Wer braucht schon einen Power Forward?

Von Philipp Dornhegge
Bundestrainer Frank Menz schickt eine extrem unerfahrene Mannschaft in die EuroBasket 2013
© imago

Nach zahlreichen Absagen und einigen Verletzungen schickt Deutschland eine junge und unerfahrene Truppe zur EM nach Slowenien. Heiko Schaffartzik ist der Kapitän, Tibor Pleiß und Robin Benzing plötzlich Führungsspieler. Wie stellt Bundestrainer Frank Menz seine Mannschaft ein, auf wen darf man sich freuen? Das DBB-Team in der Kaderanalyse.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Point Guards: Heiko Schaffartzik, Per Günther, Bastian Doreth

Heiko Schaffartzik ist der Anführer, und das nicht nur, weil er ganz offiziell Kapitän der Mannschaft ist. Der Neu-Münchner ist seit Jahren und immer dann, wenn Dirk Nowitzki nicht dabei war, die beste Offensivoption. Weil er jederzeit heiß laufen und exzellent von außen schießen kann.

Dank der Erfahrung, die der 29-Jährige auf internationalem Niveau inzwischen gesammelt hat, hat er sich darüber hinaus zu einem sehr passablen Dirigenten des deutschen Spiels entwickelt. Leider Gottes, und das ist auch das Problem der aktuellen Truppe, ist man zu oft zu abhängig von Schaffartiks Scoring.

Und der kann nun mal nicht alles allein machen. Immer wieder wird Schaffartzik deshalb wohl auf die Zwei ausweichen und Per Günther die Regie führen lassen.

Dem Ulmer fehlt nach einer tollen Saison, die mit einer bitteren Verletzung quasi beendet wurde, etwas der Rhythmus und die Fitness. Entsprechend unzuverlässig ist der Spielmacher in seinen Leistungen. Gegen Schweden sah das Ganze allerdings schon wieder deutlich dynamischer aus.

Es ist klar: Nur ein fitter Günther erlaubt es Trainer Frank Menz, Schaffartzik die Ruhepausen zu gönnen, die dieser braucht, um dann wieder da zu sein, wenn es nötig ist.

Bastian Doreth ist eine solide Ergänzung, dessen Ballhandling gut genug ist für das EM-Niveau, der allerdings kaum Erfahrung auf diesem Level hat und in erster Linie lernen soll. Doreth war nicht von ungefähr der letzte Spieler, der in den DBB-Kader gerutscht ist.

Shooting Guards: Lucca Staiger, Karsten Tadda

An manchen Tagen sehen die deutschen Shooting Guards aus, als wären sie absolute Weltklasse, an anderen können sie Menz zum Wahnsinn treiben. Lucca Staiger hat die Fähigkeiten, einer der tödlichsten Schützen Europas zu sein, mit seinem schwankenden Selbstvertrauen wirft er sich aber zu oft selbst aus der Bahn.

Ist der 25-Jährige gleich zu Beginn einer Partie im Spiel und kann sich mit einem Dreier auf Anhieb in die Scoring-Liste eintragen, muss man immer damit rechnen, dass drei, vier oder fünf weitere Dreier folgen könnten. Unterläuft ihm aber zum Beispiel ein dummer Ballverlust, dann kann sich die Partie für Staiger auch sehr leicht in die andere Richtung entwickeln: Dann fällt sein Wurf nicht und die Auswahl ist häufig schlecht.

Allerdings zeigte sich Staiger in der Vorbereitung sehr engagiert und auch im abschließenden Test gegen Schweden holte er sich Selbstvertrauen für die EM. Zudem hat der Guard sich in Sachen Verteidigung deutlich gesteigert. Sein Passspiel ist ohnehin überdurchschnittlich.

Bei Karsten Tadda kann man sich immer, ausnahmslos immer, darauf verlassen, dass er vollen Einsatz in der Verteidigung zeigt, seine Kettenhundmentalität tut dem deutschen Team sicher gut. Braucht Menz einen Stop in der Defense, kann er Tadda bedenkenlos bringen.

Erzwingt die Mannschaft Ballverluste, schaltet der 25-Jährige zudem zügig in den Fastbreak-Modus und kann dort Schaden anrichten. Unter Menz spielt der DBB deutlich schneller als noch etwa zu Bauermann-Zeiten, unter dem Tadda noch zu keiner Berufung ins A-Team gekommen war.

Die Entwicklung über Pesic zu Menz ist für Tadda deshalb nur positiv. Denn im Halbfeld ist der 1,92-Meter-Mann offensiv doch limitiert. Sein Drive zum Korb ist ordentlich, aus der Distanz strahlt er aber zu wenig Gefahr aus. Ein Gegner, der das weiß, lässt Tadda am Perimeter Platz und gestattet ihm gar nicht erst die Penetration.

Könnte man Staigers Talent mit Taddas Biss und Selbstbewusstsein paaren, hätte man einen famosen Shooting Guard. So offerieren die beiden ihrem Coach zumindest die unterschiedlichsten taktischen Möglichkeiten.

Seite 1: Backcourt

Seite 2: Forwards

Seite 3: Center & Fazit

Der Spielplan der EuroBasket 2013