Berlins Gruppe B
ZSKA Moskau: ZSKA ist alljährlich einer der Topfavoriten auf den Titel. ZSKA ist ein Team mit einem der höchsten Spieler-Etats, den höchsten Erwartungen - und dem tiefsten Fall der jüngeren Euroleague-Geschichte. Im Finale 2012 ließ man eine 19-Punkte-Führung gegen Olympiakos liegen. Um die Gegenwart etwas positiver zu gestalten, wurde der Kader auch in diesem Jahr hochkarätig bestückt.
Point Guard Milos Teodosic, Flügelspieler Sonny Weems, Allzweckwaffe Viktor Khryapa und die Center Sascha Kaun und Ex-Bamberger Kyle Hines bilden den eingespielten Kern des Teams. Demetris Nichols soll den Abgang von Nenad Krstic kompensieren, dazu kommt mit dem Franzosen Nando de Colo ein Guard, der sogar der sich nicht vor Vorgänger Jeremy Pargo verstecken muss.
Auch diesmal ist der Kader also extrem tief aufgestellt. Das hat Tradition in Moskau. Im vergangenen Jahr erhielten elf Spieler mindestens 15 Minuten im Schnitt. Und es gibt wenig Anlass, zu vermuten, dass das dieses Jahr anders sein wird. Teodosic, Weems und Khryapa sollten die meisten Minuten sehen, ansonsten wird munter rotiert, sodass auch die Moskauer Urgesteine Andrey Vorontsevich und Vitaly Fridzon ihre Minuten sehen werden.
Moskau zählt erneut zum Kreis der absoluten Topfavoriten auf den Titel. Das Team ist mindestens ebenso stark einzuschätzen wie im vergangenen Jahr, als man als Favorit im Halbfinale an Maccabi scheiterte. Zwar muss sich zeigen, wie der Abgang von Coaching-Legende Ettore Messina gen San Antonio verkraftet wird, allerdings hat ZSKA mit Dimitrios Itudis einen Nachfolger verpflichtet, der weiß, wie man die Euroleague gewinnt. Als Assistent von Coaching-Legende Zeljko Obradovic setzte sich der Grieche insgesamt fünf Mal Europas Krone auf.
Player to Watch: Nando de Colo. Keine Frage, Milos Teodosic hält die Fäden in der Moskau-Offensive in der Hand, doch man sollte auf seinen Backcourt-Kollegen Nando de Colo achten. Sein NBA-Abenteuer in San Antonio und Toronto hat er beendet, jetzt will er wieder in Europa angreifen. Inzwischen ist er 27 Jahre alt und es wird interessant, wie sich sein Spiel in den vergangenen beiden Jahren in Übersee verändert und verbesert hat.
Projected Starting Five: Teodosic, De Colo, Weems, Khryapa, Kaun
Maccabi Tel Aviv: Der Titelverteidiger befindet sich im Umbruch. Meister-Coach David Blatt ist zu den Cleveland Cavaliers abgewandert, dazu finden sich viele neue Gesichter im Team. Einige Stars mussten ersetzt werden, was Coach Guy Goodes wiederum gut gelang: Jeremy Pargo kennt die Euroleague gut und soll Tyrese Rice im Grunde eins zu eins ersetzen.
Dazu baut Maccabi auf die Hilfe ehemaliger BBL-Profis. Ex-Artland-Dragon Marquez Haynes dürfte viel Spielzeit auf der Zwei erhalten, der ehemaliger Trierer Allrounder Nate Linhart kämpft um einen Platz in der Rotation. Ex-Berliner Brian Randle spielte eine sehr starke Vorbereitung, die ihm Spielzeit auf den großen Positionen einbringen sollte.
Wie schon im vergangenen Jahr wird Small Ball bei den Israelis großgeschrieben. Mit Aleks Maric steht nur ein Center mit Gardemaß (2,11m) in der Rotation. Eine Startformation mit drei Guards erscheint wahrscheinlich - Pargo, Haynes und Smith verfehlen alle die Zwei-Meter-Marke deutlich. Das gilt auch für Sylven Landesberg, der gegen die Cavs und Nets sehr starke Vorstellungen lieferte. Interessant wird zudem zu beobachten sein, wie sich Alex Tyus entwickelt. Schließlich hatte der Forward dank seiner Energie großen Anteil an Maccabis starkem Auftritt im Final Four.
Ähnliche Wunderdinge wie im letzten Jahr sollte man nicht von Maccabi erwarten. Zwar besitzt der Kader durchaus Qualität, allerdings wiegen die Abgänge von Ricky Hickman, Tyrese Rice, David Blu und nicht zuletzt Coach David Blatt schwer.
Player to Watch: Sylven Landesberg. Er ist der klare Gewinner der Vorbereitung. Im vergangenen Jahr kam der US-Israeli nur sporadisch zum Einsatz (3,2 Punkte), jetzt scheint er zum nächsten Schritt bereit zu sein. Der 24-Jährige wird sich mit Smith und Haynes die Zeit auf dem Flügel teilen und bringt die athletischen Voraussetzungen mit, um in diesem Maccabi-Team einer der Topscorer sein.
Projected Starting Five: Pargo, Haynes, Smith, Pnini, Maric
Unicaja Malaga: Malaga zählt beinahe zum Inventar der Euroleague. Nach schwachen Jahren in der ACB ging es letzte Saison mal wieder bis ins Halbfinale. Zudem wurde das Top 16 in der Euroleague erreicht. Dann allerdings folgte der Aderlass: Nik Caner-Medley, Zoran Dragic und weitere Leistungsträger verließen den Verein, der runderneuert in die Saison geht.
Noch dabei sind die Spanier Fran Vazquez und Carlos Suarez sowie die Guards Jayson Granger und Ryan Toolson. Die Verluste auffangen soll insbesondere Flügelspieler Kostas Vasileiadis, der von Anadolu Efes kam. Dazu kommt mit Point Guard Stefan Markovic ein erfahrener Aufbau vom türkischen Eurocup-Teilnehmer Banvit und mit Will Thomas ein Power Forward aus Italien, bei dem das Wort "Power" durchaus ernstzunehmen ist.
Wieviel diese insbesondere in der Offensive auf Euroleague-Niveau leisten können, gilt es abzuwarten. Prunkstück des Teams wird wie in den vergangenen Spielzeiten der Frontcourt, der einige Zentimeter mitbringt. Neben Thomas stehen mit Fran Vazquez und Vladimir Golubovic zwei Center mit Gardemaß bereit.
Unicaja ist zwar ein Dauerbrenner in Europas höchster Spielklasse, in dieser Saison sind die Spanier jedoch eine Wundertüte. Schlagen die Neuzugänge ein, ist das Top 16 sicher drin. Dauert die Anpassung länger, könnte es schwierig werden.
Player to Watch: Kostas Vasileiadis. Der Neuzugang mit dem größten Namen bei Malaga wird viel Verantwortung tragen im Offensivspiel. Vergangene Saison verpasste der Grieche mit Istanbul nur um Haaresbreite die Playoffs und legte dabei im Schnitt elf Punkte und drei Rebounds auf. Vasileiadis gilt als ausgezeichneter Schütze. Sein Distanzwurf könnte deshalb über das Schicksal von Unicaja entscheiden.
Projected Starting Five: Granger, Toolson, Vasileiadis, Thomas, Vazquez
Cedevita Zagreb: Nach einem Jahr Abwesenheit kehrt der kroatische Meister zurück in die Euroleague - und das mit einem hochkarätigen Neuzugang: Roko Ukic ist zurück in seiner Heimat und soll den Floor General geben. Die letzten beiden Jahre verbrachte er in Athen bei Panathinaikos. Der kroatische Nationalspieler verletzte sich allerdings gleich im ersten Saisonspiel und fällt einige Wochen aus. Das gilt auch für den Erfolgscoach Jasmin Repesa, der an einer Lungenentzündung leidet.
Der Start in die Adria-Liga ging daher auch direkt in die Hose. Diesen Trend stoppen sollen insbesondere Center Miro Bilan, sowie das Bruderpaar Mario und Ante Delas auf dem Flügel. Fran Pilepcic wird in der Abwesenheit von Ukic den Spielaufbau übernehmen, Nemanja Gordic wird ihn unterstützen.
Ein turbulenter Beginn in die zweite Euroleague-Saison in der Geschichte des Vereins käme angesichts all der Unwägbarkeiten nicht überraschend. Ärgerlich aus Alba-Sicht, dass Zagreb der letzte Vorrundengegner sein wird.
Player to Watch: Roko-Leni Ukic. Er ist der absolute Star im Team von Zagreb. Kein anderer Spieler im Kader kann auch nur annähernd auf so viel europäische Erfahrung zurückblicken wie der Point Guard. Der Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft geht in seine neunte Euroleague-Saison, in den letzten Jahren stagnierten die Leistungen des 29-Jährigen jedoch merklich. Bei Zagreb sollte er dennoch Anführer und Hoffnungsträger sein.
Projected Starting Five: Ukic, Babic, Gordic, M. Delas, Bilan
Limoges CSP: Limoges spielt erstmals seit 1998 wieder in die Euroleague. Team-MVP Adrien Moerman konnte gehalten werden, ansonsten zeigt Limoges ein anderes Gesicht als in der vergangenen Saison. Aus deutscher Sicht sind die Verpflichtungen von Guard Jamar Smith und Forward Trent Plaisted interessant, die letztes Jahr in Bamberg beziehungsweise Ulm unter Vertrag standen. Beide werden eine tragende Rolle bei den nicht zu unterschätzenden Franzosen spielen.
Zwar fehlen die ganz großen Namen, dennoch zeigt der Kader Qualität. Auch dank des 22-jährigen Leo Westermann, der nach zwei Jahren Euroleague mit Partizan Belgrad nach Frankreich zurückkehrt. In Partizans junger Mannschaft war er sogar Führungsspieler, in Limoges wird er nicht ganz so viel Verantwortung tragen müssen. Dafür haben die Franzosen noch Ramel Curry. Der Point Guard tingelt seit fast zehn Jahren durch Europa, bevor er letztes Jahr bei Panathinaikos landete.
Alba muss Limoges im Kampf um die Top 16 auf der Rechnung haben. Schließlich ist die Mannschaft zwar ein Neuling, die Spieler sind jedoch durch die Bank Euroleague-erfahren.
Player to Watch: Adrien Moerman ist wie bereits im vergangenen Jahr der Go-to-Guy des Teams. Als europäischer Power Forward hält er sich oft und gerne jenseits der Dreierlinie auf, scheut aber auch nicht das Duell in Korbnähe. Vergangenes Jahr legte er mit 12,3 Punkten und acht Rebounds im Schnitt starke Stats auf. Der 26-Jährige sollte über den Sommer nichts von seinen Qualitäten eingebüßt haben.
Projected Starting Five: Curry, Smith, Boungou-Colo, Moerman, Batista
Fazit: Für Alba wird es ein Rennen im Rennen geben. Moskau und Maccabi werden vorneweg marschieren, für die Teams dahinter geht es um die beiden verbleibenden Top-16-Plätze. Und Alba hat gute Chancen, mit seinem eingespielten Team schon früh zu überraschen. Limoges wird Lehrgeld zahlen müssen, Zagreb und Malaga sind nicht stärker besetzt als Berlin. Das Top 16 ist absolut drin für die Albatrosse.