"Jeder hat Basketball geatmet"

Von Max Marbeiter
Sergio Rodriguez (M.) wurde vergangene Saison zum MVP der Euroleague gewählt
© getty
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SPOX: Das Team hat sich tatsächlich ein wenig verändert. Mit Nikola Mirotic haben Sie einen Ihrer Schlüsselspieler verloren. Wie schwer wiegt sein Verlust?

Rodriguez: Wir werden Niko sehr vermissen. Er hat in den letzten Jahren großartig gespielt und war ein wichtiges Puzzlestück unseres Erfolgs. Nun müssen wir aber nach vorne blicken und uns ständig verbessern. Wir haben einiges vor und versuchen deshalb, ihn bestmöglich zu ersetzen.

SPOX: Da Sie sowohl Mirotic als auch die NBA kennen: Welchen Einfluss kann er Ihrer Meinung nach in den USA haben?

Rodriguez: Um das genau einschätzen zu können, ist es natürlich noch ein wenig früh. Ich weiß auch nicht, wie gerade das erste Jahr verlaufen wird, aber ich denke schon, dass er eine großartige Karriere in der NBA haben wird. Er ist so talentiert. Zudem haben die Chicago Bulls hart dafür gekämpft, ihn endlich rüber zu holen.

SPOX: Mirotic trägt auch in Chicago stolz seinen Bart. Angeblich nahm er sich Ihren, der wohl zu den markantesten im europäischen Basketball zählt, zum Vorbild. Was ist die Geschichte hinter Ihrem Bart?

Rodriguez: Nach den Olympischen Spielen habe ich ihn erstmals ein wenig wachsen lassen. Das war es im Endeffekt auch schon. Mir gefällt es und deshalb ist er geblieben.

SPOX: Die General Manager der NBA wählten Sie zum drittbesten Spieler, der in dieser Saison nicht in der NBA spielt. Wie nimmt man so etwas auf?

Rodriguez: Es ist natürlich schön, so etwas von Leuten zu hören, die wahnsinnig viel über unseren Sport wissen. Am Ende bedeutet es aber eigentlich gar nichts. Denn wenn dich nur zwei Manager an erster Stelle sehen, bist du automatisch in den Top 5 - egal, ob du für die anderen 28 lediglich an zehnter oder zwanzigster Stelle kommst. Irgendwie ist es schon wichtig, die Bedeutung hält sich jedoch - wie gesagt - in Grenzen.

SPOX: Zumindest einige konnten sich ein direktes Bild von Ihnen machen, schließlich spielten Sie zwischen 2006 und 2010 selbst in der NBA. Inwieweit hat Sie diese Erfahrung verändert - als Spieler und als Mensch?

Rodriguez: Mit 20 in der NBA zu spielen, war eine großartige Erfahrung. Ich habe es wirklich genossen und hatte am Ende auch Erfolg. Ich wäre sicherlich nicht derselbe Spieler und Mensch, hätte ich nicht diese vier Jahre in den USA verbracht.

SPOX: Der Vergleich zwischen dem europäischen und amerikanischen Stil wird immer wieder gerne gezogen. Hat die Weltmeisterschaft gezeigt, dass die Lücke zwischen den USA und dem Rest der Welt am Ende doch größer ist, als viele vermutet hatten?

Rodriguez: Am Ende wissen wir, dass die USA allen anderen einige Schritte voraus sind. Sie haben viele Spieler und sehr viel Talent. Dazu haben sie unglaubliche athletische Vorteile. Wir in Europa müssen uns einfach weiter verbessern und sicherstellen, dass wir viel richtig machen, um sie in Zukunft bei einem Turnier vielleicht doch mal wieder überraschen zu können. Das wird allerdings schwierig, da sie so unglaublich viele Spieler haben, die richtig gut sind. Nicht nur einen oder zwei, sie haben ein starkes Team.

SPOX: Dennoch glaubten viele, Spanien könnte den USA den WM-Titel streitig machen. Einige machten Sie sogar zum Favoriten. Dann verloren Sie im Viertelfinale gegen Frankreich. Was lief schief?

Rodriguez: Wir haben in diesem Spiel von Anfang an vieles falsch gemacht. Wenn dir das passiert, kann dich jeder schlagen und Frankreich hat das ausgenutzt. Sie waren einfach besser. Daraus müssen wir lernen und uns mit Blick auf die nächsten Turniere verbessern.

Seite 1: Rodriguez über seine Anfänge, den FCB und Enttäuschungen

Seite 2: Rodriguez über Bulls-Rookie Mirotic, die NBA und Vorteile der USA

Sergio Rodriguez im Steckbrief

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