mehr.
"Wir hatten viele kleine Probleme", sagte Trainer Israel Gonzalez bei MagentaSport nach dem 81:83 (51:50) bei ratiopharm Ulm, das zum 1:3 und dem damit verbundenen Aus im Viertelfinale der Bundesliga führte.
Der Kräfteverschleiß war nach Ansicht des Spaniers für das schnelle Scheitern ausschlaggebend, Ulm hatte immerhin "erst" das 59. Spiel der Saison. "Wir sind körperlich nicht gut in diese Playoffs gegangen. Wir haben uns nie komplett erholen können."
Lo wird kaum widersprechen. Zuletzt erst hatte der Spielmacher in seiner Kolumne bei Sport Bild Einsichten geteilt. "Ich wache morgens mit Schmerzen auf. Mir tut der Rücken weh, wenn ich sitze", schrieb Lo, "ja, ich weiß - das ist der Preis, den Profisportler zahlen müssen. Trotzdem: So wie ich mich fühle, sollte man sich mit 30 Jahren nicht fühlen..."
Alba Berlin bereits in Spiel 1 völlig neben sich
EuroLeague, Bundesliga, Pokal. Alba tanzt seit Jahren auf drei Hochzeiten. Dennoch ging der Meistertitel seit 2020 immer nach Berlin, dazu zweimal der Pokal. Doch in dieser Saison bewältige die Mannschaft die Belastung ganz offensichtlich nicht so wie bisher.
Nach dem Auftakt in eigener Halle (64:88) schrillten die Alarmglocken, Alba stand völlig neben sich. Die Überraschung kündigte sich an und wurde nun im vierten Spiel Realität. Berlin fehlt erstmals seit 2017 wieder im Halbfinale.
Es war eng in Ulm, Lo hätte das Spiel mit der Schlusssirene per Dreier für Berlin entscheiden können. Doch der Wurf war viel zu schwierig und verfehlte den Korb klar. Auch das passte ins Bild.
Der Hauptrundenzweite leistete sich viel zu viele Fehler, Stützen wie Johannes Thiemann und Luke Sikma blieben weit unter ihren Möglichkeiten. 19 Ballverluste standen im Spielberichtsbogen, Ulm hatte acht.
Alba-Coach Gonzalez: "Ulm hat die Serie verdient gewonnen"
Alba hatte nicht nur körperliche Sorgen, es fehlte auch an geistiger Frische, an Handlungsschnelligkeit. Der Gegner wirkte meist etwas wacher.
"Ulm war physisch, war stark, und sie haben die Serie verdient gewonnen", sagte Gonzalez. Ob es nun einen Umbruch beim Hauptstadtteam geben wird, wollte der 48-Jährige nicht voraussagen: "Es ist zu früh, um darüber zu reden." Sein Vertrag läuft bis 2025.
Nach der Bauchlandung haben die Albatrosse Pause. Sollte Lo sich für eine Teilnahme an der WM (25. August bis 10. September) entscheiden, geht es Anfang August in Bonn mit einem Lehrgang weiter. Der nächste Zyklus beginnt.
"Letztens wurde ich gefragt, wie viele Spiele ich insgesamt in den letzten beiden Jahren gespielt habe", so Lo in seiner Kolumne, "ich wusste es nicht. Was ich aber weiß: Es waren zu viele."